Alexandra Grüter-Axthammer
Bea Schälli ist eine Kunstliebhaberin und sammelt Bilder. Den Begriff «Sammlerin» mag sie allerdings nicht besonders. Sie erwirbt Kunstwerke und Objekte, die in ihr Emotionen wecken oder sie an Menschen und Orte erinnern – wie zum Beispiel ihr Lieblingsbild aus Australien.
Das Lieblingsbild von Bea Schälli hängt über dem Esstisch. «Ich habe es auf meiner Reise durch Australien erworben», erzählt die 59-Jährige. Während eines Monats bereiste sie den australischen Kontinent und machte Halt am zentral gelegenen Uluru. Ihre kleine Reisegruppe hatte das Glück, zu einer Zeit dort zu sein, als sie die einzigen Besuchenden waren. «Die Ruhe war beeindruckend, die Natur und der ‹heilige Berg› der australischen Ureinwohner sind ein unvergessliches Erlebnis.» Am Ende der Reise stiess sie in Adelaide auf ein Bild in einer Galerie, das sie faszinierte. Das Bild war das Werk einer australischen Ureinwohnerin und zeichnete sich durch die typische Punkttechnik der Aborigines aus. Die gepunkteten Linien stellen Flussläufe dar. «Ich wusste, dieses Bild ist es, was ich von Australien heimbringen möchte.» Es habe in ihr das Gefühl der Verbundenheit und der Stille wieder anklingen lassen, das sie beim Uluru empfand. Das Kunstwerk in den erdigen Farbtönen begleitete die Schulische Heilpädagogin in die Schweiz.
Kunstplakate statt Popstars
«Die Welt der Kunst hat mich bereits in meiner Jugend fasziniert», erzählt sie. Während ihres Studiums an der Pädagogischen Hochschule konzentrierte sie sich vor allem auf die klassische Kunst. In dieser Zeit reiste sie mit Freundinnen mit Rucksack und per Zug durch Europa. Sie besuchten Museen, und wenn vor Museen Plakate für Kunstschaffende warben, wie etwa für den französischen Maler Claude Monet, nahmen sie das Plakat ab und mit. Im Laufe der Zeit führten sie Kartonröhren mit, um die Plakate sicher nach Hause zu transportieren. Während andere junge Menschen Poster von Popstars an ihre Wände hängten, schmückte Bea Schälli ihre Räume mit den Kunstplakaten. Selbst wenn sie über die bekannten Künstler mit grossen Namen Bescheid weiss, interessierte sie sich zunehmend für regionale Kunstschaffende. Ihr ehemaliger Lebenspartner war bestens vernetzt in der lokalen Kunstszene, wodurch ihre Leidenschaft für Kunst vertieft wurde. Für Bea Schälli stand dabei stets die Geschichte eines Bildes oder Objekts sowie die persönliche Verbindung zu den Kunstschaffenden im Vordergrund.
Platz für Kunst erweitert
In ihrer Wohnung mangelt es schlichtweg an ausreichendem Platz, um all ihre Bilder an den Wänden zu präsentieren. Ausserdem beherbergt ihre Wohnung eine bunte Vielfalt anderer Sammelstücke – darunter Skulpturen, Ansichtskarten, Kuriositäten von Flohmärkten und Brocanten und sogar eine kleine Ansammlung von Zuckersäckchen. «Diese bringe ich gerne von Ausflügen und Reisen mit», erzählt sie mit einem Schmunzeln. «Zuhause habe ich inzwischen eine kleine Dose voller unterschiedlicher Zuckersäckchen.» Trotz allem, als Sammlerin möchte sie nicht bezeichnet werden. Denn diesem Ausdruck hafte etwas an, das ihr nicht gefalle. Um mehr Platz für ihre Kunstwerke zu schaffen, hat sie einen Raum in der Nachbargemeinde Bühler gemietet. Dort finden einige ihrer gerahmten Bilder ihren angemessenen Platz an den Wänden. Während zahlreiche weitere Werke in Mappen auf ihren grossen Auftritt warten. Darunter befinden sich Lithografien, Drucke, Aktbilder und Originalbilder. Gelegentlich entscheidet sie sich, einige Bilder über «Ricardo» oder im Atelier zu verkaufen, doch es geht ihr dabei nicht um Gewinn. Schliesslich entstehen dabei wiederum Begegnungen. Damit es Raum für neue Sammelstücke gibt, meint sie: «Es wäre wunderbar, wenn die Werke weiterziehen könnten. » Und ganz sicher ist sie sich nach dem Gespräch nicht, ob sie vielleicht nicht doch eine Sammlerin ist.
