Alexandra Grüter-Axthammer
Vom 20. Juli bis zum 20. August findet die Fussball-WM der Frauen in Australien und Neuseeland statt. Zum neunten Mal wird die WM ausgetragen. 32 Teams nehmen dieses Jahr teil. Auch die Schweiz hat sich qualifiziert und flog am 9. Juli nach Neuseeland. Mit dabei ist die 23-jährige Nadine Riesen. Sie ist in Niederteufen aufgewachsen und startete ihre Karriere beim FC Bühler. Wie sie sich fühlt und welche Rituale sie vor dem Spiel pflegt, hat sie der TP am Telefon erzählt. Nach dem Testspiel gegen Marokko und kurz vor ihrer Abreise nach Neuseeland.
Steile Karriere
Wie fühlt es sich an, an der Fussball-WM teilzunehmen?
Ich bin sehr, sehr stolz. Und das Ganze ist noch schwer für mich zu begreifen. Wenn ich zurückdenke, wie ich als Mädchen beim FC Bühler mit dem Fussballspielen begonnen habe … und jetzt nehme ich tatsächlich an der Weltmeisterschaft der A-Nati teil. Ich denke, dass es erst richtig bei mir ankommen wird, wenn ich in Neuseeland im Hotel angekommen bin.
Welche Ziele hast du dir persönlich gesteckt?
Ich werde mein Bestes geben und das Team nach Kräften unterstützen. Mein Ziel ist es, eine starke Leistung abzuliefern und mich von meiner besten Seite zu zeigen. Wir haben ein vielseitiges Team, das gut zusammenpasst und sich ergänzt.
Und wie sehen die Chancen aus für euer Team?
Die Gruppenphase ist bestimmt unser Ziel. Wir werden unser Bestes geben. In der Gruppenphase treffen wir auf starke Gegnerinnen aus Norwegen, die sicherlich eine grosse Herausforderung werden. Im Testspiel gegen Marokko ist Vieles gut gelaufen. Aber wir müssen daran arbeiten, unsere Torausbeute zu verbessern. Manchmal kann man sich selbst der grösste Gegner sein. Ich bin optimistisch und überzeugt von unserer Mannschaft, Ich denke, dass wir für Überraschungen sorgen können.
Wie habt ihr euch auf die Gegnerinnen vorbereitet?
Wir haben bereits gegen einige der Teams gespielt und kennen sie. Zudem verfügen wir über ein engagiertes Staff-Team mit Analysten, die die Spiele der Gegnerinnen genau anschauen. Allerdings liegt unser Hauptfokus darauf, uns auf unser eigenes Spiel zu konzentrieren und weniger auf das Spiel der Gegnerinnen. Wir möchten unsere Stärken nutzen und unser Spiel auf den Platz bringen.
Wie würdest du die Atmosphäre im Team beschreiben?
Grundsätzlich herrscht eine grosse Vorfreude bei uns allen. Jede ist hochmotiviert und möchte noch mehr leisten als zuvor. Jedoch hat uns die Verletzung und der Ausfall von Iman Beney alle tief getroffen. Es war ein großer Schock für das gesamte Team. Nun möchten wir auch für Iman alles geben und für ein tolles Turnier zeigen.
Was sind die Stärken eures Teams?
Wir verfügen über eine vielfältige Auswahl an Spielerinnen mit individuellen Stärken. Es ist eine gelungene Mischung aus erfahrenen und jungen Spielerinnen. Auf dem Platz harmonieren wir sehr gut miteinander – auch abseits des Spielfelds. Die Teamdynamik ist stark.
Wie bereitet sich das Team jeweils vor den Spielen vor? Hast du persönliche Rituale?
Als Team hören wir vor dem Spiel gemeinsam Musik, um uns zu motivieren. Danach bereitet sich jede Spielerin individuell und persönlich auf das Spiel vor. In meinem Fall habe ich eine Gewohnheit entwickelt, bei der ich immer zuerst die linke Seite anziehe: linke Socke, rechter Socke, linke Stulpe, rechter Stulpe, linker Schuh, rechter Schuh. Es ist eine kleine Eigenheit, die sich im Laufe der Zeit entwickelt hat.
Wie erlebst du die Entwicklung im Frauenfussball?
Ich erlebe die Entwicklung des Frauenfussballs als sehr positiv. Das Interesse daran wächst stetig. Ich bin überzeugt, dass mit der bevorstehenden WM der Frauenfussball noch populärer wird.
Mit 9 Jahren hast du beim FC Bühler angefangen Fussball zu spielen. Seither hast du bei verschiedenen Vereinen gespielt, und im Moment bist du beim FC Zürich Frauen. Was war bisher dein grösster Erfolg?
Mein erster Cupfinal mit FCZ letztes Jahr war sicher ein grosser Erfolg. Aber auch die Teilnahme an der EM letztes Jahr in England mit der A-Nati.
Wie geht es für dich nach der WM weiter?
Mein Vertrag beim FCZ Frauen läuft noch bis 2024. Im Moment konzentriere ich mich auf die WM und habe noch keine weiteren Pläne.
Bist du Profifussballerin und kannst vom Fussballspielen leben?
Ich selbst bezeichne mich nicht gerne als Profifussballerin, da ich auch noch arbeiten muss. Ich arbeite 30 Prozent in einer Tagesschule als Kinderbetreuerin. Sonst wäre es finanziell sehr eng.