Ein ungewohntes Bild bietet sich am Mittwochabend an der öffentlichen Orientierungsversammlung im Lindensaal. Abstand und Leere prägen die Szene – sowohl im Saal als auch auf der Bühne. Trotz der wenigen Anwesenden wird der Voranschlag 2021 aber detailliert erläutert. Denn Gemeinderat und Ressortleiter Finanzen, Urs Spielmann, hat an diesem Abend eine besondere Zuschauerin: die Kamera.
Für die Veranstaltung im Lindensaal galt für einmal Anmeldepflicht. Fünf Personen hatten sich bei der Gemeindekanzlei gemeldet – drei waren schliesslich erschienen. Gemeindepräsident Reto Altherr begrüsste die Anwesenden eingangs wie gewohnt, richtete aber auch ein Willkommen an die Zuschauer Zuhause. Denn «aufgrund der aussergewöhnlichen Situation müsse man neue Wege gehen». In diesem Fall bedeutet das: Die Orientierungsversammlung wurde auf Video aufgezeichnet (siehe oben). Darin sind die kompletten Ausführungen von Gemeinderat Urs Spielmann, Leiter Ressort Finanzen, zu hören und zu sehen. Hier finden Sie zudem das Interview zum Voranschlag 2021 – und hier die detaillierte Darstellung. Was nun folgt, ist die Kurzzusammenfassung von Urs Spielmann in sieben Punkten:
Leichter Überschuss
Die Gemeinde rechnet im Jahr 2021 mit einem leichten Überschuss. Er beträgt 142’250 Franken (- 0,8 Mio. Franken auf Stufe 1, Operatives Ergebnis) und lieg damit über der Annahme für 2020. Diese geht von einer roten Null (- 17’300 Franken) aus. Dazu Spielmann: «In den vergangenen Jahren war das Ergebnis immer deutlich besser als budgetiert. Aus Transparenzgründen sahen wir uns deshalb verpflichtet, ein positiveres Ergebnis anzustreben.»
Steuerfuss bleibt
Nach der Steuerfusssenkung im Jahr 2019 auf 2,8 Einheiten ist das nun der dritte Voranschlag, der mit diesem Ansatz rechnet. Derzeit sieht die Gemeinde keinen Grund, den Steuerfuss anzupassen. Das, weil die Berechnungen mit 2,8 Einheiten «plausibel» seien und die anstehende Investitionswelle (Schulliegenschaften, ARA, ODT, Gemeindestrasse, Wasserversorgung etc.) aus den erwirtschafteten Mitteln gestemmt werden können. «Eine Senkung macht in diesen ungewissen Zeiten ebenfalls wenig Sinn.»
Keine Zusatzabschreibungen
Für 2021 sind anders als in den Vorjahren keine Zusatzabschreibungen budgetiert. Es werden also keine «künstlichen Reserven» gebildet.
Stabile Steuereinnahmen
Trotz Corona rechnet die Gemeinde im Vergleich zum Voranschlag 2020 mit nahezu gleichbleibenden Steuereinnahmen von knapp 33,3 Mio. Franken (- 244’200 Franken). Bei den juristischen Personen wird sogar eine leichte Zunahme (+ 0,55 Mio.) erwartet. Dazu wieder Urs Spielmann: «Diese Einschätzung kann man im aktuellen Umfeld als ambitioniert bezeichnen. Wir stützen uns dabei auf die Annahmen der letzten Jahre und die Konjunkturprognose des Kantons. Sie geht davon aus, dass im kommenden Jahr bereits eine Erholung der Wirtschaft zu spüren sein wird. Allerdings wurde diese Einschätzung im August gemacht. Mit anderen Worten: Die Fiskalerträge könnten auch deutlich tiefer ausfallen.»
Höherer Ordentlicher Aufwand
Der ordentliche Aufwand erhöht sich gegenüber dem VA 2020 um rund 0,4 Mio. Franken. Ausschlaggebend dafür ist insbesondere der höhere Transferaufwand. Teurer werden die Pflegefinanzierung (+ 0,3 Mio.), die Soziale Sicherheit (+ 0,363 Mio.), die Übrige Führsorge (+ 0,352 Mio.) und der Finanzausgleich (+ 0,130 Mio.). Für letzteres arbeitet der Kanton an einem neuen Verteilschlüssel, der Teufens Einzahlung (heute rund 42 % des Gesamtbetrags) vermutlich deutlich erhöhen wird. Demgegenüber rechnet die Gemeinde mit stagnierenden oder leicht sinkenden Ausgaben beim Personal- sowie Sach- und übrigen Aufwand.
Viel Ungewissheit
Die Corona-Pandemie machte die Ausarbeitung dieses Voranschlags noch komplexer als sonst. Die Auswirkungen der Pandemie bzw. der Massnahmen zu deren Einschränkungen sind heute noch kaum abzuschätzen. Urs Spielmann bezeichnete den Voranschlag 2021 aus dieser Perspektive als ambitioniert und «er könnte natürlich auch ziemlich daneben liegen. Das wird sich zeigen».
Grusswort des Gemeindepräsidenten
Zum Abschluss richtete sich Reto Altherr noch einmal an die Zuhörenden im Saal und an den Bildschirmen – mit einem Aufruf zu Disziplin, Durchhaltevermögen und Solidarität:
«Die Corona-Situation belastet uns alle in irgendeiner Form. Gewohntes ist nicht mehr oder nur unter Auflagen möglich. Leid, Sorgen und vor allem die Ungewissheit belastet uns alle. Es ist zu befürchten, dass uns das Virus noch einige Zeit begleiten wird. Helfen wir uns gegenseitig durch diese schwierige Zeit zu kommen, sei dies mit einer helfenden Hand oder einem guten Wort, unterstützen wir Handel und Gewerbe vor Ort und halten wir uns an die Verhaltens- und Hygieneregeln.
Ich durfte im Alltag schon viele gute Beispiele sehen und dies stimmt mich trotz allem zuversichtlich – ‘danke vielmol’. Die Gemeinde Teufen setzt alles daran, dass wir möglichst gut über die Runden kommen und wenn wir noch zusätzlich etwas machen können, lassen sie es mich doch wissen. Zusammen werden wir es schaffen. Ich danke Ihnen herzlich für Ihre Unterstützung. Machen Sie es gut und bleiben Sie gesund.»