Erika Preisig
Am Sonntag, 26. Oktober fanden sich im Zeughaus wenige interessierte Gäste ein zur Vernissage der Wanderausstellung über den umstrittenen Naturforscher Louis Agaziss. Die von St. Gallen verschmähte Ausstellung macht nach Grindelwald, Eggishorn und Grimsel Hospiz Station im Zeughaus. Sie wird ergänzt mit Werken der schweizerisch-haitianisch-finnischen Künstlerin Sasha Huber und Materialien aus der Kantonsbibliothek Ausserrhoden.
Seit 2007 beschäftigten sich der St. Galler Historiker Hans Fässer (links) und der Romanist Hans Barth (Freiburg) mit dem Forscher Louis Agassiz (1807-1873). Der aus Môtier am Murtensee stammende Pfarrerssohn war ein bekannter Glaziologe und Fischkundler, aber auch ein bedeutender Rassist und Vordenker der Apartheid. Im Verlaufe der folgenden Jahre machte Fässler den Rassismus von Louis Agaziss zu einem nationalen Thema und verlangte die Umbennenung des nach ihm benannten «Agazisshorns» (3946 m.ü.M.) an der Grenze Wallis/Bern in «Rentyhorn».
Die Wanderausstellung dokumentiert die rassistischen Dimensionen von Agassiz und führt die Kampagne «Démonter Louis Agassiz» weiter. Agassiz bewegte sich in einem wissenschaftlich-rassistischen Umfeld. Auf dem Bild ein Instrument zur Vermessung des Gesichtswinkels, womit bewiesen werden sollte: «Je flacher der Gesichtswinkel und je kleiner das Hirn, desto affenähnlicher und unzivilisierter.»
«Rentyhorn» soll der Berg neu heissen, nach dem Namen jenes Sklaven (Bild), den Agassiz für seine Rassentheorie missbrauchte.
Von Agassiz Ruhm im 19. und 20. Jahrhundert zeugen heute noch rund 60 Erinnerungsorte auf der ganzen Erde (Strassen, Plätze, Gletscher, Seen, Ortschaften und Berge), auf dem Mond und dem Mars, sowie mehrere nach ihm benannte Tierarten.
Die Ausstellung wurde ergänzt mit dem Hauptwerk von Agassiz über fossile Fische aus dem Bestand der Kantonsbibliothek AR. Kantonsbibliothekarin Heidi Eisenhut (rechts) schilderte, wie das kostbare, an Illustrationen reiche Werk nach Trogen gelangte: Es war ein Geschenk von Jakob Zellweger-Hünerwadel, der den Zeitgenossen Agassiz im universitären Umfeld kennenlernte.
Eindrücklich sind die Fotos der schweizerisch-haitianisch-finnischen Künstlerin Sasha Huber, welche sich anlehnen an die Daguerreotypien von einer Gruppe von Sklaven, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts im Auftrag von Louis Agassiz entstanden sind, um Rassenklassifizierungen anhand von physiognomischen Unterschieden festzumachen.
Am Sonntag, 9. November, 14 Uhr findet im Zeughaus ein Streitgespräch um die Umbennenung des Agazisshorns zwischen Gottlieb F. Höpli und Hans Fässler statt. Höpli ist verantwortlich, dass die Ausstellung in Teufen gezeigt werden kann. Die «Zwischenstellung» dauert bis 9. November.