











Sepp Zurmühle
Bei heiss-schwülem Sommerwetter öffneten am Sonntag 27. Juni sechs Gärten in Teufen und Niederteufen ihre Pforten und luden zur Besichtigung ein. Jeweils um 14, 15 und 16 Uhr fanden halbstündige Führungen statt. In diesem Zeitfenster konnten interessierte BesucherInnen bis zu drei Gärten auswählen und besuchen.
Der Hitze zum Trotz machten sich zahlreiche Teufnerinnen und Teufner zu Fuss oder per Velo auf den Weg zu den von ihnen ausgewählten Gärten und wurden von den Gartenbesitzern vor Ort herzlich empfangen und mit kühlen Getränken versorgt.
Entweder ging man selber auf Entdeckungstour durch die Gärten, beobachtete, spürte nach und konnte Fragen stellen oder man wurde durch die verschiedenen Bereiche geführt. Überall fand ein interessierter Austausch zwischen den Anwesenden statt, auch unter den Besucherinnen und Besuchern. Die Vielfalt innerhalb der einzelnen Gärten und die Unterschiedlichkeit der Gärten untereinander entspricht voll und ganz dem Grundgedanken der Biodiversität.
Marie-Theres und Albert Peterer zeigten ihre Sammlung an wunderschönen Schwalbenschwanz-Raupen, welche in sehr unterschiedlichen Grössen zu bestaunen waren, wobei sich die ersten gerade verpuppten. Albert und Marie-Theres Peterer erzählten, wie sich ihr Garten in den letzten 40 Jahren von der Kuhweide rund ums Haus zum heutigen «vielfältigen Naturparadies» mit einer Vielzahl an Zonen, Weglein, Sonnen- und Schatten-Plätzchen entwickelt hat. Viele Obstbäume und ein grosser Gemüse- und Blumengarten gehören dazu. Natürlich entstand alles Schritt für Schritt und mit viel persönlichem Einsatz. Doch die «Freude am Gärtnern und Gestalten» überwog und scheint bis heute ungebrochen zu sein. «Wir überlassen allerdings heute vermehrt der Natur freien Lauf», meint Albert Peterer. «Dies einerseits aus Altersgründen und andererseits, weil wir der Biodiversität heute noch mehr Beachtung schenken.»
Eine völlig andere Art Garten fanden wir bei Franziska und Urs Spielmann. Es ist ein «junger Garten», der nach dem Neubau des Zweifamilienhauses vor wenigen Jahren angelegt wurde. An einer halb-schattigen Hauswand entlang wurde eine Art Waldrand-Flora angepflanzt, inkl. verschiedener Hortensiensorten, weil Franziska Spielmann diese sehr liebt. Auf einem künstlich angelegten Hügelwalm blühen verschiedene Hochstauden prächtig. Besondere Beachtung fanden die blau oder weiss blühenden «Junfern im Grünen» (Nigella damascena) oder aber die prächtigen hellrosa Blüten einer wild gewachsenen, hohen Wicke (vermutlich bunte Beilwicke).
Auf drei Seiten des Hauses sind sogenannte Ruderalflächen angelegt, bzw. belassen worden. Als Ruderalflächen bezeichnet man «Rohbodenflächen» aus Kies, Schotter, Geröll, wie sie beispielsweise auf Kiesbänken und Schotterflächen von Flüssen oder Gletschern vorkommen. Die Ruderalflächen offenbaren ihre Besonderheiten im Kleinen, oft Verborgenen. Sie beherbergen spezielle Lebensgemeinschaften von sog. Pionierarten (Ruderalflora, Tiere, Pilze). Am sichtbarsten waren die pink leuchtenden Kartäusernelken, welche in Österreich entsprechend Steinnelken genannt werden. Es wurde darauf geachtet, dass alle Übergänge zwischen Rasen- und anderen Flächen «fliessend» (ohne harte Trennungen) erfolgen, um Flora und Fauna eine möglichst freie Entfaltung zu ermöglichen.
Vor allem von diesen beiden Gärten finden Sie einige Fotos in der Bildergalerie. Alle sechs nachfolgenden Gärten konnten besucht werden:
Familie Peterer: Haagweg 7 Niederteufen: Bio-Gemüse, Blumenrabatten, Obst und Beeren, Hühnerhaltung, 40-jähriger Garten. Zitat: «Der Garten ist der letzte Luxus unserer Tage, denn er fördert, was in unserer Gesellschaft am seltesten geworden ist: Zeit, Zuwendung und Raum.»
Familie Spielmann, Gopfweg 3, Niederteufen: Naturgarten, Ruderalflure, Blumenwiese, Hochstaudenflur, Gemeinschaftsgarten. Zitat: «Biodiversität – Eine nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt nützt allen.»
Familie Hunziker, Im Holz 16, Teufen: Felsfluren, natürliche Wildnis, Hochstaudenfluren, Weidensammlung, Eidechsenburg: Zitat: «Biodiversität fängt mit ein bisschen Unordnung an.»
Familie Christinger & Karli, Feld 521, Teufen: PIWI-Weinberg (pilzwiderstandsfähige Reben), Kräuter-Vielfalt, Bio-Gemüse, Schafhaltung, Zitat: «Die Gestaltung von Lebensräumen ist ein wechselseitiger Prozess zwischen Mensch und Natur.»
Familie Renn: Rütiholzstrasse 9d, Niederteufen: Naturgarten, Erlebnis- und Erholungsgarten, Bio-Gemüse, Teich, Insektenhotels. Zitat: «Das Paradies wartet. Es ist nur ein Gedanke von Ihnen entfernt – aber Sie müssen ihn denken. Niemand wird das für Sie tun. René Egli.»
Familie Andermatt, Gremmstrasse 24, Teufen: Hecken, Kräuterspirale, Bruchsteinmauer, Bio-Gemüse, Kaninchen-Freihaltung, Vogel-Nistkästen, Teich. Zitat: «Das Gras wächst nicht schneller wenn man daran zieht.»