Hinweis: Hier geht es zum Bericht zur Vernissage von Mäddel Fuchs Buch «Appenzeller Welten».

«Nimmt mich ja wunder, was du draus machst.» «Uff, viel Spass beim Schreiben.» Solche Sätze sind sich Lokaljournalisten gewohnt. Sie fallen jeweils beim Apéro. Zum Beispiel nach einer diskussionsreichen Infoveranstaltung im Lindensaal. Einem Grossanlass mit zu vielen Reden. Oder – wie am Mittwochabend – einer Podiumsdiskussion. Meistens nimmt man sie gelassen entgegen. Irgendwie geht es schliesslich immer. Nach der Diskussionsrunde mit Mäddel Fuchs, Pascale Sigg-Bischof und Annette Joos im Dachgeschoss des Zeughauses war der Schreibende aber auch selbst ziemlich ratlos.
Das liegt nicht daran, dass der Anlass nicht spannend gewesen wäre. Er entsprach auch ganz dem Titel «Ond i sies ase!». Fotograf und Appenzellerland-Kenner Mäddel Fuchs gab den Zuhörenden einen ungefilterten Einblick in seine Frustration. Er sprach von dem mit Klischees beladenen Ausserrhoder Auftritt am Sechseläuten, von den störenden Touristen-Massen an Silvester, von den unwissenden Besuchenden der Viehschauen oder vom ESAF in Mollis: «Eine Arena mit über 50’000 Plätzen, Ticketpreise wie bei einem Rolling Stones-Konzert und eine riesige Festmeile: Und das nennt sich ‘Älplerfest’.» Aber auch von der reichen Geschichte des Appenzellerlands – er erwähnte zum Beispiel die Landteilung von 1597 oder den Landhandel von 1732/33 – und vom fehlenden Verständnis dafür in der Bevölkerung. «Daraus könnte man wunderbar etwas machen. Das müsste man doch besser vermarkten.» Weniger gut findet er hingegen die Vermarktung des Brauchtums, des «Sennischen». Zu viel, zu einseitig, zu romantisch. «Wer einmal ein paar Tage auf der Alp verbracht hat, weiss: Das ist vor allem einfach sehr, sehr streng.» Und wenn es um die «Menschen-Massen» an Silvester geht, fehlen ihm manchmal sogar die Worte. Stattdessen: Kopfschütteln.
Anders gesagt: Mäddel Fuchs ist unzufrieden mit dem heutigen Ausserrhoden. Oder mindestens mit dem Bild, das der Kanton von sich präsentiert. Und es ist spannend, ihm zuzuhören. Auch deshalb, weil sich wohl alle der Anwesenden mit mindestens einer seiner Beobachtungen identifizieren können. Das Problem der Diskussion offenbarte eine Frage von Annette Joos, Präsidentin der AR-Kulturstiftung: «Welches Bild würdest du dir denn wünschen, Mäddel?».
Darauf fand sich an diesem Abend keine konkrete Antwort. Genauso wenig wie auf die Frage, was denn das eigentliche Problem ist. Denn, soviel ist klar, mehr Menschen führen immer auch zu mehr Herausforderungen. Und in einer mobileren, dezentraleren und digitalisierten Welt ist das Vermitteln von kulturellen und historischen Wurzeln zu einer viel grösseren Herausforderung geworden. Auch deshalb sagte Mäddel Fuchs zum Abschied: «Ich habe ja selber auch keine Lösung. Aber dieser Abend hat mir gezeigt, dass ich wohl nicht der Einzige bin, der ein Problem sieht. Wichtig ist, dass wir die Diskussion führen.»
