Die grosse Arbeit steht noch bevor: Das Sichten und Organisieren der Formulare. Foto: zVg
Die Frauenzentrale AR hat sich zum Ziel gesetzt, das 50-Jahr-Jubiläum des Frauenstimmrechts auch künstlerisch zu würdigen. Mit dem Zeughaus und Künstlerin Katrin Keller wird nun das «Stimmenbild» im Kanton gesucht. Mitmachten können alle Ausserrhoder Frauen. Ziel ist eine einzigartige Sammlung persönlicher und prägender Momente.
«Katrin Keller war für mich die offensichtliche Wahl», sagt Zeughaus-Kurator Ueli Vogt. «Wir haben schon früher zusammengearbeitet und einen guten Draht zueinander.» Die Frauenzentrale von Appenzell Ausserrhoden hatte sich anlässlich des 50-Jahr-Jubiläums des Frauenstimmrechts an ihn gewandt. Die Aufgabe: Dieses monumentale Ereignis künstlerisch zu würdigen. Nicht gerade einfach. «Für mich war klar, dass wir Katrin Keller die nötige Freiheit lassen müssen. Und ihr Ansatz zeigt: Das war der richtige Weg.» Das bereits gestartete Projekt will so viele Frauen des Kantons wie möglich einbinden. Ziel des «Stimmenbilds» ist eine Arte Datenbank der prägendsten Erlebnisse im Leben der teilnehmenden Frauen. Ihren Ursprung hat die Idee in Island.
Faszination Seismograf
Die 35-jährige Künstlerin Katrin Keller ist in Herisau aufgewachsen – heute lebt sie in Luzern. Sie sucht aber auch oft an anderen Orten nach Inspiration. Zum Beispiel auf einer Insel im Nordatlantik: «Ich durfte in Island dank eines Atelier-Stipendiums des Kantons einige Zeit verbringen. Dabei fing ich an, mich für Erdbewegungen zu interessieren.» Island liegt in einer der vulkanisch aktivsten Regionen der Erde. Leichte Erdbewegungen sind deshalb an der Tagesordnung. «Wie diese mit den Seismografen registriert werden, hat mich sofort fasziniert. Ich sah darin viele Parallelen zu unserem Leben», sagt die Künstlerin. Seither zieht sich der «Seismograf» wie eine Art roter Faden durch ihre Arbeit. Das gilt auch für das «Stimmenbild». Der Grundgedanke: Ein kollektives Seismogramm – so nennt sich die vom Nadel des Seismografen gezeichnete Kurve oder Linie – der vielen individuellen Leben der Frauen im Kanton zu erstellen. Dafür hat Katrin Keller einen Fragebogen entworfen, der sich an alle Frauen im Kanton richtet. Das «Formular Stimmenbild» fragt nach «drei wichtigen Orten oder Dingen aus Ihrem Leben seit 1971».
Künstlerin Katrin Keller bei der Arbeit im Zeughaus. Foto: zVg
Einsendeschluss 20. Mai
Die Formulare werden von der Frauenzentrale AR, dem Zeughaus und als Beilage in diversen Mitteilungsblättern verteilt – in digitaler Form finden Sie es auch hier. Für das Ausfüllen gibt es keine konkreten Vorgaben. «Mir ist wichtig, dass niemand das Gefühl hat, es müsse ein Kunstwerk werden. Es geht dabei eher um eine persönliche Notiz», sagt Katrin Keller. Zur Veranschaulichung hat sie ein Beispiel erstellt, das auf ihren Erinnerungen beruht (hier zu sehen). «Manchmal können solche Erinnerungen auch sehr unkonkret sein. Nur ein Gefühl, ein Gedanke oder ein Ort.»
Gesammelt werden die ausgefüllten Formulare im Zeughaus Teufen. Eingescannte Exemplare können auch direkt an die Künstlerin geschickt werden. Einsendeschluss ist der 20. Mai. «Dann läuft sozusagen die Uhr. Die Ausstellung der künstlerischen Umsetzung ist für den 4. Juli geplant», sagt Kurator Ueli Vogt. Wie dieses Resultat aussehen wird, weiss Katrin Keller heute noch nicht. «Ich habe noch keinen konkreten Plan. Aber ich kann jetzt schon sagen, dass die Einsendungen unglaublich wertvoll und inspirierend sind. Es wird eine grosse Herausforderung diese persönlichen Schätze angemessen zu würdigen.» tiz
Einen Einblick in die Arbeiten von Katrin Keller finden Sie hier: https://katrinkeller.ch