Alexandra Grüter-Axthammer
In der letzten Augustwoche ist es soweit, Angelika und Daniel Zink wandern nach Portugal aus (TP06/2021). Daniel Zink macht sich mit dem Elektroauto auf den Weg. Zwei Tage später folgt Angelika mit dem Flugzeug.
Der BMW i3 steht vollgepackt mit einigen Taschen und den wenigen Dingen, welche die Zinks mit nach Portugal nehmen, vor dem Haus am Gopfweg. Etwas nervös sei er nun doch, sagt Daniel Zink vor der Abfahrt. Vor ihm liegen rund 2200 Kilometer. Er ist zwar reiseerfahren und freut sich auf das Abenteuer und die bevorstehende Autofahrt, allerdings ist er noch nie so weit mit dem Elektroauto gefahren. Die Reichweite seines BMWs beträgt rund 200 Kilometer und ist ausgerichtet auf den Nahverkehr. «Wie viele Kilometer ich mit einer Batterieladung und vollgeladen zurücklegen kann, weiss ich noch nicht. Ich rechne mit rund 150 Kilometern.» Er hat seine Reiseroute geplant und auch die Ladestationen sind bereits vor der Reise bestimmt. «Ich habe drei verschiedene Ladekarten und Apps, ausserdem verschiedene Stecker dabei.»
Seine erste Etappe führt ihn bis kurz nach Bern, wo er problemlos laden kann in 30 Minuten. Es bleibt ihm gerade genügend Zeit für ein kleines Mittagessen. An der Grenze nach Frankreich werden die Papiere von Daniel Zink für die Überfuhr des Autos kontrolliert. «Es war nicht ganz klar, was sie genau sehen wollten, ich habe ihnen einige Papiere gezeigt und den QR-Code vom Covidtest. Nach fünf Minuten lockerem Plaudern konnte ich weiterfahren.»
In Frankreich legt er die meisten Kilometer auf der Autobahn zurück. Gelegentlich trifft er auf eine Ladestation, die nicht funktioniert und zieht dann weiter. «Ab und zu wurde es schon etwas knapp, wenn ich dann nur noch für 10 Kilometer Energie hatte, aber es hat immer gereicht.»
Am Mittwoch durchquert er bereits Spanien. Mittlerweile stellt sich etwas Routine ein und ein Rhythmus. 100 bis 150 Kilometer fahren und dann dreissig Minuten Pause, während denen die Batterie aufgeladen wird. «Ich war nie erschöpft oder extrem müde. In den Pausen habe ich mich gesteckt und mir die Beine ein wenig vertreten. Ich habe das Gefühl, das war für die lange Strecke ein guter Rhythmus. «Mit der Karte von BMW und MOVE funktionierte das Laden nicht optimal. Ich verstehe nicht, warum es in der EU nicht eine einheitliche Karte gibt, die überall funktioniert.» Am wenigsten Probleme hatte Daniel Zink mit der Karte von Chargemap.
In Portugal wird’s richtig knapp
Nach drei Tage Autofahrt erreicht Daniel Zink am Mittwochabend Portugal. Den Grenzübergang habe er verpasst, da seien weder Zöllner gestanden noch habe er einen Grenzposten bemerkt. Das Wetter sei wunderbar, 25 Grad und er übernachtet in einem Hotel. Der Besitzer sei wahnsinnig freundlich und er dürfe hier auch sein Elektroauto gratis laden.
Vor ihm liegen die letzten 350 Kilometer. Auf dem Weg besucht er ein Schweizer Ehepaar, welches vor einigen Monaten nach Portugal ausgewandert ist und den Zinks einige nützliche Tipps geben konnten für den Umzug. Auf den letzten Kilometern wurde es dann aber doch noch etwas aufregend, wie Daniel Zink erzählt. «In einem kleinen Dorf stand eine nigelnagelneue Ladestelle, leider funktionierte die nicht. Es gab Probleme mit der Ladekarte und mit dem Stecker. Bald standen etwa sieben Portugiesen um mich und versuchten mir zu helfen.» Mit Händen und Füssen verständigten sie sich, er könne kein Portugiesisch und mit Englisch kam er auch nicht weiter. «Die Leute waren sehr freundlich und hilfsbereit. Ich glaube ich war die Attraktion des Tages.» Es habe aber alles nichts geholfen und ein Techniker wurde gerufen, auch dieser konnte nur bedingt helfen. «Ich konnte dann mit 11 Kilowatt laden, das würde etwa zwei Stunden dauern. So habe ich dann nicht vollgeladen und fuhr zur nächsten Station. Die war aber geschlossen, die nächste defekt und als ich gerade noch für 20 Kilometer Energie hatte bei der nächsten Station, war diese besetzt. Bis dahin war noch keine einzige Ladestation besetzt.» Aufladen konnte er die Batterie dann in Sertà, etwa 160 Kilometer von seinem neuen zu Hause.
Am Abend erreichte er die gemietete Ferienwohnung. «Unser Haus ist noch nicht fertig gebaut, bis es soweit ist haben wir eine Wohnung gemietet.»
Auch Angelika ist in Lissabon gelandet und verbringt dort ihre ersten Tage. Sie sei alleine mit dem Zug nach Zürich gefahren. «Unsere Töchter hätten mich zum Flughafen begleitet, das wollte ich aber nicht. Ich mag es, genügend Zeit zu haben am Flughafen. Die beiden kennen mich natürlich und respektieren das.» Sie habe sich für das Flugzeug entschieden, weil der BMW ziemlich voll war … der Hauptgrund jedoch sei, dass sie eine ganz schlechte Beifahrerin sei und sie keine Ehekrise wollte.
In Lissabon habe sie sich sehr wohl gefühlt. Wenig Hektik und die Leute seien sehr hilfsbereit. So habe man ihr an der U-Bahn geduldig den Ticketautomat erklärt. «Das senkt den Stressfaktor natürlich erheblich», sagt sie. Nach drei Tagen in der Stadt fuhr sie dann mit dem Fernbus etwa eine Stunde nach Caldas da Rainha, wo Daniel sie abholte und sie gemeinsam nach Nadadouro fuhren.