Zehn Jahre Ruhe für das Untere Hörli?

14.05.2019 | Timo Züst

Sie sind sich schon mal einig: Gemeindepräsident Reto Altherr und Dölf Früh. Er ist über die tecti AG Besitzer des Unteren Hörli. Nun benötigen sie nur noch die Zustimmung des Stimmvolks. Foto: tiz[/caption]

Timo Züst

Am 19. Mai entscheidet die Teufner Stimmbevölkerung über einen Landkauf. Der Gemeinderat schlägt den Erwerb des «Unteren Hörli» für 4,38 Mio. Franken vor. Die TP hat Besitzer Dölf Früh (tecti AG) und Gemeindepräsident Reto Altherr gefragt: Warum ist das eine gute Idee?

Der Verkäufer

Herr Früh, Sie sind Inhaber der tecti AG, der Besitzerin des «Unteren Hörli». Wie viele Projekte auf Teufner Gebiet liegen bei der tecti AG derzeit auf dem Tisch?

Dölf Früh: Eigentlich nur das Hörli und der Fernblick.

Warum haben Sie sich dazu bereiterklärt, das «Untere Hörli» mit 5868 Quadratmetern der Gemeinde zum Verkauf anzubieten? Dafür existiert ja immerhin bereits ein gültiger Sondernutzungsplan…

Wir wollen in einer Gemeinde, in der wir unseren Sitz haben, aber primär auch wohnhaft sind, nichts «durchboxen». Wenn ein Grossteil der Stimmbevölkerung gegen dieses Projekt ist, verzichten wir lieber auf einen Konflikt, wenn es eine bessere Lösung gibt.

Eine so grosse und zentrumsnahe Parzelle auf Teufner Boden ist für einen Immobilienentwickler viel wert. Sind Sie darauf nicht angewiesen?

Nein. Wir arbeiten an vielen Immobilien-Projekten vom Bündnerland bis nach Zürich. Wir können auf das «Untere Hörli» verzichten. Ein Argument der Petitionärinnen und Petitionäre ist, dass eine der «letzten freien Dorfwiesen» grün bleiben soll.

Können Sie das nachvollziehen?

Ich muss das nachvollziehen können. Meiner Meinung nach wäre auch eine Überbauung mit einzelnen Einfamilienhäusern für junge Familien eine sehr sinnvolle und schöne Lösung für dieses Gebiet.

Ein anderes Anliegen der Kritiker: Wenn hier schon gebaut wird, sollen günstige Wohnungen statt freistehende EFH entstehen.

Wir von der tecti AG produzieren immer für den Markt. Unsere Analysen haben ergeben, dass es in Teufen nicht genug bezahlbare Einfamilienhäuser hat. Deshalb haben wir uns für ein solches Projekt entschieden. Die Reaktionen auf die Bekanntmachung gaben uns übrigens Recht: Wir erhielten sehr viele Reservierungs- Anfragen. Zudem wollen wir eben gerade an dieser sensiblen Lage keine massigen Wohnblöcke bauen.

Der allfällige Verkaufspreis an die Gemeinde steht nun fest: 4,38 Mio. Franken. Das sind etwas mehr als 746 Franken pro Quadratmeter. Sie sagten, daran verdienen Sie kein Geld…?

Das ist richtig. Wir haben unseren einstigen Kaufpreis lediglich um 1,2 Prozent verzinst und die externen Planungskosten addiert. Die bei uns intern aufgelaufenen Kosten haben wir nicht in Rechnung gestellt.

Das klingt nach einem sehr freundlichen Angebot.

Ja, ich finde es auch freundlich.

Kann ich Sie zu einer Vermutung über den Abstimmungsausgang überreden?

Nein, das wäre Kaffeesatz lesen.

Falls sich die Bevölkerung gegen den Kauf entscheidet: Was passiert dann?

Dann fahren wir wie geplant weiter. Die Baueingabe für die EFH-Siedlung würde bald erfolgen. Die Arbeiten sind dort schon weit fortgeschritten.

Die Gemeinde

Herr Altherr, was ist die Empfehlung des Gemeinderats für den 19. Mai?

Reto Altherr: Wie Sie dem Edikt entnehmen können, spricht sich der Gemeinderat für den Kauf der Parzelle Unteres Hörli aus.

Was sind die Argumente dafür?

Mit einem Kauf könnte die Gemeinde selbst steuern, ob das Gebiet freigehalten oder überbaut wird.

Sie schreiben auch, dass es der Gemeinderat als angebracht erachtet, sich nach einem allfälligen Kauf für mindestens zehn Jahre alle Optionen offen zu lassen. Warum?

In den kommenden Jahren werden die kommunalen Orts- bzw. Richtplanungen vollständig überarbeitet. Falls die Gemeinde diese Parzelle kaufen darf, wäre es sicher sinnvoll, diese Planung vorerst abzuwarten.

Bedeutet das, dass das «Untere Hörli» bei einem Kauf auch mindestens zehn Jahre unbebaut bleibt?

Wenn man die neue Richtplanung abwarten will, ist ein anderer Zeithorizont schlicht unrealistisch. Das Erstellen der Planung wird schon bis zu fünf Jahre dauern. Mit einer allfälligen Entwicklung des Gebiets könnte also erst danach begonnen werden.

Für das Gebiet existiert ein gültiger Sondernutzungs- bzw. Quartierplan. Könnte die Gemeinde es im Zuge der neuen Ortsplanung trotzdem einer anderen Zone zuteilen?

Ja, das wäre möglich. Man könnte diese Fläche in der Bauzone mit entsprechend grossen Flächen anderer Zonen im Gemeindegebiet «austauschen».

Könnte es sogar sein, dass das «Untere Hörli» auch langfristig grün bleibt?

Leider verfüge ich nicht über hellseherische Fähigkeiten. Es ist kaum vorauszusagen, wie sich die Situation in 20 oder 30 Jahren präsentiert.

Falls die Gemeinde nun in den Besitz dieser Parzelle gelangt: Wäre die Stimmbevölkerung dann auch in die weiteren Prozesse involviert?

Das hat immer mit den Finanzkompetenzen des Gemeinderates zu tun. Diese sind in Teufen traditionell tief. Der Gemeinderat könnte also beispielsweisse ein kleines Stück der Parzelle in eigener Kompetenz verkaufen. Sobald es aber um einen grösseren Bereich ginge, käme das vors Volk. Das gleiche gilt auch für die Ausgabenseite – falls also etwas gebaut werden soll.

Der Preis der Parzelle liegt mit 4,38 Mio. Franken deutlich über der amtlichen Schätzung von 2018 (3,537 Mio. Franken). Ist dieser Preis aus Sicht des Gemeinderates angemessen?

Wir haben diese Offerte von der tecti AG erhalten. Ansonsten kann ich nur sagen, was im Edikt zu lesen ist: Der Gemeinderat empfiehlt den Kauf. Ausserdem könnten die angesprochenen 3,537 Mio. Franken im Finanzvermögen bilanziert werden. Der Restbetrag von 843’000 Franken würde der Neubewertungsreserve zugewiesen. Mit anderen Worten: Das Grundstück kann ohne Nettobelastung der Erfolgsrechnung erworben werden. Und Fremdkapital müsste aufgrund der hohen Liquidität zurzeit auch keines aufgenommen werden.

Die Gemeinde geht mit dieser Abstimmung einen interessanten Weg. Andernorts ist man froh, wenn private Investoren Baugebiete entwickeln.

Das ist natürlich eine Frage der Ausgangslage. Sind die Finanzen einer Gemeinde eher knapp bemessen, würde der Gemeinderat so einen Kauf wohl nicht empfehlen. Denn dann müsste man sich entscheiden: Kaufen wir dieses Grundstück oder investieren wir beispielsweise in ein neues Schulhaus. Dank unserer guten finanziellen Ausgangslage müssen wir uns diese Entweder-Oder-Frage glücklicherweise nicht stellen. Trotzdem: Auch wir können und möchten nicht auf private Investoren verzichten.

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