Die Verschuldung kommt

13.11.2025 | Timo Züst

Der Teufner Bevölkerung wird am 30. November an der Urne eine unspektakuläre Frage gestellt: Wollen Sie das Budget 2026 mit einem unveränderten Steuerfuss von 2.6 Einheiten annehmen? Da sagt man doch gerne «Ja». Etwas anderes empfiehlt der Gemeinderat während der Infoveranstaltung im Lindensaal auch nicht. Aber er mahnt auch – mit Blick in die Zukunft. Denn das Investitionsniveau ist nach wie vor hoch, die Wunschliste lang. Das wird während der nächsten Jahre zu einer Verschuldung und zur Diskussion über mögliche Steuererhöhungen führen.

Hinweis: Die offizielle Medienmitteilung zum Budget 2026 finden Sie hier.

Gemeindepräsident Reto Altherr begrüsst zur „1:1-Betreuung“ durch den Gemeinderat. Thema ist das Budget 2026. Fotos: tiz

Es ist nicht ungewöhnlich, dass die Infoveranstaltung zum Budget nicht allzu gut besucht ist. Vor allem dann, wenn keine Steuerfussanpassung geplant ist. Oder wenn im gleichen Monat noch eine zweite Veranstaltung ansteht. «Geniessen Sie die 1:1-Betreuung durch den Gemeinderat und den freien Platz. Am 27. November, wenn es um das Tunnelprojekt geht, wird es hier vermutlich nicht so viele freie Plätze haben», sagt Gemeindepräsident Reto Altherr zur Begrüssung. Er und der fast vollzählige Gemeinderat nehmen es mit Humor. Aber, das wird Ex-Regierungsrat Köbi Brunnschweiler später auch noch sagen: Dass sich kaum einmal 10 Interessierte – darunter keine Partei-, Vereins- oder Pressevertretende (mit Ausnahme des Schreibenden) – für die Budgetinfo im Lindensaal einfinden, verwundert. Denn ein Besuch hätte sich gelohnt. Wie üblich ist es eine transparente, spannende und professionelle Präsentation, während der die Zuhörenden deutlich mehr erfahren, als im Edikt zu lesen ist. Vielleicht liegt es am Thema? Vermutlich ist es schlicht spannender darüber zu diskutieren, wie das Geld ausgegeben bzw. investiert werden kann, als darüber, wie viel Geld überhaupt vorhanden ist. So oder so: Genug der «Schelte», zurück zum Inhalt. Gemeinderat Urs Spielmann (Ressort Finanzen) startet mit den wichtigsten Eckpunkten des Budgets 2026. Diese sind:

Bei einem unveränderter Steuerfuss von 2.6 Einheiten erwartet der Gemeinderat eine «schwarze Null» und Steuereinnahmen von 38 Mio. Franken –das ist fast gleich viel wie für 2025 budgetiert worden war (37.9 Mio. Franken). «Dazu ist zu sagen, dass wir vor allem bei den natürlichen Personen mit 30.3 Mio. Franken sehr ambitioniert budgetiert haben.» Bei den Sondersteuern werden 5.1 Mio. Franken (VA 2025: 5.7 Mio.) erwartet und bei den juristischen nur 2.6 Mio. Franken. Zum Vergleich: Im Jahr 2022 flossen hier 8.9 Mio. Franken in die Gemeindekasse und 2023 6.2 Mio. Franken. «Wir wussten, dass es sich dabei um einmalige Effekte handelt. Dass der Rückgang aber so massiv sein wird, haben wir nicht erwartet. Die laufenden Zahlen vom aktuellen Jahr bestätigen aber, dass wir in Zukunft nicht mit mehr rechnen können.»

Während der Sachaufwand mit 14.1 Mio. Franken 4.7 % tiefer als für 2025 budgetiert wird, erwartet die Gemeinde beim Personalaufwand einen Anstieg von 0.8 % auf 27.7 Mio. Franken. Haupttreiber ist hier – wie immer – die Bildung (Anteil 42 %). «Eine Analyse der letzten fünf Jahre hat gezeigt, dass die Personalkosten in der Verwaltung und in den Heimen in etwa gleich viel angestiegen sind, nämlich um 14 Prozent. Bei der Bildung betrug die Zunahme während des gleichen Zeitraums 24 Prozent.» Hier kann die Gemeinde auch kaum Einfluss nehmen, da sie der kantonalen Gesetzgebung (z.B. neues Volksschulgesetz) folgen und die steigenden Schülerzahlen bewältigen muss.

Erfreulich entwickelt sich das sogenannte «Finanzierungsergebnis» – von einem Minus von 300’000 Franken zu einem Plus von 700’000 Franken. «Haupttreiber ist hier das Haus Bächli. Bisher hatten wir hier noch die Umbaukosten zu tragen und jetzt kommen langsam die Mieterträge.»

Die zu erwartenden Investitionen bewegen sich ungefähr auf dem Niveau des Vorjahres: Budgetiert sind 8 Mio. Franken – 1 Mio. Franken weniger als für 2025. Die grossen Brocken sind hier die Gemeindestrassen mit etwas über 2 Mio. Franken, die Wasserversorgung mit 1.5 Mio. Franken und die Verkehrsplanung bzw. die Tunnelprojektierung mit 2.3 Mio. Franken. Dazu kommen 450’000 Franken bei den Heimen (Lindenhügel) und 400’000 Franken für die Projektierung der angedachten «Doppelturnhalle B» in Niederteufen. «Damit ist das Investitionsniveau nach wie vor sehr hoch. Ich erinnere noch einmal daran: von 2014 bis 2021 investierte die Gemeinde im Schnitt 3.3 Mio. Franken jährlich. Seit 2022 und bis 2029, laut Aufgaben- und Finanzplan, sind es fast 10 Mio. Franken.»

Gemeinderat Urs Spielmann leitet das Ressort Finanzen und blickt auch etwas weiter in die Finanz-Zukunft.

Verschuldung auch ohne Tunnel?

Das Investitionsniveau bildet die perfekte Überleitung für den finanziellen Ausblick von Urs Spielmann. Dabei handelt es sich um eine Zusammenfassung des Aufgaben- und Finanzplans (AFP), der online abrufbar ist. Dieser zeigt auf: Bleibt das Investitionsniveau so hoch, wird die Gemeinde ab Ende 2025 nicht mehr ein Nettovermögen, sondern eine Nettoverschuldung aufweisen. Zum ersten Mal seit 2014. «Wir müssen dazu auch sagen: Wir haben sicher eine gewisse Verschuldungskapazität. Aber wir müssen auch darauf achten, dass wir die geplanten Investitionen sinnvoll staffeln, damit die Belastung durch die Fremdfinanzierung nicht zu gross wird.» Bei diesen Investitionen handelt es sich hauptsächlich um die angesprochene Doppelturnhalle (GESAK), die Heime bzw. das Betreute Wohnen und das Freibad. «Das sind nur die ‘Grossen’. Es kommt natürlich noch anders dazu.»

Weiter hat die Gemeinde während der kommenden Jahre mit höheren Belastungen durch den kantonalen Finanzausgleich zu rechnen – im Jahr 2026 muss sie wohl etwas über 5 Mio. Franken «abliefern». Der AFP beinhaltet auch deshalb eine fiktive Steuererhöhung um 0.15 Einheiten ab 2028. Hier präzisiert Urs Spielmann allerdings auch gleich: «Ich habe nicht gesagt, dass eine Steuererhöhung kommt. Ich sage nur, dass es gemäss der aktuellen Planung künftig erforderlich werden könnte, eine Anhebung des Steuerfusses vorzuschlagen.» Ganz wichtig dabei: Diese Prognose beinhaltet noch keine allfällige zusätzliche finanzielle Belastung durch ein Tunnelprojekt.

Pflegeplanung, Doppelturnhalle, Freibad

Über einige dieser geplanten Investitionen informierten im Anschluss noch zwei Gemeinderat-Kollegen von Urs Spielmann: Urs Frei (Heime) und Samuel Fischer (Jugend und Freizeit). Ersterer machte anhand einer vom Kanton in Auftrag gegebenen Studie (OBSAN) deutlich, wie sehr der Pflegebedarf während der nächsten zwei Jahrzehnte ansteigen wird. «Die Studie geht bis ins Jahr 2035 von einem Anstieg der über 80-Jährigen von 56 Prozent aus – bis 2045 sollen es sogar fast 100 Prozent sein. Dabei handelt es sich um eine Art ‘Peak’ wegen der Babyboomer-Generation. Anschliessend wird die Zunahme wieder abflachen.» Es gehe nun deshalb darum, die Pflegeheimplanung der Gemeinde auf diesen ausgewiesenen Bedarf anzupassen. Dazu gehören nicht nur die Pflegeheime Unteres Gremm und Lindenhügel, sondern auch ein neues Angebot für «Betreutes Wohnen», das es so in der Gemeinde noch nicht gibt.

Gemeinderat Samuel Fischer fasst den aktuellen Planungsstand bei der Doppelturnhalle B (mit Tiefgarage) in Niederteufen zusammen. Diese könnte entweder im Bereich der bereits existierenden Halle oder auf dem noch unbebauten Grundstück neben der Rütiholzstrasse entstehen. «Dazu wird derzeit die Machbarkeitsstudie erstellt. Wir erwarten deren Resultate im ersten Quartal von 2026. Klar ist: Die Halle soll in erster Linie für die Schule und für Trainings genutzt werden – für Wettkämpfe ist die Landhaushalle gedacht.» Etwas weiter fortgeschritten, ist die Sanierung des Freibads. Diese soll im kommenden Jahr projektiert und ab 2027 umgesetzt werden. «Hier geht es um eine ‘Sanierung light’. Wir machen nur, was nötig und sinnvoll ist.» Dazu gehört zum Beispiel die dringend nötige Sanierung der Technik.

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