Warum ich keinen Bericht über die Veranstaltung mit Peter Regli in der Katholischen Pfarrei schreiben kann.
Das Hilfsprojekt Kurdistan der Katholischen Pfarrei Teufen-Bühler-Stein mobilisiert und berührt. Der Hilfskonvoi mit sechs Sattelschleppern und Spenden von CHF 75’000 erreichte sein Ziel im Kurdengebiet. Mehr über die Hintergründe der Konflikte in der Region zu erfahren, in der sich die Pfarrei mit unzähligen Freiwilligen so sehr engagiert, sie auch in einem grösseren geopolitischen Kontext zu sehen, ist ein verständliches Anliegen. Darum lud die Pfarrei Peter Regli zu einem Vortrag über die Sicherheitslage in der Welt ein. Herr Regli war Divisionär und bis zu seiner Versetzung in den vorzeitigen Ruhestand im Jahr 2000 Chef des Schweizerischen Nachrichtendienstes.
Ich ging neugierig, mit offenen Ohren und gespitztem Bleistift an die Veranstaltung und genoss das einführende Orgelgewitter von Alessandro Fiore in der Kirche. Ich war bereit, für die Tüüfner Poscht gewohnt sachlich über einen interessanten Abend zu berichten. Herr Regli sprach vor vollem Saal fast zwei Stunden über die personifizierten Bösewichter dieser Welt, die Erdogans, Trumps, Orbans, Putins, Kim Jong-uns, Assads, die bärtigen Salafisten, verschleierten Frauen, Gutmenschen, Sozialhilfebezüger; über die Berner Reitschule, den Schwarzen Block und die ungesunden rot-grünen Mehrheitsverhältnisse in unseren Städten. Je länger der Abend dauerte, desto irritierter wurde ich.
Angesichts der – wie er es sieht – Bedrohung des jüdisch-christlichen Abendlandes durch einen radikalen Islam schloss Herr Regli mit dem Aufruf: «Wenn Sie darüber reden, und ein Gutmensch sagt Ihnen, Sie seien ein Rassist, seien Sie gerne ein Rassist!». Damit stiess mein Anspruch an eine sachlich-neutrale Berichterstattung endgültig an seine Grenzen. Ich kann dem nur entgegnen, dass ich gerne ein Gutmensch bin, und dass wir in Teufen allen Grund haben, auf unsere Gutmenschen in der Katholischen Pfarrei mit ihren unzähligen Freiwilligen stolz zu sein. Sie verdienen so plakative Verunglimpfung nicht.
Matthias Jäger
(Matthias Jäger schreibt regelmässig als externer Autor für die Tüüfner Poscht. Red.)