Alexandra Grüter-Axthammer
Karin Sutter leitet die Bibliothek in Teufen. Sie mag Naturwissenschaften und wollte eigentlich Mathematik studieren. Gemeinsam mit ihrem Mann Reto wandert sie gerne und gelegentlich unternehmen sie auch eine Hochtour.
«Die Bibliothek ist ein wahnsinnig schöner Ort», sagt Karin Sutter und man spürt ihre Begeisterung, nicht nur für die Bücher, auch für den Ort und die Räume, in denen die Bibliothek Teufen zuhause ist. «Kinder überbrücken die Zeit zwischen Schule und Sport oder Musikunterricht bei uns. Menschen begegnen sich an diesem zentralen Ort und wer mag, kann sich hinsetzen und etwas lesen.» Seit 2010 arbeitet die 51-Jährige in der Bibliothek, 2012 übernahm sie die Leitung von ihrer Vorgängerin Erika Preisig. Bereits in ihrer Jugendzeit schätzte sie das Angebot im Alten Bahnhof. «Mitte der Achtzigerjahre war die Bibliothek am Freitag bis 20 Uhr geöffnet. Da trafen wir Jungen uns jeweils – vor dem Ausgang.» Gelernt hat die dreifache Mutter Chemielaborantin. Nein, ihr Traumberuf sei das nicht gewesen. «Ich wollte viel lieber studieren, am liebsten Mathematik. » Bereut hat sie die Lehre als Chemielaborantin jedoch nicht. «Das Arbeiten an sich fand ich zwar langweilig», gibt sie zu. In der Schule hingegen lernte sie die Zusammenhänge der Chemie, das faszinierte sie. «Alles ist Chemie – alles um mich herum und in mir», sagt sie begeistert. Mit diesem Hintergrund sehe die Welt mit ihren ökologischen Problemen und den aktuellen Themen viel umfassender und verstehe vieles besser. Nach der Lehre holte sie die Matura an der ISME (Interstaatliche Maturitätsschule für Erwachsene) in St.Gallen nach. «Dabei wuchs das Interesse am Lesen und an der Literatur. Ein Lehrer sagte damals zu mir, ich solle doch Literatur studieren, da Bücher mehr nähren würden als Zahlen.» Das sei ihr geblieben. Trotzdem musste die Literatur noch etwas auf Karin Sutter warten. Sie begann in Zürich an der Uni, Chemie zu studieren und lebte auch in der Stadt Zürich in einer Wohngemeinschaft. Nach drei Semestern brach sie das Studium ab und kehrte vor der Geburt ihres ersten Kindes in die Ostschweiz zurück.
Lernen und Lehren
Die ersten dreizehn Jahre wuchs Karin Sutter in der Lustmühle auf, danach zog sie mit ihrer Familie nach Teufen. Dort lebte auch ihr heutiger Mann Reto Sutter. «Wir waren Nachbarn.» Mit achtzehn verliebten sie sich. Zuerst trennten sich ihre Wege, da beide auswärts studierten, bevor sie dann gemeinsam zurückkehrten nach Niederteufen. Hier kamen ihre drei Kinder zur Welt. «Im Zentrum stand immer die Familie», sagt sie. Als die Kinder klein waren, nahm Karin Sutter eine Stelle in St.Gallen an und unterrichtete Medizinische Praxisassistentinnen in Chemie und Mathematik, daneben gab sie Nachhilfe und engagierte sich in Vereinen. Seit vielen Jahren erledigt sie die Buchhaltung der Genossenschaft Alterssiedlung Teufen. Dabei gehe es um 250 Genossenschafter, 70 Mietobjekte wie Wohnungen und Parkplätze, die sie buchhalterisch betreue. Auch in der Lesegesellschaft kümmert sie sich um die Kasse. Am liebsten wüsste sie über alle Bücher in der Bibliothek Bescheid, um die Leute ausreichend zu beraten und Empfehlungen abzugeben. Doch das sei natürlich nicht möglich. «Ich mag es auch nicht, quer zu lesen. Entweder ich lese das Buch ganz und tauche in die Geschichte ein oder ich lasse es.» Auf ihrem Esstisch zuhause stapeln sich einige Bücher. Direkt daneben steht eine Rolle Klebefolie zum Einfassen. «Wir kaufen pro Jahr rund 2000 Bücher – die müssen alle eingefasst werden», sagt sie. Das ganze Team in der Bibliothek beteilige sich daran. «Es ist ein tolles, engagiertes Team in der Bibliothek.» Als Bibliothekleiterin arbeitet sie in einem Vierzig-Prozent-Pensum. Die Aufgaben seien spannend und vielseitig, vor allem schätze sie den Kontakt zu den Kunden und Kundinnen. Viele Weichen habe Erika Preisig, ihre Vorgängerin bereits gestellt. «Sie hat weitsichtige und sinnvolle Entscheidungen getroffen», sagt Karin Sutter. Vieles laufe gut und doch macht sich Karin Sutter Gedanken über die Zukunft der Bibliothek, denn im Kanton Appenzell Ausserhoden gibt es derzeit kein Bibliotheksgesetz, wie seit kurzem in St.Gallen, erklärt sie. Obwohl die Bevölkerung das Angebot sehr schätze, wäre es hilfreich, wenn die Bibliothek durch das Bibliotheksgesetz verankert wäre und es eine Grundlage für die Weiterentwicklung gäbe. Die Freude am Lernen und Lehren zieht sich durch Karin Sutters bisheriges Leben. Nachdem sie vor zwei Jahren an der HTW Chur den Studiengang MAS in Informationswissenschaften abgeschlossen hat, wird sie ab nächstem Jahr ihr Wissen an angehende Bibliothekarinnen weitergeben.
Karin Sutter
Geboren: 9. Januar 1968
Familie: verheiratet mit Reto, drei Kinder; Christian (1993), Rahel (1996) und Janick (1999)
Erlernter Beruf: Chemielaborantin
Beruf: Bibliotheksleiterin
Lieblingsessen: Thai-Curry
Lieblingsgetränk: Tee, Apérol Spritz
Buch auf dem Nachttisch: viele – zuoberst liegen «Böse Delphine» das Debut der Schweizer Autorin Julia Kohli und «Auris» von Vincent Kliesch
Hobbys: Lesen, Wandern, Skifahren, Langlaufen, Tennis und Gärtnern