Der Chef der Badi Teufen macht gute Miene...

01.06.2013 | Erich Gmünder
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Erich Gmünder

«Unschön», sagt Albert Müller, und verzieht sein Gesicht. Die Sonnenschirme stehen ungebraucht in einer Ecke, auf der Terrasse trommelt der Regen auf die Tische. Und der Chef des Freibades richtet sich auf einen allfälligen Wintereinbruch ein. 22. Mai 2013!

Wir sitzen im warmen Restaurant. Doch das Gesicht hellt sich auf, wenn Albert Müller von seiner Arbeit spricht, dem «2. Traumberuf» (zum ersten kommen wir gleich). Die Badi lag an seinem Schulweg, Klein-Albert lungerte dort herum, bis er vom damaligen Bademeister Pfister entdeckt und gefragt wurde, ob er beim «Fätzle» helfe – für ein Glacé, versteht sich.

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Erst als die Lehrerin Verdacht schöpfte und sich bei den Eltern nach dem Verbleib ihres Sohnes erkundigte, flog das Schuleschwänzen auf, erzählt Albert Müller schmunzelnd.

Nach der Schulzeit machte er in Wattwil die Lehre als Zimmermann – sein (erster) Traumberuf. Der Duft des Holzes, der Wald, die Natur faszinierten ihn von klein auf.

Doch der Beruf veränderte sich schneller, als ihm lieb war. Der Computer verdrängte das Handwerk, und so sah er sich nach etwas Neuem um und fand eine Stelle in einer Schreinerei in Teufen.

Bereits in der Freizeit hatte er ab und zu in der Badi ausgeholfen, wenn Not am Manne war. So wurde er auch zur Hilfe gerufen, als der Bademeister sich beim Rasenmähen verletzte, und als dieser kurze Zeit später seine Stelle aufgab, war die Wahl Albert Müllers nur noch eine Formsache.

 

Am 1. April 1986 begann er bei der damaligen Schwimmbad Teufen AG. Im Einmannbetrieb war er für alles zuständig: ein Siebentage-Job. Und doch schwingt leichtes Bedauern mit, wenn er sich an diese Zeit erinnert: «Es war damals noch überschaubarer, familiärer, persönlicher.»

1998 blieb die Badi wegen Umbau ein Jahr geschlossen – das erste und letzte Mal erlaubte sich der Bademeister 14 Tage Ferien im Ausland. Nach dem Umbau, mit grosszügigem Eingangsbereich, mit Restaurant und Sonnenterrasse, machten die Zahlen einen Sprung: Waren es anfänglich 800 – 900 Gäste im Tag, sind es heute bis zu 1600.

Mittlerweile gehört das Freibad der Gemeinde und beschäftigt 9 Personen, grösstenteils in Teilzeit. Mit dieser Entwicklung veränderte sich auch der Verantwortungsbereich des Bademeisters: Kasse, Aufsicht, Technik, Gartenbau, Chemie (Chlor), Reinigung, Restaurant, Personalführung etc. gehören dazu.

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«Das ist ja eben das Schöne, dieser Job wird nie monoton», sagt Albert Müller und betont immer wieder das Glück, hier angestellt zu sein.

Bademeister, so stellt man sich vor, arbeiten den Sommer durch und haben dafür den Rest des Jahres frei. Fehlanzeige: Im Gegensatz zu anderen Bädern, wo die Bademeister Saisonstellen besetzen, ist Albert Müller auch im Winter fast jeden Tag hier anzutreffen, erledigt Wartungsarbeiten in der Technik, macht Kontrollgänge und schaut zum Rechten.

«Man könnte meinen, die Badi gehöre dir», werde er manchmal gefoppt. Albert Müller fasst dies als Kompliment auf: «Es gehört mir nicht, aber es ist mein Herzstück.»

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Das Einzige, was ihm wirklich Sorgen macht, sind gesellschaftliche Entwicklungen. Zum Beispiel fehlender Respekt und mangelnde Toleranz im Umgang zwischen den Generationen. So musste er auch schon ein paar Junge für einen Tag vom Platz verweisen. Das wirkte – es ist klar, wer hier der Chef ist. «Mein Ziel ist, dass wir eine grosse Gemeinschaft sind, wo alle aufeinander Rücksicht nehmen», lautet seine Devise.

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Zwischendurch immer wieder ein kritischer Blick nach draussen und auf die Prognosen. Schnee bis 600 Meter ist angesagt. Albert Müller zuckt mit den Schultern: «Ich kann es nicht ändern.»

Wenn die Saison so regnerisch und nass beginnt, sind die Leute zurückhaltend beim Kauf eines Saisonabos – was sich in den Jahreszahlen niederschlägt. Man spürt: so einen Jahrhundertsommer wie 2003, sechs Wochen Sonne am Stück, mit bis zu 2000 Eintritten pro Tag, das würde er sich wieder einmal wünschen.

Albert Müller

Geboren: 5. September 1960 in Wellhausen TG

Heimatort: Wellhausen TG und Hausen am Albis ZH

In Teufen seit: 18. Dezember 1960

Familie: Meine liebe Frau Romy und die 3 Mädels: Corin, Bahnhofkiosk Teufen; Monja, selbstständig, Coiffure Monja Trogen; Marina, Restaurationsfachfrau, Gasthaus Lehmen Appenzell.

Erlernter Beruf: Zimmermann

Heute tätig als: Bademeister Lieblingsessen: Brot/Käseauflauf aus altem Brot mit einem Salat

Lieblingsgetränk: Halb/Halb (Orangina mit Süssmost gemischt)

Musikvorlieben: Schlager/Pop

Lektüre: Tierwelt

Hobbys: Natur und meine kleine Schar Gänse, Wachteln und Huhn.

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