Peter Wyrsch
Mit zwei WM-Silbermedaillen im Gepäck kehrt Monica Winkler-Bischofberger von den Weltreiterspielen in Tryon/North Carolina, USA, zurück. Die in Teufen wohnhafte Lehrerin und Mutter dreier Kinder ist in der Szene der Voltigierer, der Artisten auf galoppierenden Pferden, weltweit ein Begriff.
Die Trainerin und Longenführerin von Lütisburg erreichte mit ihren ausschliesslich aus Mädchen und jungen Frauen zusammengesetztem Team sowohl im erstmals durchgeführten Nationencup als auch mit ihrer Gruppe WM-Silber.
In der entscheidenden Gruppen-Kür amSonntag in Tryon passte zum Leidwesen der ehrgeizigen Monica Winkler-Bischofberger nicht alles zusammen. Der Rückstand auf Deutschland von nur einem Tausendstel vor dem letzten Umgang konnte nicht wettgemacht werden. „Es ist uns einiges misslungen“, meinte die Gattin des ehemaligen FCSG-Profifussballers Patrick Winkler. „Vor dem Start musste sich unser Voltigepferd Rayo de la Luz im Zirkel noch erleichtern. Ich konnte ihn nicht bremsen, da er sonst in den Trab übergegangen wäre, Galopp ist erforderlich.“
Es flossen Tränen
Es schlichen sich danach in der finalen Präsentation ungewohnte Fehler ein. Es wurde nicht der gewünschte perfekte Auftritt, den sich die eingespielte und erfahrene Truppe aus der Ostschweiz erhofft hatte. Mit Team-Gold wie 2012 hatten sie geliebäugelt.
Benotet wurden die Schweizerinnen mit einem Total von 8,433 Punkten. Obwohl nach der verkorksten Übung Tränen flossen, reichte dies allemal für den zweiten Platz hinter der überragenden Voltige-Gruppe aus Köln (8,638 Punkte). Österreich (8,198) konnte auf Distanz gehalten und auf den Bronzeplatz verwiesen werden. Das deutsche Team wurde übrigens von einem St. Galler an der Longe geführt. Kein Geringerer als Patric Looser, der Einzel-Weltmeister von 2010, zeichnete als Longenführer.
Monica Winkler, die mit ihrer Gruppe 2012 Weltmeister wurde und vor vier Jahren in Caen in der Normandie bereits Platz zwei hinter Deutschland belegt hatte, fasst zusammen: „Am meisten ärgert uns, dass wir unsere tolle und neu einstudierte Kür nicht perfekt zeigen konnten. Ich hätte lieber die Silbermedaille mit einem geglückten als mit einem eher missratenen Auftritt gewonnen.“
Ihre jungen Frauen im Alter von 14 bis 27 Jahren dürfen dennoch stolz sein. Seit Jahren sind sie die nationalen Überflieger. Sie sammeln regelmässig Titel und Medaillen. Sie sind Schweizer Serienmeister (11 Titel), vierfache EM- und nunmehr dreifache WM-Medaillengewinner. Fünfmal pro Woche üben sie neben Beruf oder Schule in Lütisburg.
Für die WM wurde die neue Kür zum Thema „Wasser“ professionell einstudiert. Dazu wurden auch Musik und Tenüs angepasst. Moni und ihre Girls streben nach Perfektion. Pferd und Voltis sind aber auch Lebewesen und nicht alltäglich gleich disponiert. Das hat sich in Tryon bestätigt. Aber die nächste Goldchance kommt bestimmt.
170’000 Franken Budget
Voltigieren ist eine Rand- und (noch) keine olympische Reitsportart und nur selten – wie an Titelkämpfen oder am CHIO Aachen – etwas im Scheinwerferlicht. Das Budget des Amateur-Reitvereins Lütisburg ist dennoch happig. Es beträgt laut Monica Winkler rund 170’000 Franken in diesem Jahr. „Je 30 Prozent decken Mitgliederbeiträge sowie Sponsoren, Turnierauftritte und verkaufte Werbung ab“, verrät sie. Der Rest sei „Knochenarbeit“ und beinhalte auch stattliche Zuschüsse aus eigener Kasse.