Die kirchlichen Behörden im Appenzeller Mittelland haben zum neuen Jahr hin gewählt: Der ehemalige Stadtpfarrer von Altstätten, Albert Wicki, wird neuer Pfarrer der Seelsorgeeinheit Gäbris, welche die Pfarreien Teufen-Bühler-Stein, Gais und Speicher-Trogen-Wald umfasst.
Vom Käser zum Kellner und weiter zum Priester
Der gebürtige Entlebucher Albert Wicki ist ein kerniger und transparenter Mensch. Er erlernte in seinen Jugendjahren das Käsereihandwerk, liebäugelte jedoch immer mit einem Beruf in der Kirche. Ende der 80er-Jahre begann er mit seinen Studien als Religionspädagoge am Katechetischen Institut Luzern und jobbte während seiner Studienzeit als Kellner im Hotel Schweizerhof Luzern.
Seine Praktikas führten ihn in die Ostschweiz: nach Pfäfers SG und Valens. Hier blieb er hängen – auch nach seinem anschliessenden Theologiestudium in Einsiedeln und München, bevor er 2001 vom damaligen Bischof Ivo Fürer zum Priester der Diözese St. Gallen geweiht wurde. Das Rheintal war fortan für 15 Jahre sein Wirkungsfeld und sein Lebensmittelpunkt: Kaplanenjahre in Rebstein-Marbach-Lüchingen folgten, bevor er vor rund sieben Jahren zum Stadtpfarrer von Altstätten und Pfarrer der gleichnamigen Seelsorgeeinheit wurde.
Ein beliebter Seelsorger
Albert Wicki galt weit über Altstätten hinaus als beliebter Seelsorger. Seine menschliche Art und Freiheit machten ihn zu einem Priester des Lebens. Er ist ein Seelsorger, der zu den Menschen und ihren Lebenswelten geht und nicht abwartet. Er hat keine Berührungsängste vor der gesellschaftlichen Peripherie. So feierte er vor zwei Jahren Weihnachten in einer stadtbekannten Bar oder lud – als Bauernsohn und Tierfreund – ein zu Feldgottesdiensten, in denen er Vierbeiner und andere Haustiere gesegnet hat. 2012 wurde er mit Ehren ausgezeichnet: das Domkapitel wählte ihn als Domherr des Bistums St. Gallen (Bischöfliches Wahl- und Beratungsgremium).
2016 berief ihn Bischof Markus als Regens ins bischöfliche Ordinariat nach St. Gallen. „Die Aussicht, Studierende und Menschen, die nach den Inhalten des Glaubens suchen, auf ihre künftige Arbeit in einer Kirche von heute vorzubereiten, hat mich bewogen, diesem Ruf Folge zu leisten“, berichtet Wicki über seinen von vielen bedauerten Weggang aus Altstätten nach St. Gallen.
Doch die Realität im Ordinariat sah etwas anders aus: Strategie- und Planungssitzungen, Absprachen, Berichte verfassen und viel Bürotätigkeit haben ihn bewogen, unverhofft bald wieder über die Bücher zu gehen. Er ist kein Mann der Administration, sondern ein Seelsorger der Basis.
Sein Herz schlägt für die Menschen
Wicki fasste nach sechs Monaten eingehender Prüfung den Entschluss, den Bischof zu bitten, ihn wieder in die Seelsorge zu senden. „Diese schwierige Erfahrung möchte ich nicht missen. Sie zeigte mir, wo mein Herz schlägt“. Albert Wicki hat mit seinem Umweg über das kurze Regensamt nicht das Gesicht verloren, sondern als mutiger Mensch noch mehr Glaubwürdigkeit gewonnen.
Albert Wicki tritt per 1. Juni in sein Amt und wird – nebst der priesterlichen Verantwortung und Dienste in allen Pfarreien des Mittellandes – eine besondere Leitungsverantwortung als Pfarreileiter für die Pfarrei Gais und den Pfarreiteil in Bühler übernehmen.
Pfarrer Albert Wicki wird am Pfingstsonntag, 4. Juni um 10 Uhr in der Kath. Kirche Speicher durch Dekan Reto Oberholzer als Pfarrer der SE Gäbris feierlich eingesetzt. Die Begrüssungsgottesdienste für Albert Wicki in den einzelnen Pfarreien werden individuell gestaltet und deren Termin zur gegebenen Zeit über die Medien bekanntgegeben.
Stefan Staub