Eine gelungene Aktion des vergangenen Jahres: Reto Altherr mit den Teufner Gastronomen vor der Drive-In-Aktion. Foto: Archiv
Herr Altherr, auch im Jahr 2021 war Corona das bestimmende Thema. Wie sehr hat es Sie im Vergleich zu 2020 noch beschäftigt ?
In Sachen Covid-19 war 2021 ein stetes Auf und Ab. Die Unsicherheit was ist möglich, was nicht war ein ständiger Begleiter. Nach einem harzigen Start ins Jahr keimte im Frühjahr/Sommer doch Hoffnung auf, und nun werden wir leider wieder eines Anderen belehrt. Tief beeindruckt bin ich vom Engagement und der Flexibilität, mit welcher dieser schwierigen Herausforderung begegnet wird. Sei dies im Gesundheitswesen, in den Schulen und in unserem Gewerbe und Betrieben. Ganz besonders möchte ich auch die Veranstalter von Anlässen erwähnen. Mit riesigem Einsatz haben sie uns trotz Unsicherheit und Mehraufwand doch unvergessliche Momente ermöglicht, ich denke da – und die Liste ist noch lange nicht vollständig – an das Appenzeller Kantonalturnfest, die Eröffnung des Bücker-Museums, Merry Christmas, verschiedene Gesangs- und Musikaufführungen usw.. Für die schönen Stunden mit der so hochwillkommenen Abwechslung möchte ich ihnen allen herzlich danken.
Welcher Wunsch, den Sie für 2021 hatten, ging nicht in Erfüllung? Welcher schon?
Die gewünschte Normalität nach Covid-19 ist leider (noch) nicht eingetroffen. Auf der anderen Seite sind wir trotz coronabedingten Einschränken in vielen Bereichen mit einer Ausnahme als Gemeinde weitergekommen. Ich denke da unter anderem an den Spatenstich für den Neubau des Sekundarschulhauses Landhaus, die Vertragsunterzeichnung für den Anschluss an die Abwasserreinigungsanlage in St. Gallen, die Neuregelung des Betriebs der Bibliothek und diverse Um- und Neubauprojekte. Eher im Hintergrund konnten mit der Überarbeitung des kommunalen Richtplans, der Gemeindeordnung und der Altersstrategie grosse Projekte weiter vorangetrieben werden. Die öffentliche Mitwirkung /Information zu diesen Themen ist bereits in die Wege geleitet oder folgt in den nächsten Wochen. 2021 durften wir zudem die Rezertifizierung des Unicef-Labels Kinderfreundliche Gemeinde und des Energiestadtlabels abschliessen. Verwaltungsintern konnte mit der Inbetriebnahme des elektronischen Verwaltungssystems AXIOMA und der neuen Homepage ein weiterer grosser Schritt in die digitale Zukunft vollzogen werden.
Abgesehen von Corona: Auf welches Thema haben Sie am meisten Zeit verwendet?
Als Einzelthema ist unverändert die ganze Thematik der Ortsdurchfahrt im Mittelpunkt.
Welche politische Entwicklung bzw. Entscheidung – egal, ob kommunal, kantonal oder national – hat Sie überrascht?
Es ist nicht nur eine politische, sondern vielmehr auch eine gesellschaftliche Entwicklung, die mich in der Ausprägung überrascht und auch erschreckt hat. Ich spüre eine zunehmende Verhärtung der Fronten auf vielen Ebenen. Das Gespräch, der gutschweizerische Kompromiss wird immer weniger gepflegt. Einzelinteressen werden in den Mittelpunkt gestellt und auf der eigenen Meinung beharrt man, viele fühlen sich als Experten. Diese Tendenz ist sehr gefährlich und muss unbedingt gebrochen werden. Man mag über die gutschweizerischen Kompromisse manchmal lächeln, aber diese Grundhaltung ist eines der Fundamente unseres Wohlstandes.
Auf welche Leistung Ihrer Gemeinde sind Sie besonders stolz?
Wie wir alle zusammen auch in dieser schwierigen Zeit miteinander über die Runden kommen. Die Solidarität und Mithilfe von so vielen ist spürbar.
Wenn Sie einen Wunsch für ein Infrastruktur- oder Bau-Projekt in Teufen frei hätten: Was würden Sie wählen?
Wahrscheinlich ist die Antwort Realisierung der Ortsdurchfahrt Teufen wenig überraschend. Wie immer das Projekt auch aussehen mag, wir müssen zu einer Umsetzung kommen. Die aktuell festgefahrene Situation blockiert und lähmt unser ganzes Dorf. Für jede Lösung gibt es Argumente pro und contra. Ich hoffe, dass eine Umsetzung akzeptiert und nicht wieder mit juristischen Mitteln blockiert wird. Eine Verbesserung der heutigen Situation ist zwingend und muss zeitnah umgesetzt werden können.
Welche Entwicklung in unserem Kanton bereitet Ihnen Sorgen?
Gemäss meinem heutigen Wissenstand soll im 2. Semester 2022 die Volksintiative Starke Appenzeller Gemeinden bzw. der regierungsrätliche Gegenvorschlag zur Volksabstimmung kommen. Dieser sieht bekanntlich eine Reduktion der Anzahl Gemeinden von 20 auf 4 vor. Mir ist absolut bewusst, dass hinsichtlich der Strukturen in unserem Kanton Handlungsbedarf besteht und ich bin auch nicht grundsätzlich gegen Gemeindefusionen. Diese bedürfen aber einer umfassenden Abwägung der Chancen, Risiken und Konsequenzen damit eine fundierte und breite Diskussion stattfinden kann, auf dessen Ergebnis die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger entscheiden können.
Was für Ziele – bzg. pendenter Dossiers – setzten Sie sich für das kommende Jahr?
Selbstverständlich einen möglichst grossen Schritt weiter in der Frage der Ortsdurchfahrt. Ausserdem ist geplant die Totalrevision der Gemeindeordnung den Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern zu unterbreiten. Weiterhin ein Schwerpunkt werden die Überarbeitung der Richtplanung und diverse Bau- bzw. Planungsprojekte bilden.
Wird die Tunnel-Abstimmung im Mai die wichtigste des Jahres 2022 sein?
Die Abstimmung wird sicherlich speziell im Fokus stehen, was aber die Wichtigkeit der anderen Urnengänge nicht schmälert. Ich denke da unter anderem auch an die oben erwähnte Abstimmung zur Initiative Starke Ausserrhoder Gemeinden bzw. den regierungsrätlichen Gegenvorschlag.
Was wollen Sie den Teufnerinnen und Teufnern zum Abschluss des Jahres 2021 noch mitteilen?
Das schwierige Jahr 2021 haben wir gemeinsam mit der Mithilfe und der Solidarität von uns allen gemeistert. Ich bedanke mich herzlich für das grosse Engagement in allen Bereichen unserer Gemeinschaft.
Bliibed Sie gsond, hebed Sie sich Sorg und e guets Neus.