Erich Gmünder
Gemeindepräsident Walter Grob liess an der Budgetversammlung eine kleine Bombe platzen: Der Gemeinderat will bis nächsten Sommer abklären, ob die Teufner Steuerzahler einen befristeten Zuschlag auf der Steuer akzeptieren. Damit könnte ein Bahntunnel von der Speicherstrasse bis zum Stofel finanziert werden. Erste Stimmen an der Versammlung waren durchwegs positiv.
«Die Verkehrsprobleme sind aus Sicht der Teufner gelöst, wenn die Bahn aus dem Ortskern verschwindet.»
Die Idee für einen Tunnel stammt aus dem Beirat zur Lösung der Teufner Verkehrsprobleme. An dessen letzter Sitzung war der Gemeinderat aufgefordert worden, als Alternative zur vom Gemeinderat favorisierten Doppelspurlösung auch die Finanzierung eines Tunnels nochmals zu überprüfen. Gemeindepräsident Walter Grob reiste danach mit Baudirektor Jakob Brunnschweiler nach Bern und sprach auf dem Bundesamt für Verkehr (BAV) vor – im Gepäck die notabene seit 2007 bestehenden Tunnelpläne. Und diesmal stiessen sie auf offene Ohren. Das BAV unterstützt die Tunnelidee, sofern Teufen bereit ist, die Mehrkosten von geschätzten 40 Mio. Franken selber zu tragen. Abklärungen ergaben, dass eine Bahninvestition über einen Zeitraum von 50 Jahren amortisiert werden darf. Die dafür vorgesehene separate Investitionssteuer würde demnach 0,2 Steuereinheiten betragen – just um diesen Betrag hatte Teufen dieses Jahr die Steuern gesenkt.
Urban Keller, Kantonsingenieur AR.
«Probleme wären auf einen Schlag gelöst»
Kantonsingenieur Urs Keller hatte vorgängig nochmals die Vor- und Nachteile von Einspur, Doppelspur und Tunnel einander gegenübergestellt. Aus Sicht der Gemeinde schneidet dabei die Tunnellösung am besten ab, während die Doppelspur aus Bahnsicht mehr Vorteile bietet. Keller fasste die Stimmung in Teufen mit einem Satz zusammen: «Die Verkehrsprobleme sind aus Sicht der Teufner gelöst, wenn die Bahn aus dem Ortskern verschwindet.»
Genau das soll mit dem Tunnel erreicht werden. Der Gemeinderat will nun die Grundlagen für eine Volksdiskussion erarbeiten und diese nächstes Jahr zur Diskussion stellen. Wenn sich eine Mehrheit für eine Weiterbearbeitung ausspricht, soll dem Volk im ersten Semester 2013 eine konkrete Vorlage zur Abstimmung unterbreitet werden. Wenn die Durchmesserlinie ab 2017 plangemäss realisiert sei, könne die Teufner Tunnellösung anschliessend unverzüglich in Angriff genommen werden, stellte Grob in Aussicht. Die Teufner Verkehrsprobleme stünden aber in keinem direkten Zusammenhang mit der Durchmesserlinie und müssten separat gelöst werden, wurde an diesem Abend mehrfach betont.
Tunnelumfahrung des Ortskerns
Gemäss der nun wieder aktuellen Projektidee soll die Appenzeller Bahn an der Speicherstrasse, just neben dem Wohnhaus von Baudirektor Jakob Brunnschweiler, im Portal verschwinden, in einem weiten Bogen den Dorfkern nördlich umfahren und erst beim Stofel wieder zum Vorschein kommen. Die Haltestelle beim Stofel soll dafür leicht verschoben werden und zwei Häuser müssten dort dem Projekt Platz machen. Grössere Anpassungen wären wegen des Niveauunterschiedes auch beim Bahnhof nötig, u.a. gäbe es neue, überdachte Perrons.
Diese Tunnelvariante war bereits 2007 ausgearbeitet worden. Das BAV stellte die Pläne damals jedoch aus finanziellen Gründen zurück und verlangte, dass zuerst andere Lösungen aufgezeigt werden sollten, wie z.B. mit der Doppelspur.
An der Versammlung wurde die nun vom Gemeinderat eingeschlagene Richtung unisono begrüsst. Selbst Matthias Schreier, der letztes Jahr den Ersatz der Appenzeller Bahn durch eine Buslösung gefordert hatte, sprach sich für die Tunnelvariante aus. Mindestens würden so die Probleme im Ortskern auf einen Schlag gelöst. Es gab aber auch Stimmen, welche eine gesamtheitliche Verkehrslösung – also auch für den überbordenden motorisierten Verkehr – forderten, während andere Stimmen davor warnten, die für das Gewerbe existenziell wichtigen Parkplätze aus dem Ortskern zu verbannen. Walter Grob sicherte zu, dass alle diese Anliegen aufgenommen würden.
1992 wäre Tunnel fast gratis zu haben gewesen
Die Tunnelidee war bereits 1992 in Teufen zur Diskussion gestanden, damals hätte der Bund die Kosten zu 90 Prozent übernommen. Das Projekt war aber nach einer negativen Konsultativabstimmung beerdigt worden. Diese Tatsache war in den letzten Jahren mehrfach bedauert worden, und es hatte immer wieder geheissen, eine solche Gelegenheit komme nicht so schnell wieder. Mit dem vom Beirat angeregten und nun vom Gemeinderat eingeschlagenen Weg rückt der Tunnel nun plötzlich wieder in greifbare Nähe – allerdings nicht mehr quasi zum Nulltarif.
So sieht der geplante Verlauf des Tunnels zwischen Speicherstrasse und Stofel aus. Zum Vergrössern bitte anklicken. Abbildungen: AB