Auch die Jungfreisinnigen äussern sich zur ODT-Diskussion. Foto: tiz
Auch die Jungfreisinnigen haben sich mit der Tunnel-Abstimmung auseinandergesetzt. In Ihrer Stellungnahme (siehe Kasten) geben sie zwar keine Abstimmungsparole ab, sie vertreten aber eine klare Meinung: Doppelspur oder ein «echtes» Jahrhundertprojekt.
Über sie wird in der ODT-Diskussion oft gesprochen, zu Wort kommen sie aber selten: die Jungen. Es sind die nächsten Generationen, die mit dem umgesetzten Projekt am längsten leben werden. Zu ihnen gehören die Jungfreisinnigen Teufen. Bisher haben sie sich im Abstimmungskampf nicht öffentlich geäussert. Vergangene Woche haben sie nun eine Mitteilung verschickt. «Uns schien es wichtig, dass die viel erwähnte ‘Jugend’ auch Stellung bezieht», sagt Philipp Kessler. Der 22-Jährige schliesst heuer sein Bachelor-Studium an der HSG ab und präsidiert die Jungfreisinnigen zusammen mit Salome Bänziger. Für ihn sind die jüngeren Generationen nach wie vor nicht wirklich Teil der Diskussion: «An der Info-Veranstaltung wurde das offensichtlich: Ich und Muriel waren wohl fast die einzigen unter 25.» Aber woran liegt das? Auch die Jungen sind schliesslich mit Auto, Velo, Zug oder zu Fuss im Dorf unterwegs. Müssten sie sich nicht auch für dieses Grossprojekt interessieren? «Einerseits sind wir von der Vergangenheit weniger ‘traumatisiert’ und deshalb weniger emotional. Und andererseits nehmen wir es wohl eher als reines Infrastrukturprojekt wahr.» Mit anderen Worten: Für Kessler und seine Altersgenossen ist es wichtig, dass die Zugverbindungen nach St. Gallen und die Anschlüsse dort gut sind und der Verkehr fliesst – dann sind sie zufrieden. «Und das ist ja eigentlich heute schon so. Klar: Man sollte die Situation wirklich korrigieren, aber grundsätzlich funktioniert es.» Und was ist mit der Sicherheit?
Lieber Zug als Auto
Beim Lesen der Stellungnahme fällt auf: Eine klare Parole bzw. Abstimmungsempfehlung fehlt. Die Jungfreisinnigen haben bewusst darauf verzichtet, weil die Zeit für eine vollständige Mitgliederbefragung nicht gereicht hat. «Ich kann aber sagen: Wir sind nach wie vor klar für die Doppelspur. Daran hat sich nichts geändert.» Damit sind die «Jungen» in ihrer Meinung deutlich stabiler als viele Teufnerinnen und Teufner. Insbesondere die von den Tunnel-Befürwortern aufgeworfenen Sicherheitsbedenken haben bei einigen zu einem Umdenken geführt. «Wir vertrauen in diesen Fragen auf die Planer und Fachleute. Ausserdem sehen wir ja in den grossen Städten und in St. Gallen von Marktplatz bis Spisertor, dass es problemlos funktioniert.» Philipp Kesser geht sogar noch einen Schritt weiter: In Gesprächen mit routinierten Velofahrern habe er erfahren, dass diese den Zug den Autos vorziehen. «Weil er berechenbar ist und schneller bremsen kann.» Und die Schienen? «Ach, daran gewöhnt man sich schnell.»
Ein «richtiges» Jahrhundertprojekt
Eigentlich hoffen die Jungfreisinnigen auf ein «Nein» am 15. Mai und die darauffolgende rasche Umsetzung der Doppelspur. Aber sie wissen auch: Ein «Ja» ist bei der aktuellen Stimmung im Dorf und wegen des sehr aktiven Abstimmungskampfs der Tunnel-Befürworter nicht unwahrscheinlich. Deshalb blickt die Partei in ihrer Stellungnahme bereits in die Zukunft – und macht dabei den Fächer auf. «Wir fänden es schade, wenn nur eine Variante von Bahnhof bis Stofel geprüft wird. Wenn wir diese ‘Büchse der Pandora bzw. des Tunnelbaus’ schon öffnen wollen, sollten wir grösser denken.» Philipp Kessler meint damit eine deutlich weitere unterirdische Zugführung inkl. Kreuzungsstelle – bis Niederteufen oder gar bis in die Liebegg. Damit liesse sich vermutlich einiges an Fahrzeit einsparen und das ganze Dorf wäre «zugfrei». «Bei so einem Projekt könnte man dann wirklich von einem Jahrhundertprojekt sprechen. Das wäre kein halbbatzige Lösung für einige hundert Meter Strasse bzw. ‘Dorfkern’.» Kommt so etwas nicht zu Stande, ist für die Jungfreisinnigen klar: Lieber möglichst schnell die Doppelspur umsetzen, als eine überdimensioniertes und teures Tunnel-Projekt planen. tiz
Philipp Kessler und Salome Bänziger bilden das Co-Präsidium der Jungfreisinnigen Teufen. Foto: Archiv
Stellungnahme der Jungfreisinnigen
Die Jungfreisinnigen Teufen haben sich sowohl im Rahmen der Informationsveranstaltung der Gemeinde als auch an einer eigenständig durchgeführten Veranstaltung erneut mit der Frage nach der Zukunft der Ortsdurchfahrt auseinandergesetzt. Gerade vor dem Hintergrund, dass in der Debatte oft die «Interessen der Jugend» angeführt wurden, erachten es die JFT als angebracht, Stellung zur aktuellen Situation zu beziehen.
Wir sind der Ansicht, dass weder juristische und fachliche Schnellschüsse, noch das Ausspielen der involvierten Parteien gegeneinander zu einem nachhaltigen Resultat führen können. Mit der Doppelspur steht aktuell ein pragmatisches und zeitnah umsetzbares Projekt zur Verfügung, das die notwendigen Anforderungen an die Sicherheit und die Fahrplangestaltung erfüllt und die geringste finanzielle Belastung für die Gemeinde mit sich bringt. Diese Lösung wird von uns Jungfreisinnigen nach wie vor bevorzugt. Sollte aber der Wunsch, auch Alternativen zur Doppelspur umfänglich zu projektieren, in der Bevölkerung überwiegen, fordern die Jungfreisinnigen Teufen, dass der Fokus nicht lediglich auf den Tunnel Bahnhof-Stofel gelegt wird. Vielmehr sollte es in diesem Fall gewagt werden über den Tellerrand hinaus zu blicken und an Optionen zu denken, die den Namen Jahrhundertprojekt wahrlich verdient hätten.
Wir wünschen uns, dass in diesem Fall auch Projektierungen für längere Tunnelvarianten in Betracht gezogen werden, welche die Fahrzeit nach St. Gallen massiv reduzieren könnten, sofern diese als machbar und sinnvoll eingestuft werden. Ein solches Jahrhundertprojekt kann jedoch nur erfolgreich sein, wenn alle involvierten Parteien ihr Wissen konstruktiv einbringen können und von den anderen mit entsprechendem Respekt behandelt und in Entscheidungen miteinbezogen werden. Nur wenn alle an einem Strang ziehen, können wir ein nachhaltiges und zukunftsorientiertes Projekt realisieren.