Nach langer Wartezeit kann das Bücker Museum nun endlich seine Türen öffnen – anfangs allerdings nur für geladene Gäste. Aber auch für den Rest von Teufen gibt es am 2. und 3. Juli etwas zu sehen: das PC-7 Team der Schweizer Luftwaffe und eine Bücker- Staffel werden südlich von Teufen fliegen. Die TP durfte schon vor der Eröffnung einen Blick in das Museum werfen.
«Flugzeug-Fans nennen sie die Stradivaris der Lüfte.» Albert & Elisabeth Zeller stehen vor einem Doppeldecker aus dem Jahr 1939. Es ist ein «Bücker 131 Jungmann», hergestellt in Altenrhein. «Die Dornier Werke konnten eine Lizenz der Bückerwerke in Berlin Rangsdorf für die Produktion der Flugzeuge erwerben. Diese Flugzeuge wurden in der Schweizer Luftwaffe und bei der Swissair zwischen 1936 und 1970 für die Grundausbildung der Piloten verwendet, bevor sie an Clubs und Private abgegeben wurden. Deshalb haben wir überhaupt noch Bücker-Modelle in der Schweiz», erklärt Albert. Einige restaurierte Flugzeuge sind in der Ausstellung, im Rohbau, ohne Bespannung. So ist das Innenleben der Tragflächen, der Rumpfstruktur und des Cockpits sichtbar. Im «Jungmann» finden ein Pilot und ein Passagier Platz. Auffallend sind die vielen Holzteile. «Diese Flugzeuge sind eine Meisterleistung des Leichtbaus. Ein Flügel wiegt nur 9,5 Kilo, das ganze Modell 380 Kilo – inklusive Motor.» Wie viele Fliegerei- Enthusiasten sind Albert und Elisabeth Zeller von den Bücker-Flugzeugen fasziniert. Dabei geht es ihnen aber nicht nur um die legendären Flugeigenschaften, sondern auch um die beeindruckenden Ingenieursleistungen. «Das ist mit anderen Modellen nicht zu vergleichen. Zwei Finger am Steuerknüppel genügen. Sie sind unglaublich agil und vermitteln ein einzigartiges Fluggefühl.»
Flüge: Ablauf, Drohnenverbot und Lärm
Freitag, 2 Juli: 14 bis 14.30 Uhr: Training des PC-7 Teams 15 bis 16 Uhr: Überflug der Bücker-Staffel
Samstag, 3. Juli: 14 bis 14.45 Uhr: Überflug der Bücker-Staffel 15 bis 15.30 Uhr: Vorführung des PC-7 Teams
Luftspektakel als Geschenk fürs Dorf
Die Bauarbeiten für das Bücker Museum begannen vor vier Jahren. Das beeindruckende Gebäude ist das Herzensprojekt von Albert und Elisabeth Zeller. Ausgestellt sind darin diverse Bücker-Modelle, Motoren und andere Zeitzeugnisse. Einiges davon sind Leihgaben, beispielsweise vom Verkehrshaus, und dem Fliegermuseum Dübendorf. In der Werkstatt im oberen Stock werden zudem weitere Modelle, wie etwa eine Klemm 35, restauriert – so originalgetreu wie möglich. Eigentlich hätte das Museum schon im letzten Jahr eröff net werden sollen. Corona machte den Plänen der Zellers und des neu gegründeten Vereins (führt das Museum) einen Strich durch die Rechnung. Aber nach zweimaligem Verschieben wollen sie nicht länger warten: Am 2. und 3. Juli dürfen die ersten geladenen Gäste, Handwerker und Mitglieder, die beim Aufbau des Museums geholfen haben, die Flugzeuge bestaunen. Aber auch die restliche Bevölkerung von Teufen soll etwas Fliegerei erleben können. Viele ehemalige Militärpiloten haben ihre fliegerische Grundausbildung auf diesen Bückern absolviert. Deshalb hat sich die Luftwaffe bereit erklärt, die Eröffnung des Museums mit dem PC7-Team zu beehren. Sie werden mit ihren Propellermaschinen am Freitag- und am Samstagnachmittag (siehe Kasten) südlich von Teufen zu sehen sein. An den beiden Tagen wird zudem eine Bücker- Staffel mit bis zu zwölf Flugzeugen unterwegs sein. «Wenn wir schon nicht alle im Museum begrüssen können, wollen wir dem Dorf mit dieser einzigartigen Show wenigstens ein Erlebnis bieten.»
Eine Leidenschaft
4500 Stunden. So viel hat Alber Zeller für die Restauration in eines seiner Flugzeuge investiert. «Das Restaurieren fasziniert mich. Und wenn man selbst Hand anlegt, bekommt man ein ganz anderes Verständnis für die Handwerkskunst, die in diesen Maschinen steckt.» Seine Begeisterung ist während des Rundgangs stets spürbar. Dabei ist das Interesse gleichmässig verteilt: Geschichtlicher Hintergrund, Eigenheiten von Konstruktion und Motor und Fliegerei-Anekdoten. Die Bücker-Flugzeuge wurden zwar kurz vor und während des Zweiten Weltkriegs produziert – für den Kriegseinsatz waren sie aber nie gedacht und nie verwendet. Es handelt sich um reine Ausbildungsflugzeuge. Zudem flogen sie auf diverse Wettbewerbs-Podeste. «In dieser Zeit gab es keine Maschine, die in der Kunstflugszene mit dem Bücker mithalten konnte.» Diese Erfolge und das Verkaufstalent von Firmengründer Carl Clemens Bücker sorgten dafür, dass die Maschinen schliesslich in 23 Länder exportiert wurden. Doch trotz einiger hundert produzierter «Jungmeister» (Einsitzer-Variante des «Jungmann ») sind flugfähige Jungmeister-Modelle heute aber sehr selten. Ein Grund dafür waren die Vernichtungsbefehle der Alliierten nach dem Krieg. Aber auch die aufwändigen Restaurationsarbeiten. «Viele Teile muss man selbst nachbauen. Nicht nur beim Holz ist das eine Herausforderung. Ersatzteile für die Original-Motoren zu finden ist sehr kompliziert.» Trotzdem ist die internationale Bücker-Fangemeinde nach wie vor sehr aktiv und gut vernetzt. In der Werkstatt im zweiten Stock des Museums legen nicht nur Albert und Elisabeth Zeller Hand an. Über die Jahre haben sie diverse begnadete Bücker-Spezialisten kennengelernt, die ihnen bei Restaurationsprojekten helfen. «Wir hatten mal einen Motoren-Mechaniker hier, der konnte einen Motor mit geschlossenen Augen auseinander und wieder zusammenbauen. Und behielt dabei saubere Hände.»
Führungen für Gruppen
Das Museum wird Anfang Juli zwar offiziell eröffnet – es hat aber anfangs noch keine fixen Öffnungszeiten. «Wir möchten den Besuchenden den nötigen technischen Kontext für das Verständnis dieser Flugzeuge mitgeben. Dafür eigenen sich geführte Besuche viel besser», sagt Elisabeth Zeller. Die Idee: Über die Website www.bücker-museum.ch können sich Interessierte für eine Führung anmelden. Diese werden ab zehn Personen durchgeführt. Start ist im Frühherbst. tiz