Er ist 7,5 Meter lang, beladen 12 Tonnen schwer, bietet Platz für einen Fahrer und fünf Beifahrer und enthält das wichtigste Einsatzwerkzeug der Feuerwehr Teufen Bühler Gais: der neue Rüstwagen. Nach 20 Sitzungen und zweieinhalb Jahren steht er nun endlich im Teufner Depot.
Es war ein besonderer Moment, als der «MAN Typ TGM 13.290 BL FW» mit den drei Wappen Teufens, Bühler und Gais am vergangenen Freitag mit Blaulicht vorfuhr (Video unten). Feuerwehrkommandant Dominik Krummenacher war mit zwei Kollegen nach Glattbrugg (ZH) zur Firma Rosenbauer gereist, um den neuen Rüstwagen in Empfang zu nehmen. «Das war ein spezieller Tag. Schliesslich haben wir über zwei Jahre darauf hingearbeitet.» Eine Beschaffung in diesem Ausmass ist für eine regionale Feuerwehr eine Seltenheit. Die Lebensdauer eines solchen Fahrzeugs beträgt zwischen 25 und 30 Jahren. Das relativiert denn auch den budgetierten Aufwand von 500’000 Franken. Darin enthalten sind sowohl das Fahrzeug, als auch der ausgeklügelte Aufbau und die Spezialwerkzeuge. Und: «Wir werden sicher unter diesem Betrag bleiben.» Möglich ist das dank intensiver Marktforschung, öffentlicher Ausschreibung und einer Fokussierung auf das Wesentliche. Abstriche bei Qualität oder Funktionalität mussten dafür aber keine gemacht werden. Das ist für den Ernstfall entscheidend – denn dann muss es schnell gehen.
Alles an seinem Platz
«Bei grösseren Einsätzen ist er immer dabei. Insbesondere bei Strassenrettungen.» Der Rüstwagen ist der «Werkzeugkasten auf Rädern» der Feuerwehr. Er enthält fast alles, was die Feuerwehrleute brauchen. Von einfachem Handwerkezug wie Axt, Schaufel und Pickel über eine Akku betriebene Spreiz- und Schneidezange, Habegger mit dem nötigen Zubehör, diverse Boxen voller Ersatz- und Kleinteile bis hin zu einem 50-KW-Generator. Diesen zog die Feuerwehr bewusst dem etwas schwächeren 30-KW-Modell vor. «Es ging uns hauptsächlich um die Schmutzwasserpumpen im Gebiet Eggli und um die Grundwasserpumpen in Bühler und Gais. Damit können wir diese im Notfall für eine Übergangszeit mit genügend Strom versorgen», erklärt Dominik Krummenacher. Aber nicht nur die Wahl des Generators ist überdacht. Die Platzierung jeder Kiste, jedes Werkzeugs wurde genau geprüft und vor dem Bau getestet. «Als das Grundgerüst stand, packten wir alles ein und fuhren damit zum Fahrzeugbauer. Vor Ort suchten wir dann gemeinsam die besten Lösungen.» Das Resultat ist beeindruckend. Mit wenigen Handgriffen – oft reicht dafür eine Hand – können die leichten Alu-Elemente auseinandergeschoben oder aufgeklappt werden. Dazu gehören auch vier Rollcontainer. Für sie wurden separate Offerten eingeholt. «Dabei ging es um den Preis, aber auch um das beste System. Je nach Modell und Bremsmechanismus fallen bei diesen Containern deutlich mehr Wartungsarbeiten an», so Krummenacher. Die Auswahl fiel auf eine simple, aber sehr stabile Variante. Die Räder werden hier mit dem Eigengewicht der Kisten gebremst. Und ein weiteres, wichtiges Detail: Trotz der üppigen Ausstattung des neuen Rüstungswagens hat die Feuerwehr bei aktuell 12 Tonnen noch Gewichtsreserven. Denn das Chassis ist für ein Gesamtgewicht von maximal 16 Tonnen ausgelegt.
Vorführung im 2021
Intensive Marktforschung
Ein Blick in den Fahrzeugausweis des alten Rüstwagens zeigt: Er wurde im Jahr 1995 in Verkehr gesetzt. Damit hat er der Feuerwehr 25 Jahre lang gute Dienste geleistet. Mindestens so lange soll auch der neue Träger der Nummer «AR 11117» in Betrieb sein. Um dieses Ziel zu erreichen, hat Dominik Krummenacher viel Zeit in die Erstellung des 16 seitigen Pflichtenhefts investiert. Es diente als Grundlage für die fünf Fahrzeugbauer, die eine Offerte eingereicht hatten. «Ausschlaggebend für das Grundmodell waren die Grösse, die Technik, der Preis und insbesondere die Kabine.» Diese hat den Vorteil, dass sie sechs Feuerwehleute fassen kann ohne, dass dafür zu viel Stauraum geopfert werden muss. «Diese L-Kabine habe ich bei der Feuerwehr Speicher begutachtet und war sofort überzeugt.» Mit dem «MAN Typ TGM 13.290 BL FW» hat man sich für einen LKW mittlerer Grösse entschieden. Er ist für den Einsatz im Rotbachtal besser geeignet als die deutlich grösseren und weniger wendigen Modelle. Auch die Höhe war ein wichtiger Faktor: «Mit unter 3,2 Metern kommen wir noch überall durch – auch beim Pfauen. (Video unten)» Bis der Werkvertrag mit «Rosenbauer» schliesslich unterzeichnet war, brauchte es eineinhalb Jahr Vorbereitung und 20 Sitzungen. Dazu kamen weitere Besprechungen mit dem Fahrzeugbauer während der Produktion. Und natürlich Corona bedingte Verzögerungen. Entsprechend glücklich sind Dominik Krummenacher und sein Team nun über die erfolgreiche Auslieferung. «Es ist genau das Resultat, das wir uns erhofft hatten. Der Aufwand hat sich wirklich gelohnt.» tiz
Der Rüstwagen auf Video
Durchfahrt beim «Pfauen»
Erste Vorfahrt im Glattbrugg