«Was ich in den letzten Wochen erlebt habe, wünsche ich niemandem»
13.06.2018 | TPoscht online
Update 13. Juni 2018 0830 Uhr
Der Ex-Raiffeisenchef Pierin Vincenz wurde gestern Dienstag 12. Juni aus der Untersuchungshaft entlassen. Dies berichtet der Blick. Er erholt sich mit seiner Frau Nadja Ceregato an einem geheimen Ort.
Die Zürcher Staatsanwaltschaft bestätigte in der Zwischenzeit die Entlassung. Ebenfalls auf freiem Fuss ist seit Dienstag Vincenz‘ früherer Geschäftspartner bei der Kreditkartengesellschaft Aduno. Beide waren Verwaltungsräte der Aduno. Laut Oberstaatsanwaltschaft laufen die Ermittlungen weiter. Die Untersuchung sei «weit fortgeschritten». Deshalb seien die beiden Männer «unter Auflage verschiedener Ersatzmassnahmen» aus der Haft entlassen worden.
«Was ich in den letzten Wochen erlebt habe, wünsche ich niemandem», sagte Pierin Vincenz laut Tagesanzeiger nach seiner Entlassung. «Es geht mir den Umständen entsprechend gut und ich danke allen, die in dieser schwierigen Zeit zu mir stehen und mich unterstützen. Die Eröffnung des Strafverfahrens kam für mich völlig überraschend. Die Untersuchungshaft war aus meiner Sicht unnötig und ihre Länge völlig unverhältnismässig. Die Themenkreise des Verfahrens liegen Jahre zurück und sind bestens dokumentiert. Die im Rahmen des Strafverfahrens gegen mich erhobenen Vorwürfe bestreite ich nach wie vor und ich werde mich mit allen Mitteln dagegen wehren.»
Update 3. März 2018 0700 Uhr
Pierin Vincenz bleibt in Haft. Das Zwangsmassnahmengericht Zürich hat gemäss St. Galler Tagblatt Untersuchungshaft gegen den Ex-Banker und Aduno-Verwaltungsratspräsidenten und ein ehemaliges Verwaltungsratsmitglied der Kreditkartengesellschaft Aduno angeordnet. Damit sollen Absprachen unter den Beschuldigten verhindert werden. Es gilt nach wie vor die Unschuldsvermutung.
Laut NZZ kann der Haftentscheid am Zürcher Obergericht und später auch am Bundesgericht angefochten werden. Diese Entscheide muss der 62-jährige Bündner allerdings hinter Gittern abwarten. Das Regime für Untersuchungshäftlinge ist sehr streng. In der Regel verbringen sie 23 Stunden pro Tag in der Zelle, telefonieren ist selbst mit dem Anwalt untersagt, Besuch ist nur einmal wöchentlich hinter einer Trennscheibe gestattet.
Update 2. März 2018, 1600 Uhr
Patrik Gisel: „Ich bin erschüttert“
Am Rande der Bilanzmedienkonferenz von Raiffeisen nahm CEO Patrik Gisel heute Vormittag Stellung zur Affäre um seinen Vorgänger Pierin Vincenz. Neue Verdachtsmomente in der Strafklage der Staatsanwaltschaft Zürich hätten Raiffeisen bewogen, selber einen Strafantrag einzureichen. Es gehe um Treuhandverhältnisse, die für Raiffeisen nicht ersichtlich gewesen seien. Auf Nachfrage sprach Gisel laut St. Galler Tagblatt von «Verträgen von Aktionären mit dahinter liegenden Parteien, die nicht offen gelegt worden sind.» Vielmehr seien sie «bewusst versteckt» worden, «und das ist kriminelle Energie».“- „Ich habe während der ganzen Zeit sehr gut kooperiert mit Pierin Vincenz, umso mehr bin ich erschüttert von den Verdachtsmomenten, die jetzt aufgekommen sind“, sagte Patrik Gisel dem Reporter des Tagesanzeigers.
Update 1. März 2018, 1200Untersuchungshaft beantragt
Gemäss Informationen des St. Galler Tagblatt hat Pierin Vincenz seit Dienstag die Nächte in Zürich in Polizeigewahrsam verbringen müssen, wo er sich auch jetzt noch befindet. Nun beantragt die Staatsanwaltschaft Untersuchungshaft für den Ex-Banker sowie für den früheren CEO der Aduno-Gruppe, Beat Stocker. Darüber muss ein Haftrichter entscheiden. Die übrigen drei Beschuldigten wurden nach Einvernahmen wieder auf freien Fuss gesetzt.
28.02.2018 11.00 Uhr
Hausdurchsuchung in Teufen
Der frühere Chef von Raiffeisen Schweiz, Pierin Vincenz, kommt erneut unter Druck. Gemäss einem Bericht des St. Galler Tagblatts sowie weiterer Schweizer Medien hat die Aduno Holding AG Strafanzeige wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung gegen ihren ehemaligen Verwaltungsratspräsidenten eingereicht. Eine weitere Strafanzeige stammt von Raiffeisen.
In diesem Zusammenhang habe die Polizei am Dienstag in seinen Büroräumlichkeiten sowie an seinem Wohnsitz eine Hausdurchsuchung durchgeführt und umfangreiches Beweismaterial sichergestellt.
Im Rahmen der Ermittlungen sei das Verfahren auf drei weitere Personen aus dem beruflichen Umfeld des Beschuldigten ausgedehnt worden. Die Einvernahmen der Beschuldigten durch die Staatsanwaltschaft Zürich III sind demnach noch im Gange. Die Staatsanwaltschaft Zürich III klärt gemeinsam mit der Kantonspolizei Zürich ab, ob unter anderem auch mit dem durch die Finanzmarktaufsicht (Finma) untersuchten Verfahrenskomplex allfällig strafrechtlich relevante Interessenskonflikte bestanden haben.
Über das weitere Vorgehen entscheide die Staatsanwaltschaft im Laufe des Mittwochs, wie es in der Mitteilung weiter heisst.
Für Pierin Vincenz sowie alle weiteren Beschuldigten gilt die Unschuldsvermutung.
Vincenz: „Ein Schock“
„Als gestern Morgen früh die Polizei vor der Tür stand, war das für mich ein Schock. Ich bin von dieser Strafuntersuchung total überrascht und erstaunt. Ich bestreite die gegen mich erhobenen Vorwürfe vehement und werde mich mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln dagegen wehren», liess Pierin Vincenz gemäss Tagesanzeiger über seine PR-Agentur mitteilen. Er habe die Interessen der Firmen, für die er gearbeitet habe, stets gewahrt und sei nach wie vor überzeugt, dass er sich nichts habe zuschulden kommen lassen.
Auch Raiffeisen zeigt ihren Ex-Chef an
Kurz nach Bekanntwerden der Hausdurchsuchung teilte die Raiffeisen-Gruppe mit, dass sie gegen Vincenz ihrerseits eine Strafanzeige eingereicht hat. Sie sei am Dienstag von der Zürcher Staatsanwaltschaft über das Strafverfahren gegen ihren ehemaligen Geschäftsleitungsvorsitzenden Vincenz informiert worden. Raiffeisen nehme den Verdacht auf ungetreue Geschäftsbesorgung und die für uns neuen Indizien der Staatsanwaltschaft zum Anlass, auf eine juristische Aufklärung aller Vorgänge in der Vergangenheit zu drängen.
Darum habe der Verwaltungsrat auf Antrag der Geschäftsleitung beschlossen, als Privatklägerin dem oben erwähnten Verfahren beizutreten und reicht darüber hinaus Strafanzeige gegen Pierin Vincenz und gegen weitere möglicherweise involvierten Personen ein. Raiffeisen wolle damit einen „maximalen Beitrag“ zur lückenlosen Aufklärung leisten und behalte sich alle weiteren rechtlichen Schritte vor. Tgbl/TP