Dieses Motto durchzog die Ausführungen von Maya Leu anlässlich des Seniorissimo-Morgengesprächs im Baradies. Und, Maya Leu strahlt schier unerschöpfliche Einsatzbereitschaft, Herzenswärme und grosses Interesse an Menschen aus anderen Kulturkreisen aus, die als Asylsuchende aus den verschiedensten Gründen den für sie beschwerlichen, gefährlichen und traumatisierenden Weg in die Ostschweiz und insbesondere ins Rotbachtal gefunden haben.
Maya Leus Interesse an Flüchtlingsfragen wurde im Jahr 2005, fast über Nacht, an einer Veranstaltung in St.Gallen geweckt, als sie von einer Verschärfung im Asylwesen erfuhr, welche bestimmte, dass Asylbewerber, welche kein dauerndes Aufenthaltsrecht in der Schweiz haben, sich tagsüber nicht in ihren Notunterkünften aufhalten durften. Flugs krempelte sie die Ärmel hoch und meldete sich als Köchin für den Mittagstisch im CaBi, dem St.Galler Antirassismus-Treff.
Bald platzte der Treffpunkt aus allen Nähten und es war schliesslich die Stadt St.Gallen, welche den Helferinnen und Helfern, die sich mittlerweile im Solidaritätsnetz Ostschweiz organisiert hatten, ein Haus in St.Gallen zur Verfügung stellte. In Fronarbeit vieler, darunter auch vieler Asylbewerber, wurden Haus und Garten zu dem gemacht, was sie auch heute noch sind: ein Hoffnung spendender Treffpunkt für vom Schicksal nicht verwöhnte Menschen!
Anfänglich unterstützte das sogenannte Soli-Netz nur nothilfeempfangende Personen; bald aber dehnte es sein Tätigkeitsgebiet aus, indem es heute neben dem Mittagstischangebot auch Beratung sowie Begleitung von Nothilfeempfängern anbietet und sich auf politischer Ebene für eine menschliche Flüchtlingspolitik einsetzt.
Und wieder stellte sich Maya Leu in vorderster Linie hin, als es aus Platzgründen nicht mehr möglich war, die Asylbewerber aus dem Appenzellerland in St.Gallen uneingeschränkt an den Angeboten der Integra (Deutschschule für Asylsuchende) teilhaben zu lassen. Sie rief den ‚Runden Tisch’ im Rotbachtal ins Leben, der aus Freiwilligen und Vertretern der Landes- und Freikirchen sowie den sozialen Diensten des Appenzeller Mittellandes zusammengesetzt ist.
Auch der ‚Runde Tisch’ bietet nebst den beliebten Deutschkursen vielfältige Austauschmöglichkeiten an; so seien nur das Mutter-Kind-Treffen, das gemeinsame Stricken und ab Januar 2018 auch das Nähen genannt. Für alle diese Aktivitäten werden stets Freiwillige gesucht, die in irgendeiner Form Unterstützung bieten. Positiv eingestuft werden darf die Tatsache, dass Maya Leu persönlich in ihrer Arbeit keine schlechten Erfahrungen gemacht hat.
Verwunderung lösen bei ihr einzig Vorschriften aus, die unter Missachtung des gesunden Menschenverstandes entstanden zu sein scheinen, wie z.B., dass es Nothilfebezügern verboten ist, in St. Gallen den Mittagstisch zu besuchen, günstig einzukaufen oder den Gottesdienst in der Muttersprache zu besuchen.
Maya Leu forderte abschliessend die Anwesenden auf, Angst und Scheu vor dem Fremdartigen abzulegen und auf die bei uns weilenden Menschen zuzugehen, so dass aus Fremden tatsächlich Freunde werden.