Hans Koller
Nach einer erfolgreichen und geduldigen Aufbauarbeit im TV Herisau hat Simon Ehammer auf die neue Saison hin zum TV Teufen gewechselt. Mit der Qualifikation für die Weltmeisterschaften U 20 in Finnland hat der Steiner einen neuen Höhepunkt in seiner noch jungen Karriere erreicht.
Am Mehrkampfmeeting in Landquart beeindruckte der Sportschüler Simon Ehammer mit einer neuen persönlichen Bestleistung von hervorragenden 7224 Punkten. Mit dieser Punktzahl löste Ehammer das Ticket für die U-20 Weltmeisterschaften in Tampere (Fin). Die Weltmeisterschaften werden im Juli über die Bühne gehen. Simon erzielte über 100m, im Kugelstossen, über 110m Hürden, im Speerwurf sowie über 1500m persönliche Bestleistungen.
Wenn Simon Ehammer vom TV Herisau spricht, schwingt Wehmut mit. Der technische Leiter Beat Schluep konnte ihn für die Leichtathletik begeistern. In Herisau durchlief der Steiner unter Schluep die gesamte Grundlagenarbeit so erfolgreich, dass er bereits im letzten Jahr international starten durfte. Der ehemalige Zehnkämpfer Schluep konnte Ehammer für die vielseitigste, aber auch anspruchsvollste Sparte, die «Königsdisziplin» Zehnkampf überzeugen.
Mit dem Alterskategorienwechsel will Ehammer aber sein Trainingsumfeld optimieren und erhofft mit dem versierten Mehrkampftrainer Karl Wyler in Teufen neue Impulse zu erhalten und sich auch technisch weiter entwickeln zu können. Der erste Zehnkampf in Landquart stimmt sowohl Trainer als auch Athlet zuversichtlich.
WM Limite in Landquart
Mit dem Umfeld in Teufen war Ehammer schon vertraut, war er doch schon mehrmals im Trainingslager in St.Moritz dabei und kennt die Qualitäten von Wyler.
Mit viel Selbstvertrauen stieg er in Landquart in den ersten Zehnkampf im Teufner Dress. Nach Bestleistungen im Sprint, Weitsprung und Kugelstossen am ersten Wettkampftag wusste er, sein Ziel würde wohl schon bei seinem ersten Wettkampf in Erfüllung gehen. Mit seiner gewohnten Lockerheit kam er aber am zweiten Tag nicht mehr ganz an seine Trainingswerte heran. Die notwendigen 7200 Punkte, um im Sommer nach Finnland an die Weltmeisterschaften U 20 gehen zu dürfen, erreichte er jedoch problemlos.
In Tampere will der ehrgeizige Zehnkämpfer als jüngerer Jahrgang aber nicht nur internationale Wettkampferfahrungen sammeln. Eine Steigerung auf 7400 Punkte hofft er zu erreichen und ein Platz unter den ersten 10 wäre toll. Wenn man ihm zuhört, glaubt man ihm, denn er strahlt viel Zuversicht und Optimismus aus, und wer seinen Trainingsfleiss kennt, weiss, er wird alles daran setzen, um auch in Tampere international überzeugen zu können.
Ideales Umfeld, Voraussetzung für Spitzensport
Damit solche Leistungssteigerungen möglich sind, muss viel für ein ideales Umfeld eingesetzt werden, um 7 bis 9 Trainings wöchentlich sinnvoll ins Berufsleben einbetten zu können. Da ist einmal die Sportlerschule Appenzellerland, mit der er seit 5 Jahren erfolgreich zusammenarbeitet. René Wyler, Leiter der Sportlerschule, erstellt Trainingspläne, koordiniert mit allen Trainern, und der Sportlehrer und Leichtathletikspezialist ist oft selber dabei, wenn es gilt, an der Technik zu feilen oder im Kraftraum Grenzen der Belastungen zu suchen.
Von der Sportlerschule steht ihm auch Yves Zellweger als ehemaliger Spitzensportler zur Seite, und im TV Teufen hat er mit Karl Wyler einen Trainer gefunden, der schon früher Athleten erfolgreich an internationale Wettkämpfe geführt hatte.
Glücksfall, sein berufliches Umfeld
In der Schulzeit ermöglichte die intensive Zusammenarbeit der Sportlerschule mit ihren Partnerschulen, wie bei Ehammer die Sekundarschule Teufen, Schule und Sport effizient verbinden zu können. Mit Sport Baumann in Appenzell fand er einen Lehrbetrieb, in dem er die erwünschte berufliche Ausbildung zum Detailhandelsfachmann und die sportlichen Ziele gleichzeitig angehen kann. Geschäftsführer Karin und Thomas Baumann sind selber Eltern einer Spitzensportlerin und haben deshalb viel Verständnis.
Für Thomas Baumann ist aber das Verständnis der Mitarbeitenden noch viel wichtiger, denn seine Sonderstellung muss von allen mitgetragen werden, fehlt Ehammer doch oft an Samstagen, dem wichtigsten Tag im Detailhandel. Nach Landquart zeigte sich, wie stark das ganze Team hinter dem erfolgreichen Sportler steht, hatten ihm doch alle Arbeitskollegen/innen innert 2 Minuten gratuliert.
So ist die Zusammenarbeit für Thomas Baumann mit Ehammer eine Win-Win- Situation. Der Zehnkämpfer geht auch im Beruf mit sportlichem Ehrgeiz und Selbstbewussten auf die Kunden ein. Gemäss Baumann gab es noch keinen Tag, an dem der Steiner nicht motiviert und voller Lebensfreude in den Betrieb kam. So sitzt er nach unserem Interview aufs Motorrad und fährt frohgelaunt nicht in den verdienten Feierabend, sondern nochmals nach Appenzell, um noch allfällige Arbeiten zu erledigen.
Lockerheit, ein Geheimnis zum Erfolg
Yves Zellweger, stellvertretender Schulleiter der Sportlerschule, lobt die Lockerheit, ja gar Verspieltheit, gepaart mit Fleiss und Ehrgeiz, als besondere Charaktereigenschaften von Simon Ehammer. Vielleicht ist dies auch eine Grundlage für das grosse Belastungsvermögen seines Körpers. In all den Jahren stellte sich noch keine nennenswerte Verletzung ein, und er konnte stetig sein Potential verbessern. Als Ausgleich spielt er donnerstags in der Musikgesellschaft Stein.