"Wir parkieren das Projekt"

20.06.2019 | Timo Züst
Energiegenossenschaft
Der Präsident der Energiegenossenschaft Teufen, Jakob Brunnschweiler, und sein Vize Philipp Schuchter (rechts). Foto: tiz Timo Züst Gestern Abend fand die fünfte GV der Energiegenossenschaft Teufen statt. Dabei wurde auch beschlossen, das Leuchtturmprojekt bei der Umfahrung erst einmal auf Eis zu legen. Es fehlt an Investoren. Die Gründe für den schwachen Andrang kennen die Genossenschafter genau. Auf den ersten Blick sieht die Grafik auf der Website der Energiegenossenschaft Teufen gar nicht so schlecht aus. 316 der 1042 verfügbaren Photovoltaik (PV)-Panels sind entweder verkauft oder reserviert. Rund ein Drittel also. Das Problem: Die Suche nach Investoren läuft schon seit Jahren. Die Baubewilligung für das Solarkraftwerk an der imposanten Stützmauer der Umfahrungsstrasse erhielt die Genossenschaft vor drei Jahren. Vor zwei Jahren liessen sie diese dann um ein weiteres Jahr verlängern. Kommende Woche läuft aber auch diese Frist aus. „Bei 80 Prozent verkaufter Panels hätten wir gestartet“, sagt Präsident Jakob Brunnschweiler. Aber von dieser Zahl ist man auch heute noch weit entfernt. Und es gibt keinen Grund zur Annahme, dass sich diese Ausgangslage in nächster Zeit massiv verändern wird. „Wir haben deshalb beschlossen, das Projekt für den Moment zu parkieren“, erklärt Vizepräsident Philipp Schuchter. Mit anderen Worten: Das bereits bezahlte Geld wird für den Moment eingefroren. Und wer ein Panel kaufen will, kann das nach wie vor. Da die Baubewilligung aber verfällt, müsste die Genossenschaft  – falls die Finanzierung doch noch gesichert werden kann – eine neue Baueingabe machen. Aber warum findet ein solches Leuchtturmprojekt in Zeiten des Energiewandels nicht mehr Zuspruch? Brunnschweiler und Schuchter kennen die Antwort. Kleine Rendite „Im Grunde haben wir zwei Probleme: Die viel zu tiefe Einspeise-Vergütung und die Eigenverbrauch-Regelung“, sagt Philipp Schuchter. Die Einspeise-Vergütung ist entscheidend für die finanzielle Tragbarkeit des Projekts. Und im Appenzell Ausserrhoden ist sie vergleichsweise niedrig. Die Energiegenossenschaft würde von der SAK lediglich eine Vergütung von 4,7 Rp. pro kWh erhalten. „Stünde das Kraftwerk auf der anderen Seite des Flusses, in Innerrhoden, wären es 10 Rappen. So unterschiedlich handhaben das die Werke“, so Schuchter. Die finanzielle Tragbarkeit war dann auch der Grund, warum die SAK sich nicht als Grossinvestor für das Projekt engagieren wollte. Die Genossenschaft hatte dem Werk das Angebot unterbreitet, das Solarkraftwerk selbst realisieren zu können. Die Investitionssumme hätte sich auf rund 620’000 Franken belaufen. „Sie winkten ab“, sagt Jakob Brunnschweiler. Immerhin: Wie viele andere Projekte wird auch dieses vom gemeindeeigenen Energiefonds unterstützt. Kauft ein Teufner Bürger oder eine Teufner Firma ein Panel für 620 Franken, bezahlt die Gemeinde 120 Franken daran. Der Private trägt also bloss 500 Franken. Dieser Anreiz reicht aber anscheinend nicht aus – auch wegen des zweiten Grundproblems. Direkte Einspeisung Wer in Appenzell Ausserrhoden ein Einfamilienhaus oder eine Gewerbeliegenschaft besitzt, für den kann sich die Installation einer PV-Anlage lohnen. Denn die SAK erlaubt einen attraktiveren Kostenabzug des produzierten Stroms nur für den Eigenverbrauch. Überschüssiger Strom wird mit einer tiefen Standard-Rate vergütet. Aber die Regeln sind strikt. Steht das Panel nicht auf dem eigenen oder dem Grundstück des Nachbarn, ist der Abzug nicht erlaubt. „Der Strom muss physisch in das Netz des Nutzers eingegeben werden. Sonst gibt’s nichts“, erklärt Jakob Brunnschweiler. Für das Projekt bei der Umfahrungsstrasse ist diese Regelung eine grosse Hürde. Denn eine Prüfung hat ergeben, dass eine Einspeisung in die umliegenden Gebäude nicht möglich wäre. Anders gesagt: Wer ein Panel kauft, kann den erzeugten Strom nicht, wie das in anderen Kantonen möglich wäre, von seiner Stromrechnung abziehen. „Ginge das, wären die Panels natürlich ruckzuck verkauft“, so Schuchter. Diese komplexe Ausgangslage hat nun zum Entscheid der Sistierung des Projekts geführt. Brunnschweiler und Schuchter hoffen nun auf die Politik und einen Richtungswechsel in der Energiestrategie: „Wenn wir so weitermachen, schaffen wir die Energiewende kaum. Solche Leuchtturmprojekte sollten unterstützt werden. Wir brauchen mehr Strom aus nachhaltigen Quellen. Aber mit solchen Hürden ist das kaum zu schaffen“, so Brunnschweiler.

Anlage auf der Raiffeisen funktioniert

24’196 kWh zeigt die digitale Anzeige vor dem Raiffeisen-Gebäude heute Vormittag an. So viel Strom hat die PV-Anlage auf dem Dach bisher produziert. Ein Schweizer Durchschnitts-Haushalt verbraucht im Jahr zwischen 4200 und 5200 kWh. Die Anlage hat die Erwartungen der Energiegenossenschaft damit weit übertroffen. Ein Grund dafür ist sicherlich der hervorragende Sonnen-Sommer 2018. Für Jakob Brunnschweiler und Philipp Schuchter ist diese Lösung das perfekte Beispiel einer gut eingesetzten PV-Anlage: Sie steht auf einem Gebäude mit Mischnutzung (Wohn- und Gewerberaum), das zusätzlich mit einer Wärmepumpe ausgerüstet wurde. „Hier sieht man: Es funktioniert.“

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