Herr Scherrer, herzliche Gratulation! Ist sicher gerade einiges los bei Ihnen.
Vielen Dank. Und da haben Sie recht. Derzeit ist es wirklich sehr turbulent.
Sie wurden am Sonntag in den Stadtrat von Gossau gewählt. Warum will man diesen Job?
Für mich ist diese Aufgabe die Verbindung von zwei Herzensangelegenheiten: Gossau und Politik. Ersteres ist mein Wohnort und Lebensmittelpunkt. Und die Politik ist seit Langem eine grosse Leidenschaft von mir. Ich bin ja auch seit sieben Jahren im Gossauer Stadtparlament und seit einem Jahr im St. Galler Kantonsrat.
Aber die Exekutive ist nochmal etwas ganz anderes.
Natürlich. Ich bin auch sehr glücklich, dass es mit diesem Sprung geklappt hat. Natürlich werde ich das Amt im Stadtparlament abgeben, im Kantonsrat will ich aber bleiben. Ich bin überzeugt, dass sich diese zwei Aufgaben sehr gut ergänzen.
Als Parlamentarier können sie Forderungen an die Exekutive richten. In der Regierung müssen sie diese nun umsetzen. Ist dieser Job nicht undankbar?
Im Gegenteil. Ich gehe davon aus, dass er noch viel dankbarer ist als der des Parlamentariers. Einerseits hat man in der Exekutive deutlich mehr Spielraum und andererseits beschäftigt man sich mit mehr Geschäften. Im Parlament behandeln wir ja schliesslich nur die ganz grossen Themen.
In Teufen sind Sie als Bereichsleiter Bau und Planung angestellt. In dieser Funktion arbeiten sie häufig mit dem Gemeinderat zusammen. Hat Sie das in Ihrer Entscheidung, für die Regierung zu kandidieren, bestärkt?
Auf jeden Fall. Schon als GPK-Präsident in Gossau habe ich einen Einblick in die Arbeit der Exekutive gewonnen. Meine Zeit hier in Teufen hat meinen Eindruck von damals bestätigt. Die Arbeit in einer kommunalen Regierung ist abwechslungsreich, spannend und fordernd. Darauf freue ich mich sehr.
Lange müssen Sie nicht warten. Amtsantritt ist bereits am Freitag. Was bedeutet das für Ihre Stelle in Teufen?
Grundsätzlich handelt es sich beim Amt im Stadtrat um eine 70 Prozent Stelle. Viel mehr weiss ich aber noch nicht – das gilt auch für das Departement, das mir zugewiesen wird. Was Teufen betrifft: Wir haben natürlich in den vergangenen Monaten schon diverse Vorgespräche geführt. Zwar immer unter dem Titel «Eventualität». Aber einiges konnten wir trotzdem schon organisieren.
Zum Beispiel?
Das Stelleninserat wurde schon verfasst und wird demnächst veröffentlicht. Ausserdem haben wir verschieden organisatorische Szenarien diskutiert. Noch muss der Gemeinderat diese absegnen, aber es geht wohl in die Richtung einer massiven Reduktion der Stellenprozente in Teufen. So kann ich in Gossau anfangen und einzelne Dossiers in Teufen doch noch betreuen.
Ist das überhaupt möglich nebst einer so fordernden 70-Prozent-Stelle?
Ich bin eine sehr engagierte Person. Natürlich wird die Einarbeitungsphase intensiv. Das wird auch die eine oder andere Stunde nach Feierabend bzw. in der Freizeit fordern. Aber das wusste ich. Wer das nicht will, kandidiert nicht für so eine Stelle. Ich bin mich das auch schon von meinen Engagements in Stadtparlament und Kantonsrat gewöhnt.
Und wie sieht der längerfristige Plan aus?
Das weiss ich heute noch nicht. Es gibt mehrere Szenarien. Das wird auch stark von meiner Nachfolge in Teufen abhängig sein.
Sie haben mit 35 den Sprung in den Stadtrat geschafft. Haben Sie weitere politische Ambitionen?
Ich wurde erst am Sonntag gewählt (lacht). Ich werde mich nun darauf konzentrieren, in Stadt- und Kantonsrat einen guten Job zu machen. Das wird mich mehr als genug fordern. tiz