Advent: Worauf warten wir eigentlich?

03.12.2017 | Erich Gmünder
oekum
Bildbericht: Erich Gmünder

Ja, worauf warten wir eigentlich am ersten Advent? Darauf gaben die Pfarrerin Andrea Anker und Pfarreileiter Stefan Staub am ökumenischen Adventsgottesdienst im Stofel Antwort. Die in Teufen aufgewachsene Andrea Imper stellte das Kinderhilfswerk KUZIVANA vor, das aus dem Erlös des diesjährigen ökumenischen Adventsverkaufs unterstützt wird, und eine Familienkapelle aus dem Vorarlberg verbreitete vorweihnachtliche Stimmung.

Während die Auslagen und die Hintergrundmusik bei Grossverteilern uns das Warten auf Weihnachten versüssen – oder je nach dem auf den kommenden Konsum einstimmen wollen – , tritt der eigentliche Sinn des Advents in den Hintergrund. Anhand von vier Situationen, die in Dias auf die Leinwand projiziert wurden, erklärten die beiden Geistlichen, was Warten und Erwartung auch bedeuten könnten.

Warten am Bahnhof als Symbol des Lebens als Reise – für Momente, an denen wir uns nicht verstanden fühlen, nicht wissen, wohin die Reise geht und uns im Warten vermutlich erst richtig selber kennenlernen, wie Stefan Staub sagte. Oder warten auf ein Rendez-vous – Gefühle, die nicht erwidert werden, Erwartungen an das Gegenüber, die nicht erfüllt werden.

Das Bild einer alten Frau auf einer Parkbank – während die aktive Generation das Warten verlernt hat und nicht mehr einfach stillsitzen kann, sondern automatisch zum Handy greift, um uns abzulenken, finden wir solche Bilder trostlos. Dabei merke man bei Begegnung mit Menschen im hohen Alter oft, dass sie gar nicht unzufrieden seien, sagte Andrea Anker, sondern ihren Blick nach innen, auf schöne Erinnerungen richten. Wie nach einer langen Wanderung, wo man einfach nur noch absitzen und sich erholen wolle.

Schliesslich, von Stefan Staub bei einem Besuch in Nordirak fotografiert, das Bild eines Kindes in den Trümmern der Stadt Sindschar, das auf ein besseres Leben wartet – ein einsames Warten, das uns hilflos zurücklässt…

Das letzte Dia zeigte das Rembrandt-Gemälde des alten Simeon mit dem Jesus-Kind auf den Armen. „Nun lässt du deinen Diener gehen, Herr, in Frieden, wie du gesagt hast, denn meine Augen haben das Heil gesehen“, betete Simeon tief ergriffen, nachdem er ein Leben lang auf die Erfüllung von Gottes Verheissung gewartet hatte. Pfarrerin Andrea Anker wies darauf hin, dass sich der einsame, völlig verarmte Rembrandt im alten Simeon selbst dargestellt hatte: als ein Mensch, der äusserlich fast erblindet mehr und mehr nach innen schaute. Und gerade deshalb konnte er im neugeborenen Kind den Glanz der göttlichen Herrlichkeit erkennen.

„Kann es sein, dass alles Sehnen, letztlich über alle Konfessionen und Traditionen hinaus eine Sehnsucht ist nach dem, was wir Gott nennen?“, fragte Stefan Staub.

Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von der Familienkapelle Bär aus dem Bregenzerwald – bei einer Seniorenreise nach Lingenau hatte sie aufgespielt und war spontan für diesen Gottesdienst verpflichtet worden. Während die beiden grösseren Kinder ihre Eltern mit ihren Blasinstrumenten oder Gesang unterstützten, mussten die beiden Kleinkinder stillsitzen – und die Eltern liessen sich beim Spielen nicht aus der Ruhe bringen, wenn die Kleinen ihre Nähe suchten.

Das Licht der ersten Adventskerze wurde symbolisch weitergegeben und vorne in einem Lichtermeer abgelegt.

Auch St. Nikolaus und Knecht Ruprecht machten ihre Aufwartung.

Anschliessend trafen sich die Besucherinnen und Besucher zum Suppenzmittag mit Kuchenbuffet im Pfarreisaal im Stofel. Beim Service halfen die Konfirmanden mit.


Hilfe für afrikanische Kinder in Not


Der gesamte Erlös des ökumenischen Adventsverkaufs wie des Suppenzmittags geht an das Kinderhilfswerk KUZIVANA, das von der in Teufen aufgewachsenen Lehrerin Andrea Imper und ihrer Berner Kollegin Daniela Kohler vorgestellt wurde.

Andrea Imper, deren Eltern und Brüder in Teufen leben, wurde vom früheren Pfarrer und Missionar Pater Bruno Fürer nach Zimbabwe „geschickt“, um dort ein ihm aus seiner Zeit als Missionar persönlich bekanntes Hilfswerk zu besuchen.

Es sollte nicht der letzte Besuch sein – die heute 30-jährige Lehrerin war auf Anhieb begeistert von der Mentalität der Menschen dort und ist bei insgesamt 7 Besuchen immer wieder in ihre Realität eingetaucht. Einmal durfte sie im Rahmen eines Praktikums der Pädagogischen Hochschule Rorschach gar vier Wochen dort unterrichten.

Auf dem Korrespondenzweg hat sie Daniela Kohler aus Bern kennengelernt: Sie war ebenfalls von ihrem (reformierten) Pfarrer in Wohlen auf das Projekt aufmerksam gemacht worden und einmal besuchten die beiden Zimbabwe sogar gemeinsam.

Kuzivana – der Name stammt aus der in Zimbabwe gesprochenen Bantu-Sprache Shona und heisst soviel wie „sich kennen, voneinander wissen“ – ist ein von Freiwilligen spesenfrei geführtes Kinderhilfswerk, das sich im afrikanischen Land um Kinder in Not kümmert.

Die Spenden fliessen einerseits an das von Schwestern geführte Alfred-Walter-Hostel für geistig behinderte Kinder, anderseits an ein Waisenhaus, welches sich um AIDS-Waisen im zur Stadt Gweru gehörenden Township Mkoba kümmert und von einer Schwester des SJI-Ordens geführt wird.

Spenden an Projekt Kuzivana, Berner Kantonalbank, IBAN CH02 0079 0016 2889 4151 3

www.kuzivana.ch

 

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