Der Abschlussabend der 9-tägigen Ausstellung über Palliative Care in Teufen war gleichzeitig eine Premiere – Premiere für das St. Galler Theater Colori mit seinem neuen Programm über das Alter und das Altern, aber auch für den öffentlichen Auftritt des Teufner Musikers Rolf Krieger mit seiner Syntharp. Beide setzten dem Abend eine nachdenkliche, zwischen Heiterkeit und Besinnlichkeit schwingende Note auf.
Fotos: Erich Gmünder
Unvorhersehbares in Kauf genommen
Unvorhersehbar wie das Programm sei auch ja im Grunde alles Leben. Auch das Ende. Diese Klammer machte Hanspeter Spörri als Moderator des Abends. Und er wagte es gleich selber, mit seinen Fragen ins Publikum das Unvorhersehbare in Kauf zu nehmen. Manche seiner zum Nachdenken anregenden, zum Teil bohrenden Fragen zu den endlichen Themen des Lebens blieben in der Luft hängen, da sich niemand getraute, sich zu exponieren – oder vielleicht keine passende Antwort fand. So hielt sich der Moderator dann vor allem an die Fachleute, wie Cristina De Biasio, Pflegefachverantwortliche der Gemeinde und Organisatorin der Ausstellung oder Roman John, Leiter der Spitex Teufen, die schon bisher Palliative Care in der Praxis anwenden.
Was sich nicht kaufen lässt
Sehr Teufen spezifisch wurde es dann, als die ökonomischen Aspekte des Alterns in einer Spielszene angesprochen wurden. Teufnerinnen und Teufner hätten kaum solche Probleme, dafür drohe das verloren zu gehen, was mindestens so wichtig sei: Die Gemeinschaft als Sicherheitsnetz, sowohl in der nächsten Nachbarschaft, im Quartier wie in der Gemeinde, sagten Bewohnerinnen aus dem Dorf. Einsamkeit und Anonymität könnten die Folge von Rückzug ins Private sein – dann nämlich, wenn die Gemeinde nur noch als steuerlich und klimatische bevorzugte Wohnlage dient.
Alter und Altern
Das St. Galler Theater Colori verstand es, mit den vom Palliative Care Forum Teufen ausgewählten Spielszenen aus seinem Menü zum Thema Alter und Altern zum Nachdenken anzuregen. Mit dem einsam gewordenen Jasser zum Beispiel, dessen Runde sich durch Tod oder Demenz seiner Freunde auflöste, etwa. Das Theater Colori besteht seit 1984. Seine Mitglieder Barbara Schällibaum, Richi Diener, Verena Gabathuler, Eveline Hauser und Fredi Rauner haben Ausbildungen in sozialer und therapeutischer Arbeit oder Pädagogik. Professionell waren denn auch nicht nur das künstlerische Niveau, sondern auch die inhaltlichen Aussagen der zum Teil unter die Haut gehenden Spielszenen.
Davor – Hindurch – Danach
So heisst das neue Werk von Rolf Krieger für seine Syntharp, verstärkt durch Gitarre oder Stimme, mit dem er Gedankenblitze und Spielszenen musikalisch vertiefte.
Rolf Krieger schrieb das Werk als musikalische Annäherung an das Buch «Hinübergehen – was beim Sterben geschieht» von Monika Renz, welche die Psycho-Onkologie am Kantonsspital St. Gallen leitet und im Grenzbereich von Psychologie und Theologie forscht. Daraus ein Zitat: «Sterben bedeutet musikalisch betrachtet, dass Rhythmen immer unwichtiger werden. Die Klangdimensionen des Seins werden demgegenüber immer wichtiger, zuerst als Fülle/Leere und dann als Erfahrung von Sein.»
Zum Abschluss dankte Gemeinderätin Daniela Ruppanner-Leirer allen Beteiligten des Abends und dem Palliative Care Forum Teufen für die Initiative, die von der Gemeinde auch in Zukunft unterstützt werde.
Erich Gmünder
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