
«Können wir mal das Zuhause des Wichtels sehen?» Vor dem Ausleihe-Tresen der Bibliothek stehen rund sechs Kinder, die gerade mal knapp über den Tisch sehen. «Wo wohnt er denn?», will ein anderes Mädchen von Bibliothekarin Erika Bänziger wissen. Sie lässt sich nicht aus der Ruhe bringen von der kindlichen Weihnachtsneugier auf das kleine Geschöpf, das ins Bibliotheksfenster gezogen sein soll und sagt: «Das wissen wir auch nicht, aber er kommt auf jeden Fall immer nur dann vorbei, wenn niemand von uns hier ist.» Sie schmunzelt. Die Kindergruppe eilt daraufhin zum Fenster. Alle wollen nochmals ganz genau gucken, ob sie vielleicht noch etwas Neues entdecken. Denn so viel haben sie von der Bibliothekarin erfahren: «Heute war der Wichtel schon da.»
Einmal pro Tag ist Wichtelzeit
Was die Kinder nicht wissen: Der Wichtel sitzt gerade neben ihnen. Oder besser gesagt die Wichtel. Denn Stephanie Manser vom Biblio-Team hat an diesem Nachmittag Dienst. Und Sandy Muff aus Niederteufen ist auch vorbeigekommen. Die beiden haben die Wichtelwelt in der Bibliothek erschaffen. Sie tauschen sich gerade noch einmal diskret aus über ein paar gestalterische Details. «Dann machen wir das so?», fragt Stephanie Manser. «Wenn das geht, sehr gerne», antwortet Sandy Muff. Sie sind sich einig. Bis zum 24. Dezember werden sie das zauberhafte Fenster noch bespielen. Wenn die Bibliothek offen hat, kommt der Wichtel immer einmal pro Tag zu Besuch. Dann wird ein neues Element des Wichtelhäuschens enthüllt. Und die Wichtel-Geschichte weitererzählt.



Auf die Idee mit dem Wichteladventskalender kam Bibliotheksleiterin Karin Sutter. Sie hatte einen ähnlichen Adventskalender im Bündnerland entdeckt und fand, dass so einer doch auch nach Teufen passen würde. Stephanie Manser sagt dazu: «Als sie so einen Adventskalender im Team vorgeschlagen hat, kannte ich dieses Wichteln noch nicht so. Aber mich hat es dann ziemlich schnell gepackt.» Ihre Faszination für «Bäbistuben» liess sich bestens in Wichtel-Kreativität umwandeln.
Basteln mit allem, was rumliegt
Ebenfalls «gepackt» hat es Sandy Muff. Sie arbeitet nicht in der Bibliothek, aber ist leidenschaftlich kreativ. Besonders in den Wintermonaten. «Da nehme ich mir gerne extra viel Zeit, um meine Kreativität auszuleben», verrät sie. Das zauberhafte Wichtelhaus war allerdings ein Sommerprojekt. «Wir waren seit August da dran.» So haben die beiden eine kleine Welt geschaffen, an denen sich nicht nur Kinderaugen kaum sattsehen können. Überall gibt es liebevolle kleine Details zu entdecken. Die Geschichte hat auch einen Bezug zur Bibliothek und deren Bücherschatz. Fast alles am Wichteladventskalender ist selbstgemacht. Sandy Muff kommt rasch ins Schwärmen: «Eigentlich braucht es gar nicht viel.» Mayonnaise-Deckel, Altkarton, Zahnstocher, kleine Stoffresten – all das und noch viel mehr liesse sich in winzige Möbel und Dekorationsgegenstände verwandeln. Sie kommt jetzt fast täglich in der Bibliothek vorbei, um dem Kalender sein «Update» zu verpassen. «Der Kalender wächst und entsteht mit dem Machen.» Ganz fertig ist sie also nie. Auch wenn die ganze Idee und Geschichte schon einmal «durchgeprobt» wurde von ihr und Stephanie Manser.

Wichtel-Austattung zu kaufen
Die Tradition, über den Advent einen Wichtel bei sich zu Hause einziehen zu lassen, stammt aus Dänemark. In vielen Haushalten ist sie mittlerweile zu finden: Die kleine Tür irgendwo im Wohnzimmer, wo der Wichtel ein- und ausgeht. Kinder lassen sich gerne von der Magie verzaubern. Oder von den dagelassenen Geschenken. Sandy Muff greift mit ihren selbstgemachten Wichtel-Utensilien allen unter die Arme, die auch zaubern wollen. Die kleinen Säcklein gibt es in der Bibliothek zu kaufen.





