Ab St. Gallen trifft der S1 eine Stunde später am Zielort ein. Wenige Minuten nach der Ankunft um 10.18 Uhr stehen wir mitten im Zentrum des kleinen historischen Dörfchens Gottlieben mit 340 Einwohnern.
Historisches Gottlieben
Marie-Theres und Hans-Werner Butz haben die heutige Wanderung geplant und organisiert. Er übernimmt die Wanderleitung und sie informiert unterwegs über Sehenswertes und Interessantes. So auch mitten in den wunderschönen Riegelhäusern von Gottlieben.
Das Wappen des Dorfs, ein weisses Kreuz auf schwarzem Grund, ist an der Fassade des Schulhauses im Hintergrund zu sehen. Es verweist auf den Gründer der Gemeinde, den Bischof von Konstanz, der das Gebiet am Seerhein 1251 erwarb. Er versprach sich von der speziellen Lage am wichtigen Wasser-Transportweg zusätzliche Einnahmen.
Es wurde damals gar eine Brücke gebaut, um Brückenzoll zu erheben. Die Bürgerschaft von Konstanz wehrte sich jedoch erfolgreich und die Brücke wurde wieder abgebaut.
Vom ebenfalls erbauten Wasserschloss können wir einen der beiden Wehrtürme hinter uns sehen. Diese dienten unter anderem als Verlies, in dem 1415 auch der abgesetzte Papst Johannes XXIII von Konstanz und der weniger bekannte Reformator Jan Hus eingesperrt wurden.
1678 erhielt Gottlieben das Markrecht und erlebte im 17. und 18. Jahrhundert einen wirtschaftlichen Aufschwung. Es war ein Umschlagplatz für das unentbehrliche Salz, aber auch für Gewürze, Kaffee, Tee, Tabak, Baumwolle und vieles mehr. Das alte Waaghaus und das Zollhaus vor uns zeugen von der damaligen Geschichte. Ebenso die prächtige Drachenburg, eine ehemalige Schenke und heute renommierter Gastronomiebetrieb.
Weiter geht’s am See entlang und der Produktionsstätte von weltbekannten Leckerbissen, den Gottlieber Hüppen. Je einen erhalten alle Teilnehmenden etwas später beim Trink- und Snackhalt von der Wanderleitung geschenkt. Auf das Mittagessen müssen wird heute bis nach 13 Uhr warten.
Ermatinger Riet
Unser Weg führt am Ermatinger Riet entlang, das uns vom Untersee trennt. Dieses geschützte Flachmoor und Amphibienlaichbiet von nationaler Bedeutung wird durch temporäre Überflutungen genährt. Im Oktober-November versammeln sich hier bis zu 50’000 Zug- und Wasservögel. Sogar die vom Aussterben bedrohte Sibirische Winterlibelle soll sich in diesem Bodensee-Riet heimisch fühlen.
Bereits 3000 Jahre v. Christus war die Region von Menschen besiedelt. Dies bezeugen die gefundenen Pfahlbauten in den Buchten rund um Ermatingen.
Ermatingen
Schon bald erreichen wir das Dorf Ermatingen mit seinem Schiffanlegesteg, dem kleinen Bootshafen und den vielen sehr schönen Fachwerkhäusern. Urkundlich erwähnt wurde Ermatingen bereits im Jahr 724 als das Dorf dem damaligen Kloster Reichenau geschenkt wurde. Die frühmittelalterliche Besiedlung ist durch ein alemannisches Gräberfeld belegt. Der Name der Gemeinde geht darauf zurück. Er bedeutet «bei den Leuten des Eburmuot», also dem Mann mit dem Mut eines Ebers.
Das älteste Gasthaus des Kantons Thurgau, das Restaurant Adler, befindet sich in Ermatingen. Interessant ist auch die Dorfkirche, zu deren Besichtigung uns leider die Zeit fehlt. Die Bausubstanz stammt aus dem 6. und 7. Jahrhundert. Sie wird bereits seit dem 16. Jahrhundert von beiden Konfessionen genutzt.
Vielleicht haben Sie auch schon von der «Groppenfasnacht» von Ermatingen gehört. Wenn nicht, empfehlen wir den folgenden Link: https://www.groppenfasnacht.ch/#geschichte
Arenenberg
Unser Ziel ist das Bistro Louis Napoléon des Hotels Arenenberg. Der Schlussanstieg unserer Wanderung führt über einen mit Jungbäumen gesäumten Serpentinenweg hinauf auf den Hügel mit seiner prächtigen Aussicht über den Untersee und die Insel Reichenau.
Im Anstieg zieht sich die Gruppe etwas auseinander. Doch pünktlich um 13 Uhr treffen alle im schönen Saal des Bistros ein und werden vom Arenenberg-Team kulinarisch verwöhnt. Lauchcremesuppe oder Tagessalat, panierter Pouletoberschenkel an Curry-Dip Sauce, Zartweizen-Ebly mit Gemüsewürfel und Saisongemüse. Alle scheinen hungrig zu sein und das Essen zu geniessen – einige mit einem Gläschen Wein.
Nach dem leckeren Essen bleibt ein Moment, um die herrliche Aussicht zu geniessen und die Kapelle neben dem Napoléon-Museum zu besuchen. Die Besichtigung des Museums wird wärmstens empfohlen. Dies müssen wir auf ein anderes Mal verschieben. Auch vom Kompetenzzentrum für die Landwirtschaft können wir heute nur einen knappen Blick erhaschen.
Schon bald geht es zahlreiche Treppen und dann den Weg hinunter zum Bahnhof Mannenbach-Salenstein. Mit zwei Minuten Verspätung fährt der S1 ein und bringt uns sicher nach St. Gallen. Sehr schön war’s. Die Mitglieder treffen sich am 5. Dezember zum Jahreshöck der Wandergruppe Tüüfe im Lindensaal.