














Bis zuletzt bleibt das Wetter eine kleine Zitterpartie an diesem Wander-Donnerstag vom 4. September 2025. Von Westen her sind zum Teil heftige Gewitter vorausgesagt. Mutig und zuversichtlich machen sich 23 Mitglieder der Wandergruppe Tüüfe dennoch auf den Weg in den Thurgau und sie werden belohnt.
Strecke lang
Diejenigen, die sich die lange Strecke von gut 14 Kilometern zutrauen – intern «die Langen» – treffen sich um 9.05 Uhr beim Frauenfeld Marktplatz. Die Bahnverbindung Wil-Frauenfeld wird übrigens auch von den Appenzellerbahnen betrieben.
Nach der Begrüssung erklärt Wanderleiterin Mägi Koller «Frauenfeld heisst Frauenfeld, weil die Stadt auf einem Feld entstand, das der Jungfrau Maria und dem Benediktinerkloster Reichenau gehörte, welches dem Marienglauben zugeordnet war. Der Name setzt sich zusammen aus dem alten deutschen Genitiv Singular von ‘Frau’ und ‘Feld’, was so viel wie ‘Feld der Frau’ bedeutet.»
«Zuerst wandern wir der Murg entlang und überqueren diese fünf Mal bis zur Aumühle», erklärt Mägi Koller den neun Teilnehmenden der Gruppe Lang, bevor es losgeht.
Die Aumühle
Sie ist eine der ältesten Mühlen in Frauenfeld. Sie wurde erstmals 1349 urkundlich erwähnt und ist bekannt für ihre Geschichte im Zusammenhang mit der Wasserkraftnutzung, die jedoch um 1970 endete. Nach der Zerstörung durch ein Hochwasser im Jahr 1876 wurde sie renoviert, bevor die Mühlengeschichte der Familie Zwicky im Jahr 1989 endete, obwohl die Mühle noch für den Futtermittelhandel genutzt wurde. Das Gebäude ist im Kanton Thurgau als Baudenkmal erfasst.
Am Kugelbahnweg
Unterwegs bewundern die Wandernden einzelne der vielfältigen Kugelbahnen aus Holz am Wegrand. Sie sind Teil des Thurgauer Kugelbahnwegs der «Kugelreise», 6.3 Kilometer zwischen Frauenfeld und der Weberei Matzingen (oder umgekehrt). Dieser Weg kann sehr gut mit Kindern begangen werden. Mehr dazu hier.










Unmittelbar nach der Aumühle geht es ein steiles Wegstück durch den Waldhinauf in Richtung Häuslenen. Ja effektiv! Der Thurgau ist nicht nur flach. Die Mehrheit der heutigen 250 Höhenmeter Aufstieg erwandern die Teilnehmenden nach den schönen Riegelhäusern der Aumühle. Zuvor ging es flach der zahm fliessenden Murg entlang, einen Teil auf dem Wanderweg «Auf den Spuren von Bernhard Greuter und Alfred Huggenberger.»
Alfred Huggenberger
Nach dem steilen Aufstieg macht die Gruppe einen Verschnaufhalt. Mägi Koller erzählt eine Kurzversion des spannenden Lebenslaufs des damals meistgelesenen, lokalen Heimatschriftstellers (Alfred Huggenberger 1867 bis 1960), der als Bauer viele Hektaren Streuland in fruchtbaren Ackerboden verwandelt hat und für seine Gedichte bis über die Landesgrenzen hinaus bekannt wurde: https://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Huggenberger
Aus dem Gedichtband «Hinterm Pflug» liest uns Mägi folgende Zeilen vor und erntet herzlichen Applaus:
«Heimliches Glück» (wurde gar vertont)
Die kleine Welt, die mich umgibt
ist wohl nicht wert, dass man sie liebt.
Ein armes Heim im Wiesengrün,
davor zwei Rosenbäumchen blühn.
Die Grille zirpt in träger Ruh,
ein Kornfeld träumt der Ernte zu.
Kaum, dass vom Dörfchen, waldgekrönt,
der Glocken Gruss herübertönt.
Wisst, dass ich doch ein Herz gewann,
das meine Heimat lieben kann.
Wisst, dass doch eine zu mir hält,
ob auch mein Acker karg bestellt.
Nun schreit ich singend hinterm Pflug,
das Leben macht mich reich genug.
Die Rosen plaudern Tag und Nacht,
vom Glück, das in zwei Herzen lacht.
Weitere Gedichte sind hier zu finden:






























Strecke kurz
Angekommen im 500-Seelen Dorf Häuslenen wartet die Gruppe lang auf «die Kurzen», welche mit dem Postauto anreisen. Alle gemeinsam nehmen ab hier die restlichen, flacheren neun Kilometer unter die Füsse. Vor Friedtal erreichen wir die Lützelmurg und wandern ihr entlang, unter der imposanten Autobahnbrücke der A1 hindurch und erreichen schon bald den idyllischen Iisweier (Eisweier) mit den grossflächigen Seerosenteppischen.
Auf dem sehr schönen Picknickplatz, mit der 1972 erbauten Blöckhütte der Bürgergemeinde Aadorf geniessen die Teilnehmenden das bequeme Sitzen und das selbst mitgebrachte Mittagessen. Einige merken, dass wenn sie kleine Brotstücke ins trübe Wasser werfen, zwei sehr eindrückliche Karpfen diese mit ihren grossen Mäulern verschlucken und danach mit heftigem Wellenschlag wieder abtauchen. Die drei Wildentenweibchen gehen dabei leer aus.
Nach dem schönen Aufenthalt am Iisweier geht es in einem Bogen via Weiern wieder hinunter zur Lützelmurg, erneut unter der A1 durch, der Lützelmurg entlang Richtung Matzingen. Von Weitem ist das umgebaute Silo der «Mühle Matzingen» zu sehen. Im Erdgeschoss befindet sich das weit herum bekannte Restaurant «Mühli Matzingen», das seit vielen Jahren vom Teufner Werner Inauen, zusammen mit seiner Ehefrau Monika, geführt wird. In der Gartenwirtschaft geniessen die einen, zusätzlich zum Getränk, eines der leckeren Desserts. Die ersten Regentropfen liegen in der Luft. Spürbar sind sie zum ersten Mal am Bahnhof Wil beim Einsteigen in den Zug nach St. Gallen. In Teufen reicht es den Meisten noch trockenen Hauptes nach Hause zurückzukehren. Das Zeitfenster für die Wanderung war «perfekt gewählt». Alfred Huggenberger hätte vielleicht geschrieben: «Es war heimliches Glück.»
Tagesausflüge für 20, bzw. 34 Franken
Haben Sie ein Halbtax-Abo der SBB? Wenn ja, können Sie mit der Ostwind Tageskarte (alle Zonen) für 20 Franken bis nach Schaffhausen und ins Klettgau reisen oder beispielsweise bis ins Glarnerland nach Urnerboden Dorf. Unter der Woche muss die Abfahrt nach 9 Uhr sein, an Wochenenden und Feiertagen gibt es keine zeitlichen Einschränkungen https://www.ostwind.ch/assets/resources/Dateien/Download/zonenplaene/2024/zonenplan-otv-a4-hoch-2024.pdf.
Das Gleiche gilt für Ostwind Tageskarte Plus. Sie kostet 34 Franken (ohne Halbtax 66) und beinhaltet zusätzlich Schifffahrten und die SBB-Strecken via Winterthur nach Schaffhausen usw. https://www.ostwind.ch/assets/resources/Dateien/Download/zonenplaene/2025/tageskarte-plus-a4-2025.pdf.
Walter Bosshard und Mägi Koller empfehlen zum Beispiel an einem Wochenende schon früh morgens nach Schaffhausen aufzubrechen, das Städtchen zu besichtigen und dann zum Schiffssteg am Rhein hinunter zu spazieren. Von dort geht es in einer rund 4-stündigen Schifffahrt auf dem Rhein, via Stein am Rhein (Zwischenhalt lohnt sich), über den Untersee bis nach Konstanz. Das Mittagessen kann gemütlich auf dem Schiff genossen werden.
Viele andere Optionen sind natürlich auch möglich. Vielleicht mit dem Schiff von Rorschach, dem Schweizer Bodenseeufer entlang (ohne Fähren), bis nach Konstanz? Alles ab Teufen und wieder nach Teufen zurück.
Die Tageskarten können online via Ostwind-App oder in Teufen ganz einfach im Mercato-Shop der Appenzeller-Bahnen gelöst werden.