"Belastung ging langsam an die Substanz"

11.10.2019 | Timo Züst
Philipp_Riedener
Philipp Riedener trat das Amt des Gemeindeschreibers im Jahr 2016 an. Foto: tiz Timo Züst Vergangene Woche wurde publik, dass der Teufner Gemeindeschreiber Philipp Riedener die Kündigung eingereicht hat. Er bleibt noch bis Ende Jahr. Danach tritt er die Stelle als Finanzverwalter in Rehetobel an. Die TP hat ihn beim Kaffee zu den Gründen für den Wechsel gefragt. Herr Riedener, mit Ihrer Kündigung werden Sie den Gemeindepräsidenten wohl etwas geschockt haben … Von einem Schock zu sprechen, ist wohl eher übertrieben (lacht). Aber den Reaktionen nach zu urteilen, war es wohl schon eine Überraschung. Gleich zum Kern: Was gab den Ausschlag für Ihre Entscheidung? Es gibt keinen isolierten Hauptgrund. Ich habe in den vergangenen Monaten eine Auslegeordnung gemacht. Ich machte mir Gedanken darüber, wo meine Prioritäten liegen und wie ich ihnen am besten gerecht werde. Und die Rolle als Gemeindeschreiber war dafür nicht ideal? Insbesondere die Arbeitszeiten nicht, nein. Denn diese sind als Gemeindeschreiber einerseits nicht immer planbar und andererseits gibt es viele Abendtermine. Das ist nicht unproblematisch für das Privatleben. In meinem Fall beeinträchtigt es aber auch ein anderes Projekt, in das ich viel Herzblut investiere. Das wäre? Ich bin seit dem 1. Juni 2019 Trainer des U19-Frauen-Nationalteams und Verantwortlicher für die Talentförderung im Frauenfussball beim Liechtensteiner Fussballverband. Wir sind dort mitten in der Aufbauphase. Unser Ziel ist es, in drei Jahren zum ersten Mal an der EM-Qualifikation teilzunehmen. Diese Aufgabe nimmt natürlich einiges an Zeit in Anspruch. Ihre neue Stelle als Finanzverwalter in Rehetobel ist demnach keine 100-Prozent-Stelle? Nein, ich bin dort in einem 80-Prozent-Pensum angestellt. Dabei bin ich für den gesamten Finanzhaushalt verantwortlich. Das heisst, ich mache alle Buchungen, die Löhne und die Abschlüsse. Das reizt mich. Ein weiterer Vorteil ist natürlich die kleinere Distanz zu meinem Wohnort Lutzenberg. Sie werden nur noch bis Ende Jahr in der Gemeinde Teufen sein. Sind drei Monate Kündigungsfrist bei einer solchen Stelle nicht etwas wenig? Bis Ende 2015 existierte ein Personalreglement, das eine Kündigungsfrist von sechs Monaten für Kaderangestellte vorsah. Auf das Jahr 2016 wurde bei der Gemeinde ein neues Personalreglement ohne diese Regelung eingeführt. Wir haben dieses Reglement in diesem Jahr totalrevidiert und die Option einer sechsmonatigen Kündigungsfrist wieder aufgenommen. Kürzere und längere Kündigungsfristen haben Vor- und Nachteile. Bei einer kürzeren Kündigungsfrist ist meist keine geregelte Übergabe realisierbar. Hingegen kann es bei einer längeren Kündigungsfrist auch zu schwierigen Situationen kommen. Denn wenn sich ein Mitarbeiter dafür entschieden hat zu gehen, sind sechs Monate eine lange Zeit. Wie schlimm wäre es, wenn nicht rechtzeitig ein Ersatz für Sie gefunden wird? Aus meiner Sicht wäre es sicher nicht optimal, weil dann einiges liegen bleibt. Aber klar: Irgendwie funktioniert es immer. Glücklicherweise ist die Verwaltung heute gut aufgestellt. Man müsste die Aufgaben für diese Übergangsphase einfach verteilen und Abstriche machen, wo es nötig ist. Und ich bin ja nicht „von der Welt“. Natürlich ist es mir wichtig, dass der Übergang zu meiner Nachfolge gut funktioniert. Sie sagten, es gab mehrere Gründe für den Entscheid. Können Sie einen zweiten nennen? Was sicher auch eine Rolle gespielt hat, war die Intensität der vergangenen Jahre. Ich trat dieses Amt in einer turbulenten Phase an. Sowohl verwaltungsintern wie auch auf politischer Ebene gab es grosse Herausforderungen zu bewältigen. Und in den vergangenen Monaten habe ich gespürt, dass mir diese Belastung langsam etwas an die Substanz geht. Auf politischer Ebene gibt es noch einiges zu bewältigen – zwei Stichworte wären die Ortsdurchfahrt und das SSZ über das bald abgestimmt wird. Wie sieht es auf der Verwaltung aus? Intern ist die Gemeinde mittlerweile sicher auf einem guten Weg. Auch auf der personellen Ebene. Wir konnten in den vergangenen Jahren nach Kündigungen immer wieder sehr kompetente Mitarbeitende gewinnen, die das bestehende Team ideal ergänzen. Das wird sicher auch jetzt nach meiner Kündigung der Fall sein.

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