Timo Züst
Wenn es um die Ortsdurchfahrt Teufen geht, folgen die Medien gerne einer Einladung der Bauherrschaft. Das galt auch für die heutige Veranstaltung im Teufner Ratssaal. Und sie wurden nicht enttäuscht: Appenzeller Bahnen, Kanton und Gemeinde hatten einiges zu erzählen.
Die jüngste öffentliche Informationsveranstaltung zum Thema Ortsdurchfahrt liegt zweieinhalb Monate zurück. Damals, Mitte Januar, erhielten die Teufnerinnen und Teufner einige ziemlich konkrete Informationen. Die Bauherrschaft, bestehend aus den Appenzeller Bahnen (AB), Kanton und Gemeinde (hauptsächlich Dorfzentrumsgestaltung), informierte über die geschätzten Kosten (53,3 Mio. Franken), den ungefähren Zeitplan (Bahnhof 2019 / Kreisel 2020 / ODT 2022 bis 2024) und machte klar: Ein Marschhalt ist keine Option. Hier nachzulesen.
Heute nun die nächste Information in Form einer Medienkonferenz. Das Thema: Standortbestimmung. Während des Übergangs von einem Vorprojekt (Stand Januar) zum Vorabzug eines Auflageprojekts hat man festgestellt, dass noch zu viele Fragen offen sind. Deshalb will die Projektleitung genauer hinschauen und das Planungsgenehmigungsgesuch statt wie geplant dieses Frühjahr erst Ende 2019 einreichen. Ziele dieser Standortbestimmung sollen eine genauere Kosteneinschätzung, eine bestmögliche Etappierung bzw. Bauplanung und ein schlankes Bewilligungsverfahren sein. Hier eine Zusammenfassung der wichtigsten Informationen:
Neugestaltung Dorfzentrum
Die für den 19. Mai geplante Abstimmung über den Rahmenkredit für die Neugestaltung des Dorfzentrums findet nicht statt. Zwar ist das Projekt laut der zuständigen Gemeinderätin Pascale Sigg-Bischoff „pfannenfertig“. Es mache aber wenig Sinn, jetzt über einen Kredit für ein Bauprojekt abzustimmen, das so stark von der ODT abhängig ist. „Wir wollen das Projekt dem Volk vorlegen, wenn alle nötigen Abklärungen gemacht wurden“, so Sigg-Bischoff. Ein neues Datum wurde noch nicht festgelegt. Aber es wird wohl Frühjahr 2020.
Höhere Kosten?
Mitte Januar präsentierte die Bauherrschaft einige Zahlen. Ein kurzer Auszug aus dem damaligen TP-Bericht: „Die drei Teilprojekte sollen insgesamt 53,3 Millionen Franken kosten. Die Aufteilung: 15,14 Mio. Franken für den Bahnhof (…), 1,66 Mio. Franken für die Verschiebung von «Dorf 18» (…) und 32,16 Mio. Franken für Doppelspur bzw. Dorfzentrum-Stofel (…).“ An der heutigen Medienkonferenz machte die Bauherrschaft noch einmal klar: Diese Kostenschätzung basierte auf einem Vorprojekt und unterliegt einer Kostengenauigkeit von plus / minus 20 Prozent. Neue Informationen, die seit jener Info-Veranstaltung gesammelt wurden, zeigen nun: Es wird wohl teurer. Verantwortlich dafür sind einerseits neue Elemente (Bsp. Retention von Regenwasser) aber auch Projektanpassungen. Wieviel mehr es wird, ist indes noch unklar. AB-Direktor Thomas Baumgartner will auch keinen Kostendeckel bei 65 Mio. Franken (ungefähre Kostensteigerung um 20 %) setzen: „Ich kann diese Zahl weder dementieren noch bestätigen. Das müssen wir erst sauber analysieren.“ Trotzdem: Die Gemeinde wird weiterhin nur einen marginalen Beitrag an die bahnseitigen Kosten tragen – nämlich ihren jährlichen Kostenanteil an FABI. Hingegen wird die Gemeinde über das Strassengesetz kostenpflichtig an der gleichzeitigen Erneuerung der Kantonsstrasse und der Gehwege. Der genaue Betrag ist noch offen.
Wichtig: Auch die nächste Kostenschätzung wird noch nicht ein Stein gemeisselt sein. Denn dabei handelt es sich um eine im Rahmen der Ausarbeitung des Auflageprojekts erarbeiteten Zahl – sie weist in der Regel eine Ungenauigkeit von plus / minus 10 Prozent auf. Dazu Regierungsrat Dölf Biasotto: „Der Sprung von 20 auf 10 Prozent Ungenauigkeit ist ein wichtiger Meilenstein. Und – das kann ich dank meiner Erfahrung als Ingenieur sagen – diese Kostenveränderungen sind bei der Planung eines so komplexen Projekts ein ganz normaler Prozess.»
Irritation
Auch der Gemeinderat hat sich mit der erneuten Kostensteigerung befasst. „Wir sind von diesem erneuten Anstieg irritiert“, sagt Gemeindepräsident Reto Altherr. Man sei deshalb überzeugt davon, dass diese Standortbestimmung der richtige Weg ist. Und die Gemeinde hat zudem angeregt, dass ein externes Ingenieur-Büro mit einer weiteren Kostenschätzung beauftragt wird. Dem haben AB und Kanton zugestimmt. „Im Ausland ist das übrigens gang und gäbe“, ergänzt Dölf Biasotto.
Neuer Zeitplan
Bei dieser Standortbestimmung handelt es sich nicht um den vom Ausschuss Gewerbe Dorf geforderten Marschhalt. „Während dieser Zeit wird weitergeplant“, sagte Reto Altherr. Trotzdem wurde der Fahrplan für 2019 angepasst. Von April bis Juli soll die erwähnte Standortbestimmung durchgeführt werden. Im August folgt dann die Entscheidungsphase. Im September wird über das Ergebnis informiert und Ende 2019 will die Bauherrschaft dann das Planungsgenehmigungsgesuch beim Bund einreichen. Dessen Prüfung kann bis zu 18 Monate dauern. Ein Baubeginn der Doppelspur im Jahr 2022 wäre also – zumindest theoretisch – nach wie vor möglich. Der Baubeginn beim Bahnhof ist nach wie vor für Juni geplant. Die Baubewilligung bzw. Plangenehmigung des BAV erwarten die AB im Mai oder Juni. Im Sommer 2020 soll der Bahnhofbau dann abgeschlossen sein.
Hangbrücke
Einen wesentlichen Einfluss auf die weitere Planung der ODT hat die Sanierung der Hangbrücke. Diese war schon zuvor Teil des Gesamtprojekts. Nun soll die Planung aber konkretisiert werden. „Wir können den Beton entweder reparieren oder die Brücke ersetzen. Ersteres ist eine günstigere, kurzfristigere Lösung. Letzteres ist teurer, aber nachhaltiger. Ich tendiere eher zum Ersatz“, sagte Regierungsrat Dölf Biasotto. Aber nicht nur auf die Kosten hat die Hangbrücke einen Einfluss, sondern auch auf die Bauplanung. Die Projektleitung spielt nun nämlich mit dem Gedanken, die Hängebrücke bereits im Jahr 2020 als isoliertes Teilprojekt anzugehen. „Das würde die weitere Etappierung des ODT-Baus vereinfachen“, so Biasotto. Entschieden ist aber auch hier noch nichts.
Keine anderen Varianten
Eine Diskussion nahm AB-Direktor Thomas Baumgartner gleich vorneweg. Auch wenn nun noch einmal eine Standortbestimmung durchgeführt wird – andere Varianten wie einen Tunnel werden trotzdem nicht geprüft. „Bei dieser Analyse handelt es sich um unseren normalen Controlling-Auftrag als Bauherrschaft. Die berechtigten Fragen inklusive eines Vergleichs mit anderen Varianten sollen geklärt werden. Aber die Doppelspur wird nach wie vor gebaut.“
Kritik
Kanton und AB waren heute Vormittag auch selbstkritisch – nämlich in Bezug auf die Informationsveranstaltung vom Januar. „Wir hätten dort die Ungenauigkeit bei der Kostenschätzung noch mehr unterstreichen müssen“, sagte Regierungsrat Dölf Biasotto. Auch sei der Zeitpunkt vielleicht nicht ganz ideal gewesen. Aber man habe auf die Kritik aus dem Gewerbe reagieren und transparent sein wollen.
Vorteile der Doppelspur
Vieles ist noch unklar. Aber bei einem Punkt ist sich die Bauherrschaft sicher: Die Doppelspur verbessert die Sicherheit im Dorf massiv. Ausserdem werde die Raumaufteilung des Strassenquerschnitts optimiert, weil der Zug der Strasse nicht mehr so viel Platz „wegnimmt“. Und ganz wichtig für die AB: Die Betriebsflexibilität bei Verspätungen wird durch das mögliche Kreuzen der Züge deutlich verbessert.