Der neue Schwanen-Wirt mit seiner Stieftochter Micaela Enderli (Administration) im Weinkeller. Von hier aus sollen die Online-Weindegustation geführt werden. Foto: tiz
Eigentlich hätte der «Schwanen» im Februar wieder Gäste empfangen sollen. Der neue Pächter zieht nächste Woche ein. Wegen Corona verschiebt sich nun aber die Eröffnung des Restaurants. Mit dem exklusiven Import und Verkauf Württemberger Weine will Jörg Moll aber schon starten.
An diesem Nachmittag ist einiges los im «Schwanen». Eineinhalb Wochen vor dem offiziellen Einzug ist der neue Pächter Jörg Moll schon ab und zu hier – zum Organisieren. Dabei unterstütz ihn seine Stieftochter Micaela Enderli. Die gelernte Hotelfachfrau wird in Zukunft für den administrativen Bereich zuständig sein. Heute ist ihre Aufgabe allerdings hauptsächlich das Koordinieren der vielen Besucher. Gerade ist der Berater des Internet-Anbieters eingetroffen. Und Jörg Moll weiss, was er will: «Wir brauchen das schnellste Internet und insbesondere gutes WiFi im Weinkeller.»
Flaschen ohne Etikette
Im Keller? «Das ist Teil unseres Corona-Konzepts für den Start des Weinhandels.» Jörg Moll ist als «Wein Botschafter» Exklusiv-Importeur von Württemberger Weinen. Der Keller des «Schwanen» wird das Lager des neuen Weinhandels. Weil wegen Corona derzeit aber keine Degustationen vor Ort angeboten werden können, weicht Jörg Moll auf das Internet aus. Die Idee: Kunden können sich online ein «Degustations-Paket» zusammenstellen. Diese werden ihnen «anonymisiert», sprich ohne Etikette, zugeschickt. An einem vereinbarten Termin findet dann eine Online-Degustation mit Jörg Moll statt. «Für das passende Ambiente richte ich mich im Weinkeller ein. So können wir die Feinheiten der einzelnen Weine mit der Kundschaft live besprechen – fast wie bei einer richtigen Verkostung.»
Der Weinhandel soll nebst dem Restaurant das zweite Standbein von Jörg Moll werden. «In der Schweiz gibt es noch keine Württemberger Weine. Deren Qualität und Potenzial ist aber gross. Ich bin deshalb überzeugt davon, dass sie gut Fuss fassen werden.» Aber nicht nur der Wein, auch die Gastronomie ist eine Herzensangelegenheit für den gebürtigen Rottenburger (Schwabenland).
Eine Gastro-Familie
Jörg Moll kam vor sieben Jahren durch Zufall in die Schweiz. Seither hat er an verschiedenen Orten in der Schweizer Gastronomie gearbeitet: als Chef de Service (CdS) im «National» in Winterthur, als CdS stv. im «Albishaus» in Langnau oder im Dorf-Restaurant «Grütli» in Hinteregg (ZH). «Mir war es wichtig, so viel wie möglich von der schweizerischen Gastronomie-Kultur kennenzulernen, bevor ich mein eigenes Restaurant eröffne. Denn das war schon immer mein Traum.» Jörg Moll stammt aus einer Wirtefamilie. Seine Grossmutter hatte die erste «Steh-Gastronomie» in Baden-Württemberg eröffnet. «Damals war das noch ein Skandal», erzählt er schmunzelnd. Im «Schwanen» will er die Familientradition nun fortführen – mit gutbürgerlicher Schweizer und Schwäbischer Küche. «Dieses beschauliche Restaurant hat einen sehr angenehmen Stuben-Flair. Das hat mich von Anfang an überzeugt.» Wann das Restaurant eröffnet wird, kann er heute aber noch nicht sagen. Das hängt vom weiteren Verlauf der Corona-Pandemie ab. «Ich werde aber natürlich früh genug informieren.» tiz
Crowdfunding
Für die Wiederöffnung des «Schwanen» und des Weinhandels hat Jörg Moll auch ein Crowdfunding gestartet. Wer sein Projekt unterstützt, kann ein «Stuhlpate», ein «Schwanenkenner», ein «Goldener Schwan» oder sogar ein «Stolzen Schwan» werden. Mehr dazu erfahren Sie hier.