Anstösser am Werdenweg wehren sich

02.03.2016 | Erich Gmünder
werdenweg ueberbauung (20)
werdenweg ueberbauung (20)
Visiere zeigen den Standort des geplanten Neubaus an. Foto: EG

Erich Gmünder

Ein Bauprojekt für ein Mehrfamilienhaus mit 14 Wohnungen hinter der Turnhalle Dorf hat die Anwohner aufgeschreckt. Gegen das Projekt sind über ein Dutzend Einsprachen eingegangen.

Bauherrin ist die Suttero Immobilien AG mit Sitz an der Schützenbergstrasse 30. Sie plant auf dem Grundstück Werdenweg den Neubau eines Mehrfamilienhauses mit 14 Wohnungen samt Tiefgarage und Aussenparkplätzen. Dafür sollen eine alte Trafostation abgebrochen und ein interner Erschliessungsweg zurückgebaut werden.

Böses Erwachen

Vierzehn Tage vor Weihnachten seien plötzlich riesige Visiere aufgestellt worden, erinnert sich ein Anwohner. Viele Nachbarn seien entsetzt gewesen und hätten sich verwundert die Augen gerieben. Dies insbesondere auch, weil das Neubauprojekt südlich von zwei bestehenden Mehrfamilienhäusern am Werdenweg zu stehen käme und diesen praktisch die ganze Alpsteinsicht nehmen würde. Die Mieter machten die Faust im Sack.

Einspracheberechtigt sind jedoch nur die Grundeigentümer mit Anstoss. Von dieser Seite kamen insgesamt über 14 Einsprachen.

Der Fachmann wundert sich

Einer der Anstösser ist der Teufner Architekt Sascha Koller, der deshalb als Mitglied der Baubewilligungskommission in Ausstand getreten ist. Er hätte der Bauherrschaft ein anderes Vorgehen empfohlen, erklärt er. In seiner Praxis als Architekt suche er jeweils auf der Basis eines Vorprojektes das Gespräch mit Behörden und Nachbarn. Deren Einwände und Ideen flössen in das Projekt ein.

«Es entsteht ein konstruktives Gespräch, und unter dem Strich spart man Geld und Zeit», weiss Sascha Koller aus Erfahrung. So hingegen schaffe man verhärtete Fronten und verspiele Vertrauen, auf das man als Bauherr angewiesen sei.

Baurechtlich alles korrekt, aber…

Sascha Koller betont, dass beim Projekt aus baurechtlicher Sicht alles korrekt sei, von den Abständen über die Bauhöhen bis zur erlaubten Ausnutzung hätten die Verfasser die Vorgaben eingehalten.

Es sei aber ein Trend festzustellen, eine maximale Ausnützung herauszuholen, was grundsätzlich legitim ist, aber oft zu unförmigen Volumen führe, welche sich ortsbaulich sehr schlecht integrieren lassen. So mit einer Gebäudetiefe von bis zu 16 Metern, während in Teufen maximal 12 Meter üblich seien. Auch die Dachform mit drei Quergiebeln sei aussergewöhnlich und gewöhnungsbedürftig.

Zwar gehöre das Gebiet nicht in engerem Sinn zum geschützten Ortsbild. Er würde sich jedoch mehr Rücksicht auf vorwiegend die ältere, gewachsene Bausubstanz in der Umgebung wünschen. In diesem Sinne empfiehlt er, in Zusammenarbeit mit dem F.A.O.T (Fachgremium für Architektur und Ortsbildberatung Teufen) ein Gesamtkonzept zu erarbeiten, welches sich in die bestehende Quartierstruktur einfüge.

Andere Anstösser bedauern auch, dass der interne Erschliessungsweg verloren ginge, der vor allem von Kindern auf dem Schulweg gerne benutzt werde, und sie befürchten, dass die Zufahrt zu ihren Häusern während der Bauphase massiv eingeschränkt werde.

«Wohnen bei der Turnhalle Dorf»

Hinter dem Projekt für das geplante neue Mehrfamilienhaus auf der noch freien Grünfläche hinter der Turnhalle Dorf am Werdenweg steht die Suttero Immobilien AG. Das Grundstück gehört den Geschwistern Barbara Ehrbar-Sutter und Reto und Ernst Sutter, zu deren Immobilien-Portfolio auch die beiden angrenzenden Mehrfamilienhäuser mit der Anschrift Werdenweg 7/7A zählen. «Wenn es keine Einsprachen gegen unser Baugesuch gibt, wollen wir diesen Sommer loslegen», sagte Ernst Sutter, VR-Präsident der familieneigenen Immobilienfirma gegenüber der Appenzeller Zeitung (Ausgabe vom 23. Januar 2016).

Die vierzehn Mietwohnungen sollten dann im Herbst 2017 bezugsbereit sein. Die Baukosten beziffert er mit rund 4,9 Millionen Franken.

Nebst dem viergeschossigen Wohnhaus ist auch eine Sammelgarage mit Abstellplätzen für 24 Fahrzeuge geplant. Zudem sind acht Parkplätze im Freien vorgesehen. Für das Bauprojekt müssen eine bestehende Trafostation abgebrochen sowie die vorhandenen Bäume und Sträucher gefällt werden. Sie sollen durch eine neugestaltete Grünfläche ersetzt werden.

Die Bauplanung sei aufgrund des durch das Grundstück verlaufenden, unterirdischen Bachs eine Herausforderung gewesen. «Wir mussten sowohl den bestehenden Verlauf als auch die von der Gemeinde geplante Offenlegung des Bachs in unserer Planung berücksichtigen », sagte Ernst Sutter. Es sei nämlich noch nicht klar, ob die entlang der Schützenbergstrasse vorgesehene, partielle Offenlegung auf ihrer oder der gegenüberliegenden Strassenseite erfolgen werde. TP

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