Nicht sinnvoll und blockierend
Als Landwirt aus Teufen und jemand, dem die heimische Nahrungsmittelproduktion am Herzen liegt, lehne ich die Biodiversitätsinitiative entschieden ab. Regional produzierte Lebensmittel sind nicht nur für uns Bauern, sondern auch für Verarbeitungsbetriebe und Vermarkter von zentraler Bedeutung. Sie tragen dazu bei, dass die Wertschöpfung in unserer Region bleibt und kurze Transportwege die Umwelt schonen. Davon profitieren die Konsumentinnen und Konsumenten.
Schon heute fördern wir Landwirte freiwillig die Biodiversität auf 19 Prozent der Landwirtschaftsflächen, obwohl gesetzlich nur 7 Prozent gefordert sind. Wird die Initiative angenommen, müssen jedoch grosse Teile fruchtbaren Kulturlandes für den Naturschutz geopfert werden. Dies würde nicht nur die lokale Produktion stark einschränken, sondern auch die Importquote von Lebensmitteln weiter erhöhen. Dabei entstehen 70 Prozent der Umweltbelastungen durch unsere Importe im Ausland – das ist ökologisch fragwürdig und gefährdet gleichzeitig die Existenz vieler Bauernfamilien.
Besonders kritisch sehe ich auch, dass in der Initiative neben der Biodiversität der Schutz von Ortsbildern und Denkmälern behandelt wird. Das führt dazu, dass Regionen wie das Appenzellerland in ihrer wirtschaftlichen und touristischen Weiterentwicklung blockiert werden. Zudem würde der Ausbau erneuerbarer Energien massiv erschwert, was für mich als jemand, der auf seinem Betrieb bereits auf Photovoltaik setzt, ein Schritt in die falsche Richtung ist.
Deshalb sage ich am 22. September klar Nein zur Biodiversitätsinitiative.
Werner Giezendanner, Kantonsrat (parteilos),
Präsident Land- und Alpwirtschaftliche Genossenschaft Teufen und Umgebung
Die Zeit läuft uns davon …
Heute, vor allem in den ersten Monaten des Sommers, in welchen die Schweiz und ihre Nachbarländer von verheerenden Unwettern heimgesucht wurden, sollte den Verantwortlichen in der Politik endlich klar sein, dass es so nicht mehr weiter gehen kann. Trockenheit, Hitze, Stürme und extreme Wetterumstürze nehmen seit Jahren zu.
Unsere Politiker beherrschen jedoch nur die «Pflästerli»-Methode. Der Klimawandel, der Artenverlust und die Biodiversität fristen immer noch ein Schattendasein in der rechten Politikerszene. Die dringend notwendigen Massnahmen, längst gefordert von der Wissenschaft sowie Natur- und Umweltorganisationen, werden überhört. Politiker und Lobbyisten aus verschiedenen Bereichen, wie Landwirtschaft, Agrarindustrie, Grosskonzernen oder Finanzmärkten verharmlosen die Wichtigkeit der längst fälligen Massnahmen (siehe Trinkwasserinitiative).
Die Biodiversitätsinitiative verlangt ein Minimum an Massnahmen, um den dringend notwendigen Schutz unserer Lebensgrundlage zu gewährleisten. Seit 1900 gingen 7594 km2 von artenreichen Lebensräumen, wie Trockenwiesen, Auen und Moore verloren. Ein Drittel aller Tier- und Pflanzenarten sind gefährdet oder bereits ausgestorben. Unsere Bestäuber sind unter Druck. Fast die Hälfte der Schweizer Wildbienen ist gefährdet, 59 Arten sind bereits verschwunden. Eine intakte Natur ist von unschätzbarem Wert – das Überleben der Menschheit hängt direkt davon ab. Keine Bienen, keine Nahrung, kein sauberes Wasser: Mensch, wann verstehst du, dass man Geld nicht essen kann? Wir alle müssen Verantwortung übernehmen, die Politik agieren statt reagieren. Ich übernehme diese Verantwortung und lege ein klares JA für die Biodiversitätsinitiative in die Urne am 22. September.
Mägi Bischof, Teufen
Langfristig denken: Ja zur Biodiversität!
Wir essen Früchte und Pflanzen, die unsere Vorfahren über Jahrtausende gezüchtet haben und beuten schonungslos alle Rohstoffe der Erde in kürzester Zeit aus. Ohne Scham wird alles dem kurzfristigen Profit unterworfen, wie beispielsweise:
• die Konsumenten, die jederzeit alles unmittelbar haben möchten und das zum den billigsten Preis
• die Bauern, die mit allen Mitteln aus ihrem Boden möglichst viel herausholen, unter anderem auch, um damit ihre Kredite für den Hof und für neue Landmaschinen zu zahlen
Wenn wir den Konsum reduzieren und weniger Fleisch essen, haben die Landwirte genügend freie Flächen, um Biodiversitätsflächen anzulegen. Denken wir langfristig. Schützen wir unsere Landschaft und den Lebensraum für unsere Nachfahren. Zukünftige Menschen zählen, auch wenn diese keine Lobby haben. Ein antiker Ausspruch lautet: Eine Gesellschaft blüht auf, wenn alte Menschen Bäume pflanzen, in deren Schatten sie niemals sitzen werden. Darum Ja zur Biodiversitätsinitiative am 22. September 24!
André Gabus, Niederteufen
Jetzt Lösungen finden
Die zur Abstimmung kommende Biodiversitätsinitiative fordert Bund und Kantone auf, besser Sorge zu tragen für den Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen.
Das ist ganz offensichtlich nötig, denn Bund und Kantone teilen uns in den einschlägigen Berichten mit, dass der Zustand, der für uns so wichtigen Biodiversität schlecht ist. Warum dann nicht handeln, sondern zerreden und vertagen? Gute Lösungen unter Wahrung der verschiedenen Interessen werden bei Annahme der Biodiversitäts-Initiative von Bund und Kantonen gefunden werden müssen.
Dies ist Aufgabe der Politik und es gibt gute Beispiele, die zeigen, dass dies im Sinne der gesamten Bevölkerung wie auch der nachfolgenden Generationen möglich ist. Also abstimmen gehen und ein klares Ja am 22. September!
Alexander Assmus, GLP-Kantonsrat, Teufen