Von wegen Männerberuf

17.12.2021 | Timo Züst
Ehrbar (2)
Gemeindepräsident Reto Altherr und Gemeinderätin Kathrin Dörig überreichen Barbara Ehrbar-Sutter eine Mini-Version der Gratulations-Tafel. Fotos: Sepp Zurmühle

Die Auszeichnung «Schweizer Metzger des Jahres» geht 2021 erstmals an eine Frau. Der Schweizer Fleisch-Fachverband (SFF) hat Barbara Ehrbar-Sutter den Titel «Metzgerin des Jahres 2021» verliehen. Die Gemeinde hat diese Leistung mit einer Glückwunsch-Tafel gewürdigt. Heute überreichten Gemeindepräsident Reto Altherr und Gemeinderätin Kathrin Dörig der Preisträgerin ein Mini-Version der Tafel. Die TP hat mit Barbara Ehrbar-Sutter über den «Männerberuf» Metzger gesprochen.

Sie wurden als erste Frau als «Metzgerin des Jahres» ausgezeichnet. Ist der Metzger nach wie vor ein Männerberuf?

Nein, das ist er schon länger nicht mehr. Bei uns wird das besonders deutlich: Wir haben heute mehr Frauen, die das Fleischfach erlernen, als Männer.

Es gibt also keine geschlechterspezifischen Berührungsängste mit Fleisch?

Überhaupt nicht. Die Ausbildung zum Fleischfachmann, resp. -frau gibt es mit den Schwerpunkten Veredelung (im Verkauf), Verarbeitung (Produktion) und Gewinnung (Schlachtung). Grundsätzlich stehen alle Ausbildungen für jedermann offen und werden sowohl von Frauen als auch von Männern ausgewählt. Es ist aber schon so, dass tendenziell Frauen die Ausbildung an der Verkaufsfront wählen, wo sie unter anderem pfannenfertige Produkte für Kunden aufbereiten und Männer die Verarbeitung von Fleisch- und Fleischspezialitäten in der Produktion bevorzugen. Da wir nicht selber schlachten, fällt die Ausbildung Gewinnung bei uns weg.

Von früher kennt man den Metzger-Beruf als eine sehr physische Aufgabe. Die Metzger waren die Männer mit den dicken Unterarmen und grossen Pranken. Wie viel Kraft braucht es heute noch?

Tatsächlich war früher der Metzgerberuf fälschlicherweise oft mit diesem Image behaftet. Heute wird das Bild mehr und mehr korrigiert. Bei den «schweren Aufgaben» kommt uns die Technik zugute. Wie das Konsumverhalten hat sich auch der Beruf verändert. Heutzutage muss sich der Fleischfachmann oder die Fleischfachfrau zusätzliches Wissen im Bereich Kochen aneignen.

Ich nehme an, das hat mit den Kundenwünschen zu tun?

Genau. Die Kunden wollen heute viel mehr Convenience-Produkte bzw. Vorgekochtes als früher. Für unsere Mitarbeitenden an der Verkaufsfront ist das eine tolle Möglichkeit, kreativ zu wirken und sich zu entfalten.

Ein wichtiges Argument für die Attraktivität eines Berufs für beide Geschlechter ist die Möglichkeit von Teilzeitanstellungen. Ist das in einem Produktionsbetrieb wie bei Ihrem möglich?

Bei uns arbeiten 60 Prozent der Angestellten in einem Teilzeitpensum. Für uns ist das eine sehr gute Lösung, da wir so die Spitzen besser abdecken können und flexibel bleiben.

Das Thema Fleischkonsum wird in den Medien in den vergangenen Jahren kritisch diskutiert. Hat der Metzger-Beruf in Ihren Augen auch längerfristig Zukunft?

Die neusten Zahlen zum Fleischkonsum in der Schweiz zeigen, dass sich weniger als 5 Prozent vegetarisch oder vegan ernähren. Das bedeutet, dass 95 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer nach wie vor Fleisch konsumieren. Der Trend geht klar in Richtung Qualität statt Quantität, was uns mit unserem regionalen und hochwertigen Sortiment im Fachhandel sehr entgegenkommt.

Die Pandemie ist nach wie vor das bestimmende Thema: Wie erging es «Breitenmoser» in den vergangenen 1,5 Jahren?

Während des ersten Lockdowns war die Nachfrage nach Produkten zum selber kochen sehr gross, was uns stark gefordert hat. Da Restaurants und Hotels wieder geöffnet haben, kehrt aber langsam wieder Normalität ein.

In den meisten Haushalten laufen die Vorbereitungen fürs Weihnachtsessen. Was wird dafür am häufigsten bestellt?

Mit Abstand am beliebtesten sind Fondue Chinoise, Fondue Bourguignonne oder Tischgrill. Danach folgen das Filet Wellington und der heisse Schinken.

Noch ganz allgemein gefragt: Was ist entscheidend für den Erfolg Ihres Unternehmens?

Ganz klar die Mitarbeitenden. Sowohl im Hintergrund als auch im direkten Kundenkontakt. Ich darf zwar jeweils diese schönen Lorbeeren abholen, aber entscheidend ist das Engagement des ganzen Teams. Jeder von ihnen ist ein Teil des Mosaiks und trägt entscheidend zum Erfolg bei.  tiz

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