Masken vor der Linse

30.10.2025 | Nerina Keller

Am Samstag wird die Foto-Ausstellung «Charivari» des französischen Künstlers Charles Fréger im Zeughaus eröffnet. Was erwartet Besuchende? Die TP hat wenige Tage vor der Vernissage mit dem Fotografen gesprochen.

Vernissage am Samstag

Am 1. November um 17 Uhr findet im Zeughaus die Vernissage von «Charivari» statt. Fotograf Charles Fréger wird an diesem Abend selbst in Teufen sein und zur Eröffnung der Ausstellung ein Gespräch mit Lilia Glanzmann führen. Anschliessend lädt Luzia Hebel-Kappenthuler zum legendären, wärmenden Gericht «Schnitz und Drunder» ein.

Herr Fréger, woher kommt Ihre Faszination für Maskierungen und Kostüme?

Ich würde es nicht als Faszination bezeichnen. Es ist vielmehr eine Wahl. Wenn ich mich für ein Thema entscheide, dann tauche ich tief ein. Über die Jahre entsteht so eine richtige Beziehung. Und manchmal auch wieder eine gewisse Distanz. Die dann wiederum zu neuen Kreationen führt. Alles ist eine stetige und andauernde Evolution.

Also ist alles viel komplexer als die Annahme blosser Faszination?

Ja und nein. Traditionen widerspiegeln immer etwas in unserer Gesellschaft. Bei «Charivari» geht es um verschiedene Themen. Mit der Arbeit dafür habe ich vor rund zweieinhalb Jahren begonnen. Fertig bin ich aber noch nicht. Die Ausstellung im Zeughaus ist ein erster Versuch, eine Art Experiment.

Und worum geht es denn nun?

Um die Bedeutung von Fasnacht. Die Bräuche und Traditionen dazu sind überall anders, aber haben auch einen verbindenden Faktor. Teil davon sind immer auch kritische Elemente: Man macht sich über Obrigkeiten lustig, lotet Grenzen aus. Die Fasnacht erinnert uns daran, dass sich alles jederzeit ändern kann. Und sie drückt auch eine gewisse Freiheit aus. Ich frage mich immer: Welchen Einfluss hat das 2025?

Charivari?

Das Wort Charivari ist nicht gerade eines des alltäglichen Sprachgebrauchs. Bedeutungen hat es allerdings viele und auch unterschiedliche. Laut Duden bedeutet es «Durcheinander», «Katzenmusik», «Uhrkette» oder auch «Anhänger für die Uhrkette». Im Französischen wird es mit verschiedenen Synonymen übersetzt, die Lärm, Missklang oder Kakophonie bedeuten. Eine Schmuckkette, die zu Trachtenhosen getragen wird, trägt ebenfalls den Namen Charivari. Das Wort wird aber auch für verschiedene Rituale im Laufe der Geschichte verwendet.

Wie entstehen die Bilder?

Sämtliche Bilder von «Charivari» und auch andere ähnlicher Serien entstehen immer auf Verabredung. Ganz selten gehe ich zu Events und Anlässen, wo die Masken und Kostüme normalerweise getragen werden. Dort ist es hektisch und alles geht schnell. Für meine Arbeit brauche ich Zeit. Wenn es eine Verabredung zu einem anderen Zeitpunkt gibt, kommen die Maskierten auch in einer ganz anderen Stimmung. Distanzierter und ruhiger. Wir probieren oft eine Weile aus, bis ich genau den richtigen Ausdruck, die richtige Pose einfangen kann. Es sind dann mehr Skulpturen, keine Reportagen.

Was sind die Geschichten der Menschen hinter den Masken? Bestimmt erzählen sie einiges …

Ich spreche mit den Leuten nicht über ihre Geschichte, ihren Antrieb und ihre Leben. Ich bin kein Ethnograph. Diese Arbeit überlasse ich lieber denen, die was davon verstehen. Manchmal entdecke ich spannende Parallelen bei Kostümen in verschiedenen Teilen der Welt. Aber ich ziehe da keine Schlussfolgerungen. Mein Fokus liegt auf der Silhouette, den Kostümen, der Ausstrahlung und Erscheinung der Verkleideten. Und in jedem Kostüm, in jeder Maske steckt ein Stück Poesie.

Sie waren für die Ausstellung auch in der Schweiz unterwegs. Haben Sie eine «Lieblingsfigur» entdeckt?

Von einer Lieblingsfigur kann ich wohl nicht sprechen. Aber vom Bild aus Sursee bin ich sehr angetan. Es ist in der Ausstellung zu sehen. Auch die Basler «Schnitzelbank» hat mich beeindruckt. Generell ist mir in der Schweiz aufgefallen, wie gut organisiert und aufgestellt die Gruppierungen sind.

Vermutlich hören Sie diese Frage ständig. Aber: Warum sollen Menschen «Charivari» besuchen?

Ich weiss nicht. Sie können einfach neugierig sein auf den ethnographischen Aspekt der Ausstellung. Oder mehr auf die visuelle Erfahrung setzen. Ich bin noch immer ziemlich fragil, was diese Arbeit und Ausstellung anbelangt. Wie gesagt, es ist ein Experiment. Darum möchte ich vor allem einfach dazu ermutigen, mich am Samstag bei der Vernissage persönlich zu treffen. Und sich die Bilder anzuschauen.

Mehr über Charles Fréger erfahren Sie hier.

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