
Pfarrerin Marilene Hess weilte von Ende April bis Mitte August für knapp vier Monate im Bildungsurlaub „zwischen Alpen und Adria“. Sie suchte dabei unter anderem nach gemeinsamen Ressourcen von Kirche und Tourismus und unternahm Grenzgänge unter historischen, sprachlichen, kulturellen und religiösen Aspekten. Ihr Bericht:
Dankbar und staunend schaue ich auf meinen Bildungsurlaub zurück: Ich wollte diese Zeit nutzen, um einen Schritt hinaus aus dem klassischen kirchlichen Leben zu wagen – oder vielleicht eher zurück zu den Wurzeln, als die Kirche eine der ersten Tourismusveranstalterinnen war (Pilgerwesen, klösterliche Gastfreundschaft, Hospiztradition).
Nicht nur im Lehrgang Tourismusmanagement im Kloster Neustift bei Brixen (Südtirol) kam ich mit Leuten in Kontakt, die mich bestärkten, am Thema Spiritualität/Kirche und Tourismus dranzubleiben; mir fiel grundsätzlich auf, wie religiöse, spirituelle und kirchliche Themen viele Menschen beschäftigen und sie gerade in Freizeit und Ferien Musse haben, sich mit Sinnfragen auseinanderzusetzen, „über Gott und die Welt“ nachzudenken und sich von existentiellen Reflexionen umtreiben zu lassen.

Die Ausbildung zur Wanderführerin im Montafon/Vorarlberg kam meinen vielseitigen Outdoor-Aktivitäten, verbunden mit Interesse an Kulturgeschichte und der spirituellen Bedeutung des Unterwegsseins, sehr entgegen. Mir gefiel der vielseitige Lehrplan, bei dem nebst der körperlichen und mentalen Fitness alle Sinne angesprochen wurden.
Entschleunigung als Thema
In der inspirierenden klösterlichen Schreibwerkstatt St. Georg am Längsee/Kärnten lernten wir verschiedene Macharten des Schreibens kennen und uns konstruktive Rückmeldungen zu geben. Quasi als praktische Anwendung des im Wanderführerkurs und im Tourismusstudium Erlernten entdeckte ich die Freude am Organisieren von Kultur- und Naturreisen, in Verbindung mit Entschleunigung und Genuss. Etwa in der gelungenen Verbindung der Reise nach Verona zur Oper in der Arena mit anschliessenden Wandertagen im südtirolerischen Villnösstal.
Überdies kam mir die Freude am Schreiben zugute, als ich eingeladen wurde, an einem Wander- und Kulturanlass im osttirolerischen Villgratental mit dem sinnigen Namen „Herz-Ass-Runde und Herz-Jesu-Feier“ als Berichterstatterin teilzunehmen. Ergreifend die Prozessionen zur Erinnerung an die Tiroler Freiheitskämpfe, verbunden mit Feierlichkeiten und Höhenfeuern auf den Bergkämmen. (Das abgelegene ursprünglich gebliebene Villgratental ist übrigens ein echter Geheimtipp für alle, die unverdorbene Natur gepaart mit sportlichen Aktivitäten (Wandern und Skitouren) und unverfälschte kulturelle wie kulinarische Genüsse lieben!)
Woher – wohin – wozu?
Ein besonderes Abenteuer bildete die zweiwöchige Grenzgänger-Wanderung im Alpen-Adria-Raum von Kärnten über Slowenien nach Friaul und zurück auf dem Karnischen Kamm zwischen Italien, Österreich und Südtirol. Das Bewusstsein, dass die aktuellen Wege dort vor noch nicht einmal hundert Jahre immer wieder hart umkämpfte Kriegsgebiete waren, sensibilisierten mich, vertieft nachzudenken über Krieg und Frieden, Heimat und Fremde, Sinnfragen und Solidarität, woher? – wohin? – wozu?
Die Begegnungen berührten und inspirierten mich, solchen Fragen auf der Spur zu bleiben und sie als grundlegende allgemein menschliche Fragen zurück in meinen Alltag noch stärker zu gewichten.
Es bleibt mir, zu danken: all denen, die in irgendeiner Form zur Realisierung des Urlaubs beigetragen haben. Herzlich danke ich allen Vertretungen für pfarramtliche Dienste, meinen beiden Kolleginnen und den Mitarbeiter/innen der Kirchgemeinde, der KiVo und der Kirchgemeinde Teufen für ihre guten Gedanken und Wünsche sowie allen, die mich sonst in einer Form begleitet, ermutigt, unterstützt und bestärkt haben. Ausführlicher Bericht und Bilder unter http://www.ref-teufen.ch/index.php/blogmh
Marilene Hess
Bereit fürs Raftingabenteuer auf der Soca


