Letzte Woche hat die TP über die verschwundenen «TIER»-Gefährte berichtet. Momentan gibt es aber keine Antwort von «TIER». Vermutlich wegen der Fusion mit «Dott» Anfang 2024. Die Anfrage dort war dann auch aufschlussreicher. Schon wenige Minuten nach dem Versenden der Anfrage war eine Antwort im Posteingang. Die Botschaft ist simpel: Vielleicht kommen die E-Scooter und -Bikes irgendwann nach Teufen zurück. Aber ob und wann steht derzeit in den Sternen.
«TIER» verdient sein Geld mit grünen Elektro-Gefährten – im vergangenen Jahr kamen ihre Trottinetts und Velos zum ersten Mal nach Teufen. Via App und gegen Bezahlung konnten sie spontan ausgeliehen werden. Dieses Jahr hätte der «Pilotversuch» verlängert werden sollen. Weder die Gemeinde noch die TP erhielten aber Antwort von «TIER». Was ist los beim deutschen Start-Up?
Fusion von «Dott» und «TIER»
Klar ist: «TIER» gewachsen. Aber nicht unbedingt, weil das Geschäft mit den spontan benutzbaren E-Gefährten so gut gelaufen ist. Grund ist der Zusammenschluss von «TIER» mit der ehemaligen Konkurrentin «Dott». Laut Pressesprecherin Lisa Lindenthal hat das Unternehmen durch den erfolgten Zusammenschluss die nötige Grösse erreicht, um weiter zu expandieren und die «wachsende Nachfrage nach Shared Services im Zuge der Verkehrswende zu bedienen». Der nun europaweit grösste Anbieter von «geteilten Mikromobilitätslösungen» generiert laut Mitteilung einen Jahresumsatz von 250. Mio. Euro. Auf die Frage der TP – gestellt hatte sie diese via «Dott»-Website – weshalb es zur Fusion kam, gibt es von der Medienstelle keine konkrete Antwort. Bei «TIER» ging die Rechnung aber wohl nicht mehr auf. «TIER»-Gründer Lawrence Lauscher zählte in einem Interview vom Februar Gründe wie die Pandemie, den Krieg in Europa, die Rezession und Gaskrise auf. Dem Unternehmen ist es gleich ergangen, wie vielen anderen Start-Ups: schnelles Wachstum zu Beginn, dann der Einbruch.
Teufen: höchstens Sommer Pop-Up
Laut Lisa Lindenthal sind «Dott» und «TIER» – die Marken bleiben vorerst bestehen – derzeit «mit verschiedenen Städten und Gemeinden im Austausch, um unseren Service von geteilten E-Scootern und E-Bikes an weiteren Orten anzubieten.» Teufen gehört da aber nicht dazu. Denn im Moment werden nur Standorte bedient, an denen die E-Scooter und E-Bikes ganzjährig benutzt werden können. Dies, weil derzeit «Kapazitäten im (lokalen) Team und bei den Fahrzeugen fehlen». Und «Teufen wegen der hohen Lage nur als ‘Sommer Pop-Up’ infrage kommt». Der finanzielle Druck ist wohl zu gross, Gemeinden wie Teufen zu klein.
Sobald wir mehr Kapazitäten zur Verfügung haben, beurteilen wir die Situation neu.
Lisa Lindenthal, Pressesprecherin von TIER/Dott
Interesse ist da, Kapazitäten nicht
Ab wann Teufen wieder bedient wird, könne derzeit «noch nicht abgesehen werden, aber wir sind auf jeden Fall an einer Weiterführung interessiert». Das ist eine ähnliche Aussage, wie die des «TIER»-Kommunikationsverantwortlichen im letzten Herbst. Dieser versicherte damals, dass «TIER» an einer Weiterführung des Projekts in Teufen interessiert sei – man wolle aber gewisse Optimierungen prüfen. Heute schreibt Lisa Lindenthal nun: «Sobald wir mehr Kapazitäten zur Verfügung haben, beurteilen wir die Situation neu.»
Wer also nicht aufs «Rumdüsen» mit den E-Scootern verzichten mag, muss sich wohl vorerst mindestens nach St. Gallen begeben. Oder sich mit dem guten alten «Drahtesel» durchs Dorf bewegen. Der ist auch «mikro» und macht wahnsinnig mobil.
