Bereits zum zweiten Mal ist der Rettungsdienst vom Spitalverbund Appenzell Ausserrhoden (SVAR) in der Badi Teufen zu Gast. Hier wird unter möglichst realen Bedingungen ein Freibad-Einsatz geübt. Davon profitieren die Auszubildenden – aber auch die Bademeister.
«Sehe ich irgendwelche Verletzungen oder Läsionen an den Beinen?» Die Frage richtet sich an eine der Berufsbildnerinnen. Vier von ihnen leiten die heutige Übung des Rettungsdiensts SVAR – und beurteilen die Leistungen der drei Studierenden (dipl. Rettungssanitäter HF). «Nein, nichts an den Beinen. Bloss die Prellung am Kopf», antwortet sie. «Dann fokussiere ich mich also auf den Kopf.» Der junge Mann, der nun neben dem Nichtschwimmerbecken der Badi Teufen auf der Bahre liegt, trieb kurz zuvor noch im Wasser. Dort hatten ihn Bademeisterin Irene Manser und die Mutter des Verletzten entdeckt und geborgen. «So würde das auch im Ernstfall ablaufen. Wir tun als Bademeister was wir können, bis der Rettungsdienst eintrifft», sagt Irene Manser.
Heute Vormittag hat der Rettungsdienst in der Badi drei Szenarien geübt. Berufsbildner Artan Saiti zum Hintergrund dieser ersten Rettung: «Der junge Mann hatte kurz vor dem Sprung ins Wasser ein sehr kaltes Getränk konsumiert. Diese Kombination hatte negative Auswirkungen auf seinen Kreislauf. Der Blutdruck sank rasch, der Herzschlag verlangsamte sich. Das führte zur Bewusstlosigkeit.» Die Aufgabe der Studierenden ist es nun, den ohnmächtigen Mann möglichst rasch, gründlich und vorsichtig auf Verletzungen, Folgeschäden und natürlich allfälliges Wasser in der Lunge zu untersuchen. «Daran könnte er ertrinken.»
Hand in Hand
Der Rettungsdienst SVAR führt pro Jahr fünf solcher «Studi-Tage» durch. Dabei werden die Auszubildenden mit seltenen, aber realistischen Übungsszenarien konfrontiert. Meist in Zusammenarbeit mit anderen Rettungs- oder Blaulichtorganisationen. «Ein Einsatz in einer Badi ist zwar keine Seltenheit. Aber das zu üben, insbesondere die Zusammenarbeit mit dem Badi-Personal, ist sehr wertvoll für die Studierenden», sagt Artan Saiti. Auch für Irene Manser und ihr Team ist der Besuch des Rettungsdienstes eine spannende Erfahrung – und eine wichtige Auffrischung. «Wir haben natürlich alle die entsprechende Erste-Hilfe-Ausbildung. Aber man lernt trotzdem jedes Mal etwas dazu. Und es ist einfach beruhigend zu wissen, dass diese Spezialisten im Ernstfall so nahe sind.»
Gute Chancen
«Du gehst nachher in den Sand? Dann klebe ich besser noch ein zweites Pflaster drauf.» Irene Manser verbindet gerade den Fuss eines jungen Badegastes im Sanitäts-Zimmer. Solche kleinen Verletzungen gehören im Freibad-Betrieb zum Alltag. Aber auch folgenschwerere Unfälle bringen die erfahrene Bademeisterin und Rettungsschwimmerin nicht aus der Ruhe. «Vergangene Saison mussten wir zweimal die Sanität rufen. Einmal wegen einer ausgerenkten Schulter und einmal wegen einer extremen allergischen Reaktion. Das gehört dazu und wir wissen, wie wir mit solchen Situationen umgehen müssen.» Berufsbildner Artan Saiti bezeichnet die Ausgangslage für Verletzte in einem Freibad deshalb auch als sehr gut. «Das gefährlichste ist, wenn niemand zu einem Patienten schaut. Hier haben wir immer eine Erstbetreuung vor Ort, die uns wichtige Informationen liefern und notfalls lebenserhaltende Massnahmen ergreifen kann.» tiz