Nach der Ankündigung des Bundesrates vom 13. März musste es schnell gehen: Innerhalb eines Wochenendes stellten die Schulen von Präsenz- auf Fernunterricht um. Inzwischen ist das fünf Wochen her – zwei davon waren Frühlingsferien. Was für ein Fazit ziehen Ober- und Primarstufe?
Um die Schulleitungsbüros ist es nach wie vor sehr still. «Daran habe ich mich noch immer nicht gewöhnt», sagt Urs Schöni. Normalerweise ist das Ende der Frühlingsferien im Sekundarschulhaus auch das Ende der Stille. Dieses Mal ist aber alles anders. Die Lernenden sind nach wie vor daheim. Auch bei Priska Lussmann im Landhaus ist es «schon eher tötelig». «Ab und zu kommt jemand zum Kopieren oder Abholen von Unterlagen vorbei. Das ist alles.» Aber die Ruhe täuscht. Denn Arbeit gab es für die Schulleitung und die Lehrpersonen in den vergangenen Wochen mehr als genug. Insbesondere die rasante Umstellung Mitte März war ein Kraftakt. Seither läuft nun das «Experiment Fernunterricht». Und das Zwischenfazit fällt erstaunlich positiv aus: «Die Lernenden und Lehrpersonen sind nach wie vor sehr motiviert. Klar, wir mussten nach der Anfangsphase einige Anpassungen machen. Aber grundsätzlich funktioniert das System», so Urs Schöni. Auch Priska Lussmann ist zufrieden – trotz der anspruchsvollen Ausgangslage der Primarschule. «In der 5. und 6. Klasse arbeiten wir bereits digital mit ‘Teams’. In den darunterliegenden Stufen aber mehrheitlich nicht. Es braucht also passende Konzepte für jede Stufe. Diese wurde aber sehr schnell gefunden und umgesetzt.»
Sehnsucht nach Struktur
Ob Ober- oder Primarstufe: Je konkreter die Aufträge an die Lernenden, desto leichter fällt es ihnen sie umzusetzen. «Auch die Eltern sind froh um konkrete Vorgaben», so Urs Schöni. Für die Lernenden der Oberstufe bedeutet das: Jeweils von 8:30 bis 11 Uhr und von 14 bis 15 Uhr (ausser mittwochs) wird gearbeitet und über «Teams» kommuniziert. Die Zeiten wurden nach den ersten Wochen leicht angepasst. «Wir haben festgestellt, dass zwei zusätzliche Stunden am Nachmittag zu viel sind.» Zudem wurde ein Lern-Kalender für die Woche erstellt. Am Nachmittag geben die Lehrpersonen Inputs zu den musischen Bereichen – die Vormittage sind jeweils für ein Fach reserviert. «So können die Fachlehrer mitarbeiten und es bleibt nicht alles an den Klassenlehrpersonen hängen», so Schöni.
Auch bei der Primarschule gibt es fixe «Arbeitszeiten» im Heimunterricht. Sie gelten allerdings vor allem für «Zyklus Zwei» (3. – 6. Kl.). «Wir hatten bereits im Sommer 2019 eine Einführung in die Teams-Software. Jetzt mussten wir sie halt von heute auf morgen in Betrieb nehmen», sagt Priska Lussmann. Der Anfang war entsprechend holprig, mittlerweile klappt es aber mehrheitlich gut. Etwas weniger strukturiert läuft es bei den Kindergartenkinder bis 4.-Klässler ab. Auch sie erhalten Wochenpläne mit möglichst konkret formulierten Aufträgen. «Das können auch Videos sein, die die Lehrpersonen aufnehmen und auf eine eigens dafür geschaffene Web-Plattform stellen.» Aber die Bearbeitung der Aufgaben erfolgt anschliessend in Eigenregie. Dabei sind die Lernenden neben der aktiven Unterstützung durch die Lehrpersonen und Heilpädagoginnen auch auf die Beaufsichtigung der Eltern angewiesen. «Natürlich sind die Aufträge so konzipiert, dass die Schüler sie möglichst selbständig erledigen können. Aber ein paar Anweisungen – und sei es nur eine Aufforderung – der Eltern sind sicher wichtig.»
Eine Disziplinfrage
«Manchmal musste ich ihren Aktivismus sogar ein bisschen bremsen», erzählt Urs Schöni schmunzelnd. Die Motivation der Lehrpersonen sei – wie bei der Primarstufe – sehr gross. «Eine Idee folgte auf die nächste.» Bisher scheint die Energie noch zu reichen. Dasselbe gilt auch für die Lernenden. «Die meisten sind erstaunlich diszipliniert. Natürlich gibt es Ausnahmen. Aber die gibt es auch im Präsenzunterricht,» Ähnlich klingt es bei Priska Lussmann. «Wenn die Lernenden einen Auftrag abgeben mussten, fiel dann halt schon mal auf, dass der eine oder andere gekniffen hat.»
Unsicherer Start
Laut Bundesrat soll der Präsenzunterricht ab dem 11. Mai weitergeführt werden. Damit wäre die Halbzeit bereits erreicht. Insgesamt sechs Wochen Heimunterricht werden die Schulen bis dahin bewältigt haben. Die Auswirkungen auf die Zeugnisse sollten sich nach dieser Zeit in Grenzen halten. Und auch für die Jahrgänge, bei denen ein Übertritt oder ein Abschluss bevorsteht, sind keine grösseren Probleme zu erwarten. Die Einteilung der 6. Klässler war bereits vor dem Lockdown erledigt, und auch die Aufnahmeprüfungen für weiterführende Schulen nach der Oberstufe hatten die Lernenden bereits hinter sich. «Die Lehrstellensuche wird sich für einzelne nun natürlich etwas verschärfen. Aber ich denke, dass es auch da Lösungen geben wird», so Urs Schöni. Alles in allem ziehen er und Priska Lussmann bisher ein – den Umständen entsprechend – positives Fazit. Man habe einen Extrem-Crashkurs in Fernunterricht erhalten und dabei gelernt, was alles möglich ist. «Aber zudem wurde auch deutlich, wie wichtig der Präsenzunterricht und die persönliche Beziehung zwischen Lehrperson und Lernendem ist», so Lussmann.
Wer freut sich denn nun am meisten auf den 11. Mai: Lehrpersonen, Lernende oder Eltern? Festlegen wollen sich bei dieser Frage weder Schöni noch Lussmann: «Alle auf ihre Art. Die Kinder und Jugendlichen können es natürlich kaum erwarten, ihre Gspänli endlich wiederzusehen.» In welcher Form der Unterricht am 11. Mai wieder aufgenommen wird, ist noch nicht klar. Die Teufner Schulen warten diesbezüglich auf Anweisungen des Kantons, dieser wiederum wartet auf den Bund und die Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK). Schulleiterin und Schulleiter hoffen aber, dass der Schulalltag – unter Berücksichtigung der Hygienemassnahmen – so normal wie möglich organisiert werden kann. Denn den wenigen verbleibenden Wochen bis zu den Sommerferien kommt nun noch mehr Bedeutung zu als sonst zu. tiz
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