Eine seltene Stimme

21.04.2022 | Timo Züst
Felix_Leu
Felix Leu vertritt als Präsident der SP Rotbach die Pro-Doppelspur-Haltung seiner Partei. Foto: tiz Am Mittwochabend traf sich die SP Rotbach nach zwei Jahren Verzögerung wieder zu einer «echten» HV. Für Präsident Felix Leu war es die erste. Wichtigstes Thema dabei: die anstehende Tunnel-Abstimmung. Die TP war natürlich neugierig. Herr Leu, endlich wieder eine physische HV. Wie war’s? Natürlich ist es toll, dass das nun wieder möglich ist. Ich hätte mir aber etwas mehr Zulauf erhofft – auch, weil es um die Parolenfassung für die kommende Abstimmung ging. Klar: Viele haben in der kurzen Woche nach Ostern anderes zu tun. Aber es zeigt wohl auch, dass die ODT-Diskussion für einige nicht so wichtig ist, wie man meint. Nun, die Tunnel-Befürworter sind aber ziemlich präsent. Sehr sogar. Sie führen eine intensive und gut organisierte Kampagne. Wenn man die Medien verfolgt, könnte man meinen, alle in Teufen beschäftigen sich nur mit diesem Thema. Und wollen einen Tunnel. Ich vermute aber, dass dieser Eindruck täuscht. Insbesondere bei den Jüngeren. Bevor wir weiterdiskutieren: Was hat die SP Rotbach denn nun für eine Parole gefasst? Die Nein-Parole. Wir bevorzugen weiterhin das Doppelspur-Projekt. Ganz kurz: warum? Unsere Argumente decken sich mehrheitlich mit denen der Gemeinde und der Appenzeller Bahnen. Sie haben sich in den vergangenen Jahren auch nicht verändert. Bei dieser Diskussion ist auffallend, dass es in Teufen inzwischen wohl hunderte ODT-Experten gibt, die alle einen Tunnel wollen. Da stellt sich mir die Frage: Warum sind denn die von uns gewählten Gemeinderäte, die sich wirklich sehr intensiv mit dem Dossier befassen, immer für die Doppelspur? Vermutlich ist es einfacher, für einen Tunnel zu werben. Er hat den Anschein eines «Befreiungsschlags». Die Doppelspur kann das nicht bieten. Das stimmt. Auch mit der Doppelspur haben wir aufgrund der Rahmenbedingungen immer noch Probleme, die es zu lösen gilt. Zum Beispiel beim Thema Langsamverkehr bzw. den Velos. Die Schienen werden nun mal in der Strasse sein – damit müssen wir uns arrangieren. Aber eben: Unter dem Strich geht es um eine Abwägung von Aufwand und Ertrag. Die Tunnel-Befürworter überbewerten den Ertrag und spielen den Aufwand herunter. Anders gesagt: Ohne die massiven Zusatzkosten, die grossen Eingriffe wie Häuserabbrüche und die Probleme beim Bau – Sanierung Strasse und Hangbrücke Abtransport Aushub etc. – fänden Sie einen Tunnel gar nicht so schlecht? Ich habe mir zu dieser Frage kürzlich ein Gedankenexperiment überlegt. Darin bieten mir zwei Feen eine Lösung. Die erste sagt: Ich zaubere die Doppelspur her. Die zweite: Ich zaubere den Tunnel her. Für beides gilt: Der Bau inkl. Strasse und Dorfplatz wäre per sofort erledigt, er wäre gratis und alle Verhandlungen – bei Hausverschiebungen oder -abbrüchen – erfolgreich abgeschlossen. Was würde ich wählen? Da muss ich ehrlicherweise sagen: den Tunnel. Aber das hat mit der Realität natürlich nichts zu tun. Weil? Weil die Vorteile der Doppelspur schlicht massiv überwiegen. Auch wenn wir die Mehrkosten mal weglassen. Und die wären massiv. Die Doppelspur bringt im Vergleich zur heutigen Situation grosse Verbesserungen. Sie birgt für das Dorf diverse Vorteile: bessere Fuss- und Veloverbindungen, Aufhebungen der Engstellen, Sanierung von Strasse, Werkleitungen und Hangbrücke im gleichen Aufwisch, ein schöneres Dorfzentrum und, und, und. Das bekommt Teufen alles sehr günstig. Das Tunnelprojekt bringt per se vor allem mal eine erneute massive Zeitverzögerung, grosse Kosten und viel Unsicherheit. Die Befürworter argumentieren oft mit dem «Beleben des Dorfes». Was sagen Sie dazu? Der Individualverkehr und die Strasse bleiben – auch ohne Bahn. Die Vorstellung, wir hätten nachher einen schönen Dorfplatz, wo rausgestuhlt und Kaffee getrunken wird, ist illusorisch. Vielleicht könnte man den Verkehr für Grossanlässe wie Silvester mal anhalten. Aber das ist ja auch heute schon möglich. Sie haben einige Argumente parat. Warum haben Sie kein Nein-Komitee als Gegenpol gegründet? Diese Frage haben wir im Vorstand natürlich diskutiert. Anfangs stand sogar ein Zusammenschluss mit der Jung-FDP im Raum. Aber daraus wurde nichts. Und ich selbst verfüge nicht über das Netzwerk, um so einen Abstimmungskampf zu lancieren. Denn, das muss ich schamlos zugeben: Die Tunnel-Befürworter sind sehr engagiert und investieren die nötige Zeit und das Geld. Was ist denn Ihre Prognose für den 15. Mai? In Anbetracht der Tatsache, dass ich als politisch interessierter Mensch noch nicht mal auf dem Schirm habe, was dann die nationalen Vorlagen sind, gehe ich von einer eher tiefen Stimmbeteiligung aus. Das in Kombination mit der sehr lauten Ja-Kampagne bringt mich zur Vermutung, dass meine Position eher auf verlorenem Posten steht. Aber auch bei einem «Ja» wäre die Diskussion noch nicht beendet. Noch lange nicht. Es folgen ja noch mindestens zwei Abstimmungen. Und ich kann mir gut vorstellen, dass es noch einige Meinungsänderungen geben wird, wenn klar ist, was ein solches Tunnelprojekt für das Dorf wirklich bedeutet. Schad nur, dass wir dann bereits wieder so viele Jahre verloren haben werden.  tiz

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