Blick hinter die Kulissen der Tüüfner Poscht

06.05.2018 | TPoscht online
Seniorissimo Morgegascht Erich (85) komp
Der Chefredaktor der Tüüfner Poscht erzählte im alten Feuerwehrhaus über seine Arbeit. Fotos: Uli Schoch

Matthias Jäger

Erich Gmünder plauderte im alten Feuerwehrhaus aus der Redaktionsstube der Tüüfner Poscht. Mit etwa 40 Gästen war der Anlass sehr gut besucht.

Frühe Tagwache
Der typische Arbeitstag des Chefredaktors beginnt spätestens um 5 Uhr morgens in seinem Homeoffice mit einem Glas Wasser mit Zitrone – und viel Kaffee. Dann geht es gleich online, zuerst mit einem Besuch auf www.tposcht.ch, den Tageszeitungen, dem Facebook-Auftritt der Tüüfner Poscht und Google Statistics. Die Motivation für den weiteren Tag holt sich Erich Gmünder aus der Benutzerstatistik. Die ist beachtlich:

• Pro Tag hat die Tüüfner Poscht je nach Aktualität, Jahreszeit und Wetter 500-1500 Nutzer. Nutzer sind nicht einzelne Klicks, sondern Personen. Eine Person wird, auch wenn sie sich mehrmals einloggt und diverse Artikel liest, nur einmal gezählt.

• Pro Monat summiert sich das auf etwa 12’000 bis 15’000 Nutzer. Das ist doppelt so viel, wie Teufen Einwohner hat. Dazu tragen Heimwehteufner und Auswärtige bei sowie Leute, die über eine Google-Suche zufällig auf www.tposcht.ch landen.

• Die meistgelesenen Artikel erreichen bis zu 1000 Leserinnen und Leser. Der aktuelle Spitzenreiter zur Dorfplatzgestaltung stand am Freitagmorgen bei 921 Nutzern, der Bericht über das Ende der Zahnradstrecke Ruckhalde bei 861.

Diese Zahlen stellten, meint Erich Gmünder mit Genugtuung, in einem klar abgrenzbaren geografischen Raum eine beachtliche Reichweite dar. Und für ihn seien die Nutzerzahlen eine permanente Abstimmung über die Arbeit der Redaktion.

Der Musiksaal im alten Feuerwehrhaus war gut gefüllt.

Auftrag der Tüüfner Poscht
Erich Gmünder legt Wert auf die Feststellung, dass die Tüüfner Poscht eine eigenständige Publikation mit einem Trägerverein (seit 2014) und einem Redaktionsstatut ist. Zwar habe sie einen Leistungsauftrag der Gemeinde und erhalte von ihr einen Beitrag, aber sie sei kein gemeindeeigenes Mitteilungsblatt wie in vielen anderen Gemeinden. Die Tüüfner Poscht will Forum für alle Teufnerinnen und Teufner sein und Sprachrohr nicht nur der Gemeinde, sondern ebenso so der Vereine, Kirchen und allen anderen, die sich in der Gemeinde engagieren.

Mit einem Blick zurück auf die Entstehungsgeschichte betont Erich Gmünder, dass dieses Selbstverständnis seit der Gründung im Grundsatz unverändert geblieben ist. Die Tüüfner Poscht wurde vor 23 Jahren denn auch nicht vom Gemeinderat ins Leben gerufen, sondern von einer Initiativgruppe. Auch wenn es im Gemeindehaus gelegentlich Stimmen gebe, die einen direkten Zugriff auf die Redaktion vorziehen würden, ist für den Chefredaktor diese Unabhängigkeit ein zentraler Pfeiler der Erfolgsgeschichte der Tüüfner Poscht.

Als zweiten wichtigen Pfeiler sieht er die Online-Ausgabe (seit 2012), der er die Funktion eines Dorfbrunnens zuschreibt.

Nachfolgeregelung
Erich Gmünder wird kommendes Jahr nach acht Jahren bei der Tüüfner Poscht in Pension gehen. Die Nachfolge interessiert die Anwesenden natürlich brennend. Die Stelle wurde in der Tüüfner Poscht ausgeschrieben. Das Anforderungsprofil ist umfangreich und anspruchsvoll. Trotzdem sei die Rekrutierung auf gutem Weg. Es gingen fast ein Dutzend Bewerbungen ein, wovon sechs von Personen mit regionalem Bezug und einem grossen Leistungsausweis im Lokaljournalismus.

Dabei profitiert die Tüüfner Poscht von der aktuell schwierigen Situation in vielen traditionellen Medien (aber auch von ihrer Qualität und ihrem guten Ruf in der Szene, MJ). Auf jeden Fall hatte der Wahlausschuss die Qual der Wahl und rechnet damit, der Redaktion und anschliessend dem Gemeinderat demnächst seinen Vorschlag präsentieren zu können.

Am Puls der Gemeinde
Auf die Frage aus dem Publikum, wie er es schaffe, stets am Puls der Aktualität zu bleiben, umreisst Erich Gmünder sein Erfolgsrezept: Nach seinem sehr frühen Start in den Arbeitstag hat er tagsüber immer wieder Zeit zum Käfele und für Gespräche mit den unterschiedlichsten Leuten.

Ebenso wichtig sind dem Chefredaktor aber seine Redaktionskolleginnen und -kollegen. Das sind sieben ehrenamtlich tätige Personen, die alle schon viele Jahre mit an Bord sind. Alle Mitglieder dieses Teams haben ihr eigenes Netzwerk, und damit hat die Tüüfner Poscht in der Gemeinde viele Ohren. Dazu kommen die aktuellen Informationen der Gemeinde, der Kantonspolizei oder von Vereinen.

Produktionsablauf
Viele Rubriken füllen sich im Lauf eines Monats mehr oder weniger von selbst. So werden Seiten laufend im Austausch zwischen dem Chefredaktor und dem Layouter fertig gestellt. Der Tüüfner Chopf und das Panorama mit den historischen Themen stellen für den Chefredaktor die beiden grössten Herausforderungen dar. Während es auch nach über 230 Portraits kein Problem ist, neue Tüüfner Chöpf zu finden, wird es bei der Auswahl an historischen Themen zunehmend schwieriger, ohne Wiederholungen auszukommen.

Eine Herausforderung stellen jeweils die letzten Schritte vor der Drucklegung dar. Die Anzahl Inserate gibt die Seitenzahl vor. Weil die Seitenzahl immer nur plus oder minus 4 verändert werden kann, müssen Texte oft im letzten Moment noch gekürzt, oder Bilder vergrössert oder verkleinert werden. Und am Schluss müssen dann oft noch das Grüezi (Editorial) und das Helewie (letzte Seite) fertiggestellt oder angepasst werden.

Stabile Inserate
Im Unterschied zu vielen Titeln in der Medienlandschaft brachen die Inserate in der Tüüfner Poscht nicht ein. Das Volumen blieb über die Jahre hinweg stabil. Dass das Gewerbe der Tüüfner Poscht die Treue hält, habe, so Erich Gmünder, sowohl mit Solidarität, als auch mit dem fairen Journalismus zu tun. Informationen aus dem Gewerbe haben in der Tüüfner Poscht ihren festen Platz und sind beliebt. Wenn sie z.B. über die Eröffnung eines neuen Restaurants berichteten, sei es in den ersten Tagen danach wahrscheinlich ziemlich gut besucht.

Etwa die Hälfte der Inserate kommt von auswärts. Gewerbebetriebe und Veranstalter in Nachbargemeinden und St. Gallen hätten eben realisiert, dass die Tüüfner Poscht in ihrem klar definierten Einzugsgebiet eine sehr gute Reichweite habe und eine kaufkräftige Kundschaft erreiche. Erwartungen, die Berichterstattung im redaktionellen Teil im Gegenzug gelegentlich auch über die Grenzen von Teufen hinaus auszuweiten, müssten trotzdem enttäuscht werden. Die redaktionelle Berichterstattung konzentriert sich ausschliesslich auf Teufen.

Die Tüüfner Poscht finanziert sich in erster Linie über die Inserate in der gedruckten Ausgabe. Damit finanziert die Printausgabe auch das Online, in dem bis heute – wie bei vielen anderen Medien – kein Geld zu verdienen ist. Die Kosten allein für den Druck und den Vertrieb an alle Haushalte in der Gemeinde belaufen sich auf CHF 90’000.-/Jahr. Das frisst einen Grossteil des Gemeindebeitrages von CHF 140’000.- weg.

Organisator Roland Bieri verdankte die Informationen aus erster Hand.

[grauer-kasten title=“Erich Gmünder“ text=“Auch wenn er nicht in Teufen aufwuchs, ist Gmünder ein uraltes Teufner Geschlecht, erstmals erwähnt 1304. Erich wuchs in Andwil SG auf und war in seinem Erstberuf Lehrer im Toggenburg. Den Einstieg in den Journalismus fand er über ein Praktikum in der damaligen «Ostschweiz». In dieser Zeitung wurde er zuerst Lokalredaktor in Gossau, später Inlandredaktor. Von dort ging es weiter zu Radio Aktuell (heute FM1), zum Regionaljournal von Radio DRS und schliesslich als Ostschweizer Korrespondent  zum Fernsehen DRS/SRF. Korrespondentenstellen sind auf 5 Jahre befristet. Nach einem Jahr als Redaktor der Medizinsendung PULS von SRF nahm er ein Timeout und war Hausmann. Danach konnte er nochmals 5 Jahre als Ostschweizer Korrespondent tätig sein. Als Chefredaktor der Tüüfner Poscht kehrte er 2010 zu seinen journalistischen Wurzeln im Lokaljournalismus zurück. Erich Gmünder wird anfang 2019 offiziell in Pension gehen. “ ]

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