Von Lars Syring*
Der Saal im Kirchgemeindehaus in Teufen ist in Halbdunkel gehüllt. Scheinwerfer durchbrechen die Dunkelheit und setzen Farbakzente. Eine Leinwand ist aufgebaut, ein Beamer auch. Die Lautsprecher lassen erahnen, dass es gleich lauter wird. Auf den Stehtischen warten Chips, dazu Eistee, daneben Flyer mit den kommenden Angeboten.
Während Popmusik mit kräftigem Bass einsetzt, betreten die ersten Jugendlichen den Raum. Simone Wirth und Markus Wellstein sind mit den letzten Vorbereitungen fertig. Man kennt sich, klatscht ab. Immer mehr Jugendliche kommen dazu. Schlussendlich sind es über dreissig, die an einem Samstagabend miteinander „Bonheur“ feiern. „Bonheur“? Genau. Das ist die etwas andere Art, in Teufen Gottesdienst zu feiern.
Zuerst einmal sehen, was passiert
„Wir möchten eine moderne Form von Kirche sein. Wir wollen zeigen, dass Kirche für Jugendliche attraktiv sein kann“, erklärt Markus Wellstein, der vor dreieinhalb Jahren die Jugendarbeit in die Hand genommen hat. „Bonheur“ ist das Gefäss, in dem junge Menschen über den Glauben reden können.
Als Markus Wellstein 2012 in Teufen als Mitarbeiter auf Stundenbasis anfing, lag die Jugendarbeit brach. Er packte das ungewohnte Arbeitsfeld mit Freude an. Ungewohnt deshalb, weil er eigentlich an der HSG Internationale Beziehungen studiert. Er wohnt in einer Wohngemeinschaft in St Gallen, im selben Haus, in dem auch die Teufner Pfarrerin Andrea Anker mit ihrer Familie wohnt. Sie hat ihn quasi in der Waschküche für die Jugendarbeit gewinnen können.
„Ich wollte mal sehen, was passiert“, sagt er. Schnell hatte er sich Verbündete gesucht und eine Diskussionsrunde gestartet, mit Essen. „Aber das hat nicht gefunkt“, resümiert er. „Ich hatte keine Ahnung, was ich machen sollte.“ Er hat es weiter probiert. Und dann kam ihm die Idee, eine grosse Party zu veranstalten. Mit dieser „Fiesta“ fiel der Startschuss für ein neues Konzept.
Gemeinschaftserlebnisse und Gottesdienste
Seit Herbst 2014 läuft das „Timeline“ nun zweigleisig. Es gibt zwei Angebote, zu denen via Facebook und Instagram eingeladen wird. Es gibt das „Timeline Community“, das in erster Linie Gemeinschaftserlebnisse wie Bowlen oder Skifahren anbietet. Diese sind wichtig, um Kontakte zu knüpfen. Und dann gab es das „Fridays“, „so eine Art Gottesdienst“, aus dem jetzt „Bonheur“ geworden ist. Dazu gehören „Games, Film, Musik und ein kurzer Input“, erklärt der Jugendarbeiter, der schliesslich mit einem 30% Pensum angestellt wurde.
Zu „Bonheur“ gehört professionelles Licht, manchmal eine Bühne, immer Mikrophon. Nach einem ersten Musikteil, in dem eine junge Sängerin, die im Frühjahr konfirmiert worden ist, Hillsong-Lieder singt und die Jugendlichen zum Mitsingen animiert, kommt nach einem kleinen Spielwettbewerb ein Input über Lebens- und Glaubensfragen.
Neue Leitung
„Wir möchten, dass die Jugendlichen einen Weg zum Glauben an Gott finden, dass sie erkennen, dass der Glaube sogar das Leben auf den Kopf stellen kann“, meint Simone Wirth, die seit dem Sommer zu 50% als Jugendarbeiterin in der Kirchgemeinde Teufen angestellt ist. Sie hat Schritt um Schritt die Arbeit von Markus Wellstein übernommen und wird ab Januar die Leitung ganz übernehmen.
Sie freut sich, dass viele von der jüngeren Generation mit dabei sind und ist zuversichtlich, dass die „Timeline“ Arbeit auch weiterhin gut funktionieren wird. Inzwischen wurde auch ein Mitarbeiterteam gegründet, das aus ehemaligen Könfis besteht. Markus wird nach Zürich ziehen, um dort sein Studium fortzusetzen.
*Lars Syring ist Pfarrer in Bühler. Die Reportage erschien zuerst in Magnet, der Zeitung der Evangelischen Kirche Ausserrhoden
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