Timo Züst
Heute ist der letzte Arbeitstag von Margrit Riedener. Und am 30. April verabschiedet sich auch ihre Kollegin Madeleine Tanner. Die beiden gehen nach vielen Jahren in der Post Teufen in Pension. Sie blicken auf lange Post-Karrieren und viele Veränderungen zurück.
Wer in den vergangenen Tagen auf der Post Teufen war, hat sie sicher bemerkt: Blumenkränze, die sich um zwei der Schalter schlängeln. Angebracht wurden sie für Filialleiterin Margrit Riedener und Kundenberaterin Madeleine Tanner. Beide werden Ende April pensioniert. Margrit Riedener hat aber wegen aufgelaufener Ferien bereits heute ihren letzten Arbeitstag. Beide verbindet eine langjährige Geschichte mit der Post Teufen. Margrit Riedener ist seit zehn, Madeleine Tanner sogar seit 35 Jahren hier. Die Frauen haben ihr ganzes Berufsleben für den gelben Riesen gearbeitet. Aber nicht nur das: „Ich habe meinen Mann während der Arbeit auf der Poststelle Goldach kennengelernt“, erzählt Margrit Riedener. Und Madeleine Tanner fügt an: „Und ich meinen auf der Poststelle Lachen.“
Man kennt sich
Angefangen hat alles mit einer Lehre als Betriebsassistentin in Arbon. Später wechselte Margrit Riedener auf die Post Goldach und wurde schliesslich gemeinsam mit ihrem Mann Posthalter in Untereggen. Dort wohnen die zwei heute noch. „Das Haus gehört uns und weil die Post geschlossen wurde, haben wir es in eine Loft umgebaut.“ Die Teufner Filiale leitet sie nun schon seit zehn Jahren. „Wir fungieren auch als regionales Verteilcenter für die umliegenden Gemeinden Bühler, Stein, Trogen und Speicher. Deshalb haben wir hier ein grosses Team.“ Diese wichtige regionale Stellung zeigt sich auch bei den Kundenzahlen. Zwar nehmen diese in Teufen auch um rund fünf Prozent pro Jahr ab – das ist aber viel weniger als bei anderen, kleineren Poststellen. „Das liegt daran, dass es andernorts nur noch eine Postagentur hat“, sagt Kundeberaterin Madeleine Tanner. Nach über 35 Jahren am Schalter der Post Teufen kennt sie fast jedes Gesicht, das durch die Tür kommt. „Naja, ausser bei den Neuzuzügern. Die muss man erst kennenlernen.“ Auch sie hat ihre Lehre als Betriebsassistentin auf der Post gemacht – inklusive einem halben Jahr in Teufen. Danach war sie ein paar Jahre lang auf diversen anderen Filialen tätig: Bühler, Uznach, Lachen, Wolfhalden, Schönengrund etc. Im Jahr 1983 kam sie dann schliesslich an den Teufner Schalter zurück – und blieb auch hier. „Man merkt, dass die Kunden hier aus dem Dorf oder der Umgebung kommen. Man kennt sich und wechselt auch gerne mal ein paar Worte“, sagt die Teufnerin. Aber: Der Schwatz am Postschalter wurde in den letzten Jahren zu einem raren Gut. „Wir sind zwar Kundeberaterinnen. Weil wir aber weniger Personal haben, bleibt für die Beratung leider immer weniger Zeit“, sagt Margrit Riedener. Als sie die Filiale vor zehn Jahren übernahm, waren am Nachmittag oft drei Schalter besetzt. Und morgens zwei. Heute sind es nachmittags noch zwei und vormittags oft nur einer. „Das führt unweigerlich zu Wartezeiten.“
Nur teilweise ersetzt
„Nein, die Poststelle wird nicht geschossen“, stellt Margrit Riedener klar. Mit dem Bekanntwerden der beiden Pensionierungen sei auch eine gewisse Unsicherheit bei den Kundinnen und Kunden spürbar geworden. „Wir wurden mehrmals gefragt, ob die Post denn nun zugehe. Das ist natürlich nicht der Fall.“ (Hier lesen Sie etwas über die Pläne der Post für Teufen) Aber: Die 180 Stellenprozent der beiden Frauen werden nicht adäquat ersetzt. Zwar rückt für Margrit Riedener eine neue Hauptverantwortliche (100 %) nach, die Kundenberater-Stelle von Madeleine Tanner wird aber nicht 1:1 ersetzt. „Wir werden in Zukunft Spitzen mit Mitarbeitenden aus unserer Hauptpost in Herisau decken“, erklärt Margrit Riedener. Das wird aber keinen Einfluss auf die Öffnungszeiten oder das Serviceangebot der Poststelle haben, versichert sie.
Hobbys, Enkelkinder, Reisen
„Eindeutig die Zalando-Pakete“, sagt Madeleine Tanner lächelnd. Damit haben sie am Schalter am meisten zu tun. Die Kundinnen des Online-Kleiderhandels können bestellte Kleidungsstücke gratis retournieren. Dafür bringen sie die Pakete dann jeweils in die Post. Und ein Blick hinter die Schalter zeigt dann auch: Hier stapeln sich die Pakete mit orangem Zalando-Logo. Aber auch andere Post-Dienstleistungen seien nach wie vor sehr gefragt. „Besonders die Einzahlungen“, sagt Tanner. Und auch das „gelbe Büchlein“ wird noch häufig aus der Tasche gezogen. Nämlich bei jedem zweiten Kunden, der eine Einzahlung tätigt, schätzt die Kundenberaterin.
Und wie geht es jetzt weiter nach der Pension? „Ich finde es sehr schön, dass wir auf den Sommer hin pensioniert werden“, sagt Margrit Riedener. Sie will sich in Zukunft intensiver ihrem Haus und den drei Enkelkindern widmen. Bei Madeleine Tanner sollen die Hobbys mehr in den Vordergrund rücken. Insbesondere das Reisen und Wandern. „Jetzt kann ich auch spontan weg oder längere Touren mit meinem Mann machen. Der ist auch schon pensioniert“, sagt sie lachend.