Lutzenberg führt einen Taxi – Service für Senioren ein – Appenzeller Tagblatt vom 20. März 2013, Publitaxi-Vertrag gekündigt, Appenzeller Tagblatt vom 27. März 2013.
In Lutzenberg soll der Kunde für den Publi-Car-Service für fünf Franken Pauschale bis maximal zehn Kilometer weit gefahren werden. Das ist eine Sensation. In der Taxibranche rechnet man mit wenigstens zwei Franken Betriebskosten für jeden zurückgelegten Kilometer. Wobei das nur die absolut reinen Fahrzeugkosten sind. Nicht berücksichtigt sind da die Löhne der Angestellten und des Inhabers. Ganz zu schweigen, dass noch jemand an einen Gewinn des Unternehmens glauben mag. Die Übung in Lutzenberg kann nur erfolgen mit massiver Subvention der Gemeinde. Dazu kann die Zeitung natürlich keine Angaben machen.
Anders präsentiert sich die Situation des Publi Taxi in Teufen, wie bei so vielen Dingen ursprünglich als zukunftsweisendes Projekt gestartet. Die Gemeinde gewährte anfangs teilweise Kostendeckung, wenn wir für Fr. 7.—Pauschaltarif innerhalb der politischen Gemeindegrenzen fahren würden. Also kostete die Fahrt beispielsweise nach Taxameter Fr. 30.–, der Kunde bezahlte Fr. 7.—und die Differenz von Fr. 23.—wurde vollumfänglich von der Gemeinde übernommen. Per 1. März 2013 hat die Gemeinde Teufen die Regeln während dem Spiel geändert. Der Kunde zahlt unverändert Fr. 7.—Pauschale, aber der Rest wird von der Gemeinde neu nur noch zu 50% vergütet. Ein Verwaltungsdekret aus dem Gemeindehaus. Mit der Auswirkung, dass wir als Taxiunternehmen nur noch 50 % Umsatz und Einnahmen erzielen.
Gemäss Vertrag sind wir verpflichtet, den Kundenpreis von Fr. 7.—Pauschale unverändert zu belassen. Wir haben nicht den unternehmerischen Spielraum, den Marktpreis anzuheben soweit, dass wir die Einbusse durch den teilweisen Wegfall der Subventionen wettmachen könnten. Konsequenz ist, dass das Taxiunternehmen in den roten Zahlen fährt und auch die umsatzorientierten Löhne für die Mitarbeiter schrumpfen wie der Schneemann an der Frühlingssonne. Wir werden mutmasslich in absehbarer Zeit den Betrieb schliessen müssen.
Einem mutigen und engagierten kleinen Unternehmer wird schlicht die Luft abgewürgt. Hinzu kommt noch, dass eine Hand voll Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ihren Job verlieren. Nun ja, bekannt ist, dass die Gemeinde Teufen zu den ärmsten Gemeinden im Appenzellerland gehört. Einschneidende Sparmassnahmen drängen sich überall auf. An dem Tag, wo die die Verwaltung und politische Führung von Teufen erklärt , dass sie aus Spargründen zeichensetzend bei sich selbst die Löhne und Bezüge um 50 % kürzen werden, erhält jeder und jede von mir einen Kuss.
Neu führt der Kanton auch noch das Arbeitsbuch für berufsmässige Motorfahrzeugführer ein, welches neu für Taxifahrer gelten soll. Die Diagrammscheibe im Fahrtenschreiber allein soll plötzlich nicht mehr ausreichen. Dieses Arbeitsbuch ist ein kontrollbürokratisches Monstrum. Jeder einzelne Chauffeur muss darin seinen ganzen Tagesablauf akribisch protokollieren. Zuerst in Tagesrapporten, dann noch in Wochenrapporten. Protokolle und Diagramme müssen handschriftlich erstellt werden! Als ob Elektronik und Computer noch nicht erfunden wurden! Vielleicht Fr. 100.- pro Arbeitstag verdient, wenn’s denn wirklich gut geht, aber dann noch eine Stunde Büroarbeit. Für wen und für was, weiss niemand so genau.
Diese gigantische Bürokratie steht nicht mehr im Verhältnis zu den geringfügigen Umsätzen und Löhnen. Das Ganze gäbe Stoff für jeden Kabarettisten. Vielleicht gibt es dazu mal eine Lachnummer bei „Giacobbo / Müller“ im Fernsehen Sonntagnacht. Dann hat man wenigstens noch was davon!
Appenzellerland macht vorwärts! (ein uralter Werbeslogan zu Standortmarketing und Wirtschaftsförderung) Wer fest daran glaubt, schickt mir einen Fünfliber! Bedauerlich ist die Situation natürlich auch für die zahlreichen Seniorinnen und Senioren, die sich von Fahrausweis und Auto getrennt haben, nicht immer zentral im Dorfkern wohnen und unseren Service ausserordentlich zu schätzen wussten!
Daniel Brunner
Schützenbergstrasse 21
Chauffeur PubliTaxi und Bahnhof Taxi GmbH
9053 Teufen
Gemeinde, News
«Offensichtlich einem Rechnungsfehler unterlegen»
Gemeinde nimmt Stellung zur Kündigung des Publitaxi-Betreibers. weiterlesen…
Erich Gmünder | 28. 03. 2013 | Gemeinde, News | Keine Kommentare | Edit