Bildbericht: Erich Gmünder
Mit Unterstützung seines langjährigen Freundes Cornel Mäder bietet der Teufner Kebap-Standbetreiber Ahmet Bagatarhan am Silvester eine leckere Kürbissuppe an. Der ganze Erlös geht an die Aktion Hilfskonvoi nach Kurdistan der katholischen Pfarrei Teufen-Bühler-Stein.
Auf die Idee kamen die beiden im Garten der Psychiatrischen Klinik Wil SG, wo sie den 100 Kilo schweren Riesenkürbis entdeckten. Spontan dachten sie, den zentnerschweren Kürbis in kleine Portionen zu zerteilen und an ihre Freunde zu verschenken. Schliesslich fanden sie, die Suppe könnten sie auch selber herstellen.
Cornel Mäder, der frühere Gastwirt der „Blume“, schlug sein Rezept vor, Ahmet liess sich begeistern, und gemeinsam wurde der Zweck bestimmt, die Unterstützung des Hilfskonvois für Kurdistan. Die von der Pfarrei Teufen-Bühler-Stein ins Leben gerufene Aktion hat zum Ziel, die Flüchtlingen im UNHCR-Lager in Dohuk mit dem Nötigsten für das Lagerleben zu versorgen. Im März soll ein Konvoi mit fünf Lastwagen in Teufen starten, im Januar beginnt die Sammlung im katholischen Pfarreizentrum.
In Teufen integriert
Ahmet weiss, um was es geht beim Thema Flüchtlinge, ist der Kurde doch selber vor 25 Jahren aus der Türkei geflüchtet, wo er in den Militärdienst eingezogen werden sollte. In Teufen fand er seine neue Heimat. Cornel Mäder begegnete er, als er als Reinigungskraft die „Blume“ auf Hochglanz brachte, bevor Cornel Mäder und Marion Schmidgall in jenem Jahr – 1995 – das Speiserestaurant an der Speicherstrasse übernahmen. Daraus entwickelte sich eine Freundschaft über die kulturellen Grenzen hinweg. Cornel Mäder half ihm zusammen mit anderen Teufnern bei der Integration und beim Aufbau eines eigenen Geschäfts. Der AR-Kebap hat nach langjähriger Odyssee in der Ebni neben der UBS einen festen Standplatz gefunden.
„Das sind keine Menschen“
Das Flüchtlingselend der von der IS vertriebenen Muslime und Christen in Syrien, im Irak und der Türkei macht Ahmet zu schaffen. „Meine Frau Birsen und ich müssen oft weinen, wenn wir die Nachrichten über das Vorgehen der Terrormiliz IS gegen die Bevölkerung sehen.“ Vor allem die Greueltaten gegenüber Frauen und Kindern sind für ihn kaum zu ertragen. Trauer und Wut vermischen sich, wenn er erzählt. „Kein Muslim, kein Christ, kein Mensch macht so etwas.“ Zwar ist er auch skeptisch gegenüber dem Vorgehen der Türkei gegen die Kurden und verurteilt die Politik von Assad in Syrien, die Verbrechen der IS sind für ihn jedoch ohne Beispiel.
Allein in der Autonomen Region Kurdistan in Nordirak leben zwei Millionen Flüchtlinge – bei einer Bevölkerung von 5 Millionen. Die von der IS Vetriebenen finden hier zwar dank der vom Westen unterstützten kurdischen Streitkräfte Peschmerga Schutz und Sicherheit, leben aber unter menschenunwürdigen Bedingungen. Hier setzt die Aktion der katholischen Pfarrei ein. Bereits im Februar soll ein Voraustransport erste Hilfsgüter nach Dohuk bringen. Ahmet würde gerne mitgehen und bei der Verteilung helfen, der Familienvater ist aber auf die Einnahmen vom Kebab-Stand angewiesen und kann nicht weg. „Wenigstens kann ich mit dem Erlös aus der Kürbissuppe einen kleinen Beitrag leisten“, sagt er.
Die Kürbissuppe ist rein vegan. Neben dem Kürbisfleisch enthält sie Gemüsebouillon, Kokosmilch und Ingwer – das genaue Rezept verrät Cornel Mäder natürlich nicht. Sie wird am 31. Dezember ab 11 Uhr gratis am Kebab-Stand ausgeschenkt. Die Spenden fliessen vollumfänglich an die Pfarrei.
[post_teaser id=“70612,70414, 68080″]