Hinter der ARA Mühltobel soll eine neue Aushubdeponie entstehen. Nach jahrelangen Vorarbeiten macht der Kanton nun die Baueingabe – am Montag beginnt die Planauflage. Die Deponie bietet Platz für mehrere Hunderttausend Kubik Material. Und ist trotzdem bloss ein Tropfen auf den heissen Stein.
Im Erläuterungsbericht der Baueingabe für die Deponie Gmünden finden sich einige spannende Zahlen. Besonders eindrücklich sind die Schätzungen bezüglich des Ausserrhoder Deponiebedarfs für sauberes Aushubmaterial. Der Kanton schätzt diesen in den nächsten 20 Jahren auf 120’000 Kubikmeter pro Jahr, oder insgesamt 2,3 Mio. Kubik. Zum Vergleich: Die berühmte Cheops-Pyramide mit einer Höhe von fast 140 Metern und einem Basismass von 230 Metern hat ein Volumen von rund 2,6 Mio. Kubik. Mit anderen Worten: In Ausserrhoden wird in den nächsten 20 Jahren irgendwo Aushubmaterial im Ausmass der Cheops-Pyramide anfallen. Geht man von durchschnittlich 15 Kubik pro LKW aus, sind für den Transport dieser Menge 153’333 Lastwagen-Fahrten nötig.
Das Problem: In der Ostschweiz herrscht akuter Deponie-Mangel. Das gilt auch für Ausserrhoden. Hier gibt es derzeit nur eine einzige öffentliche Deponie – im Kaien in Rehetobel. Viel Platz hat es dort aber nicht mehr. Nur noch rund 90’000 Kubik können untergebracht werden. Der Kanton hat also ein Problem. Zwar gehört der Betrieb von Aushubdeponien per se nicht zu seinen Hauptaufgaben. Aber eine Verknappung des Deponievolumens hat einen negativen Einfluss auf die Preisentwicklung, verteuert das Bauen, senkt die Standortattraktivität und hat auch negative ökologische Folgen: «Mittlerweile müssen die Unternehmer teilweise sehr weit fahren. Bis ins nahe Ausland. Wenn wir diese vielen langen Fahrten verhindern wollen, müssen wir eigene Deponie-Räume schaffen.» Das sagt der Stv. Kantonsingenieur Urs Kast. Er steht auf der Wiese hinter der ARA Mühltobel. Hier soll einer dieser Räume entstehen: die Deponie Gmünden. Am Montag beginnt die Planauflage.
Anfangs in Teufner Händen
15 Jahre Betrieb
Es ist kaum vorstellbar. Nur die Bauvisiere lassen erahnen, wie es hier in 15 Jahren einmal aussehen wird. Sie zeigen an, bis wohin die Gelände-Ausbuchtung mit Aushubmaterial gefüllt werden darf. «Für die Endgestaltung wurde ein Landschaftsplaner beigezogen. Er berücksichtigt die topographischen, ökologischen und hydrologischen Voraussetzungen», sagt Urs Kast. Für das Gebiet der Deponie Gmünden ergaben diese Abklärungen ein Gesamtvolumen von 330’000 Kubikmeter. Wichtig dabei: Hier darf nur sauberes Aushubmaterial (Kategorie A) und Inertstoffmaterial (Kategorie B) eingebaut werden. Letzteres wird allerdings nur 15 Prozent ausmachen. «Das entspricht der Aufteilung, die bei einem Aushub in der Praxis anfällt.» Auch bei der Kategorie B handelt es sich allerdings nicht um «belastetes Material». Was es genau enthalten darf, wird in der eidgenössischen «Verordnung über die Vermeidung und die Entsorgung von Abfällen» (kurz VVEA) festgehalten. «Grob zusammengefasst darf es da einfach ein paar Baurückstände drin haben – zum Beispiel Ziegelstücke.»
Die rund 44’000 Quadratmeter Deponie-Fläche wird über einen Zeitraum von 15 Jahren aufgeschüttet. Das Material dafür soll laut Baueingabe aus der Region stammen – Anlieferungen aus dem Ausland werden nicht angenommen. «Das ist keine kleine Deponie. Aber wenn wir den Bedarf der nächsten Jahre berücksichtigen, ist es trotzdem nur ein Tropfen auf den heissen Stein. Der Druck ist gross.»
Ideale Lage
Die Idee der Deponie Gmünden ist über zehn Jahre alt. Vor sieben Jahren genehmigte der Regierungsrat den entsprechenden Teilzonenplan und den Sondernutzungsplan. Verläuft die Baueingabe reibungslos, könnte mit den Bauarbeiten für Erschliessung und Infrastruktur (Brückenwaage, Barriere, Bürogebäude) noch diesen Herbst begonnen werden. Dann würden im kommenden Jahr wohl schon die ersten LKWs ihren Aushub hier abladen. «Klar: Über zehn Jahre klingt nach einer langen Zeit. Aber für so ein Projekt ist das ziemlich schnell», sagt Urs Kast. Der Grund: Deponien haben einen schweren Stand. Fast überall, wo sie geplant sind, werden Bedenken vorgebracht. Streitpunkt ist meist der Mehrverkehr. «Es lässt sich natürlich nicht wegdiskutieren, dass eine Deponie Verkehr verursacht. Und zwar LKW-Verkehr. Aber wir können auch Nichts daran ändern, dass wir mit dem Material irgendwo hin müssen.» Die Deponie Gmünden ist deshalb ein Glücksfall für Kanton und Region. Ihre Lage bietet gleich mehrere Vorteile: Keine Wohngebiete in direkter Nähe, rascher Anschluss ans übergeordnete Strassennetz, keine Gefahr fürs Grundwasser, Anschluss ans öffentliche Strom- und Wassernetz via ARA Mühltobel. Auch die Erschliessung über den Vorplatz der ARA ist mit verhältnismässig wenig Aufwand realisierbar. «Wir werden den Einlenker noch verbreitern, damit alle Verkehrsteilnehmenden genügend Platz haben.»
Eine Hürde zieht sich allerdings durch das zukünftige Deponie-Gelände: Die Stromleitung. «Diesbezüglich stehen wir mit SAK und Axpo in Kontakt, die Lösung liegt vor.» Ebenfalls angepasst wird der Wanderweg, der durch das Gelände führt. Er soll um die Deponie herumgelenkt werden. tiz