Von der Deutlichkeit des Resultates war auch Gemeindepräsident Walter Grob überrascht: «Dieses Resultat ist für mich überwältigend!»
Damit meinte Walter Grob die Tatsache, dass sich eine überwiegende Mehrheit am Schluss des Workshops im Parterresaal des Zeughauses für einen bahnfreien Dorfkern aussprach, dies deutlich vor der Variante Doppelspur. Ein Stimmungsbild zwar nur, das vom Gesamtgemeinderat erst noch analysiert werden muss, aber an Deutlichkeit nicht zu überbieten ist.
Vorausgegangen war ein moderierter dreistündiger Workshop, der in mehreren Stufen zu diesem eindeutigen Ergebnis führte.
Tunnel oder Doppelspur, Nebeneinander oder Miteinander
Den Anfang machte eine Videoeinspielung von Architekt Meinrad Hirt, Mitglied des Fachgremiums Architektur- und Ortsbildberatung Teufen (FAOT) und der Arbeitsgruppe Neugestaltung Dorfzentrum. Verstärkt durch Zeitraffer und Slowmotion, führte der packende Video die Verkehrssituation im Dorfkern von Teufen nochmals lebhaft vor Augen.
Die aktuellen Lösungsvorschläge für das Verkehrsproblem gehen bis ins Jahr 2003 zurück. Walter Grob zeigte den Weg bis auf, bis schliesslich nur noch die beiden Varianten Tunnel oder Doppelspur zur Diskussion standen.
Meinrad Hirt brachte ein weiteres Merkmal ein: Ob Doppelspur oder bahnfreie Verkehrsführung, es stellt sich die Frage , ob der Verkehr in Zukunft nebeneinander, also auf getrennten Verkehrsflächen, oder miteinander durch das Dorf geführt werden soll, was Konsequenzen für die künftige Gestaltung hat. (siehe Infobox am Schluss dieses Beitrags)
Die Krux liegt in der Finanzierung
Der grosse Unterschied liegt in der Frage der Finanzierung: Die Doppelspur käme für Teufen bedeutend billiger zu stehen, da sie zum grössten Teil von Kanton und Bund finanziert würde. Auch den Tunnel müsste Teufen nicht allein bezahlen, jedoch die happigen Mehrkosten gegenüber der Doppelspur. Die 40 Mio. Franken bedeuten je nach Länge der Amortisationsdauer eine Steuererhöhung von 0,35 bis 0,5 Steuereinheiten, oder umgerechnet bis 4 Mio. Franken, was Walter Grob als unrealistisch bezeichnete. Also müssten anderweitige Lösungen gefunden werden: «Wenn wir einen Tunnel wollen, müssen Sie tiefer ins Portemonnaie langen und wir von der Verwaltung müssen den Gürtel enger schnallen.» Eine Steuererhöhung um mehr als 0,2 Einheiten habe aber keine Chance. Nur in der Kombination von Verzichtsplanung und Steuererhöhung sei der Tunnel finanziell machbar. Je nach Amortisationsdauer kämen nochmals namhafte Zinsen dazu, rechnete er vor.
Im anschliessenden Workshop wurden die Vor- und Nachteile der verschiedenen Lösungsvarianten in Gruppen diskutiert. Die Teilnehmer wechselten mehrfach den Tisch. Am Schluss wurden die Aussagen schriftlich erfasst und an die Wand gepinnt.
Das Resultat verblüffte: Alle Tische hatten sich für die Variante Tunnel mit dem Modell nebeneinander entschieden. Nur vereinzelt wurde die Doppelspur als gleichwertige Alternative bezeichnet. Die Bedenken bezüglich der Finanzierbarkeit eines Tunnels wurden aber ebenfalls oft angesprochen. Mehrfach wurde der Wunsch ausgesprochen, dass die Finanzierung nochmals seriös durchgerechnet oder via Subventionen oder Sponsoren doch noch eine günstigere Lösung gesucht werden könne.
Tunnel schwingt obenaus
Deutlicher wurde es, als alle Beteiligten je vier ihnen zusagende Aussagen mit einem roten Punkt markieren konnten. Da zeichnete sich bereits ab, dass die Variante Miteinander klar bevorzugt wird. Und alles klar machte die Schlussauswertung, als für jede der vier Varianten noch ein Punkt zu vergeben war. Die Variante «Tunnel miteinander» machte mit 41 Punkten das Rennen, mit grossem Abstand vor der Variante «Doppelspur miteinander» mit 6 Punkten.
Wie weiter?
Walter Grob zeigte den weiteren Weg auf: Im September folgt die Volksdiskussion, welche von der Arbeitsgruppe ausgewertet wird. Danach will der Gemeinderat bis Ende Jahr entscheiden, wie es weitergehen soll. Entscheidet er sich für die Tunnelvariante, hat das Volk das letzte Wort. Die entsprechende Abstimmung soll im ersten Halbjahr 2013 stattfinden. Vom Bund sei zugesichert worden, dass bei einem positiven Entscheid unmittelbar nach der Ende 2016 geplanten Inbetriebnahme der Durchmesserlinie mit dem Bau des Tunnels begonnen werden könnte. Erich Gmünder
Zwei Haupt-Szenarien (gemäss Meinrad Hirt)
Nebeneinander (verkehrsorientiert)
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Miteinander (begegnungsorientiert)
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Vier Szenarien zur Auswahl
Nebeneinander mit Doppelspur
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Miteinander mit Doppelspur
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Nebeneinander mit Tunnel
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Miteinander mit Tunnel
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Hier geht’s zu den Folien:
Hier sind die Flipcharts mit den Ergebnissen des Workshops:
Hier geht’s zum Video «Teufen 2012 – Bilder für ein neues Dorfzentrum»
Volksdiskussion gestartet: Ihre Meinung ist gefragt
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TPoscht online | 25. 08. 2012 |
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ARCHIV
Was ist Teufen ein bahnfreier Ortskern wert?
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Erich Gmünder | 11. 10. 2011 | Ortskern, Thema |