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13.03.2025 | Timo Züst
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Gemeinderat und Leiter des Finanzressorts Urs Spielmann (rechts): «Das Investitionsniveau ist nach wie vor nicht nachhaltig.»

Kurz gesagt: Es sieht gut aus. Die Rechnung 2024 der Gemeinde Teufen weist zwar ein Minus von knapp 900'000 Franken bei der betrieblichen Tätigkeit aus. Beim operativen Ergebnis resultiert dank einer Neubewertung der Liegenschaften aber ein Plus von 3.1 Mio. Franken. Dazu kommen 1.7 Mio Franken ausserordentliche Erträge. Das ermöglicht wie schon in den Vorjahren eine Vorfinanzierung. Dieses Mal fliessen 3 Mio. Franken in den Projektierungskredit für den Bahntunnel. Unter dem Strich resultiert so ein Überschuss von 1.78 Mio. Franken – das Budget ging von einer schwarzen Null aus. Damit folgt die Rechnung dem Trend der vergangenen Jahre. Das gilt auch für die mahnenden Worte.

Hinweis: Hier geht es zur offiziellen Medienmitteilung der Gemeinde.

«Gerade bei so einem Ergebnis ist es wichtig, dass man sich austauschen kann. Es gibt hier nämlich einige Hintergründe zu erläutern.» Damit definiert Gemeindepräsident Reto Altherr zum Start auch gleich das Ziel der Medienkonferenz: Die Pressevertreter sollen die Rechnung 2024 nach der Präsentation so gut wie möglich verstehen. Oder wenigstens Abweichungen und Sondereffekte erläutern können. Der grösste ist in diesem Fall die Neubewertung der gemeindeeigenen Liegenschaften im Finanzvermögen. «Diese Schätzung müssen wir alle fünf Jahre durchführen. Die letzte war 2019», erklärt Gemeinderat Urs Spielmann (Ressort Finanzen). Eigentlich eine kurze Zeit. Vor allem im Immobilienbereich. Aber in Teufen haben diese fünf Jahre zu einer buchhalterischen Besserstellung von 3.2 Mio. Franken geführt. «Die grössten Wertsteigerungen haben das Gewerbeland Weirden mit einem Plus von fast 1 Mio. Franken, das Bauland im Unteren Hörli mit plus 600’000 Franken und das ‘Bächli’ mit plus 630’000 Franken verzeichnet.»

Besonders die Erbschaftssteuern waren mit 3.6 Mio. Franken sehr hoch. Da hatten wir nur mit 800’000 gerechnet.

Urs Spielmann

Diese Neubewertung verschafft der Gemeinde nun etwas «buchhalterische Luft» und führt zu einem operativen Überschuss von knapp 3.1 Mio. Franken – budgetiert war auf dieser Stufe ein Minus von 2.9 Mio. Franken. «Wir bleiben unserer Linie treu und haben mit diesem Betrag eine Vorfinanzierung von 3 Mio. Franken für den Projektierungskredit Bahntunnel gebildet», erklärt Spielmann. Das ist legitim, da es sich um einen vom Volk abgesegneten Kredit (4.45 Mio. Franken / 25. September 2022) handelt und die Gemeinde bereits Aufträge in Höhe von 3 Mio. Franken vergeben hat. Aber warum macht so eine Vorfinanzierung überhaupt Sinn? Leiter der Finanzverwaltung Andreas Giger erklärt: «Auch Projektierungskosten müssen wir buchhalterisch aktivieren und später abschreiben – sie gelten als Eventualinvestition. Wird das Bauprojekt später an der Urne abgelehnt, müssen wir den gesamten Betrag innerhalb eines Jahres auf 0 abschreiben. Wird das Tunnel gebaut, gleicht sich die Abschreibedauer an die des Tunnels an.» Mit dieser Einlage von 3 Mio. Franken macht die Gemeinde also das gleiche wie schon bei der Vorfinanzierung von insgesamt 22.3 Mio. Franken für die neue Sek: Sie schafft sich buchhalterische Reserven. Für die Rechnung 2024 hatten die Sek-Abschreibungsreserven einen positiven Effekt von fast 900’000 Franken. «Und den haben wir nun noch für Jahrzehnte», sagt Urs Spielmann.

Den Sondersteuern sei Dank

Auch hier sieht eigentlich alles rosig aus. Der Fiskalertrag lag 2024 mit 37.2 Mio. Franken rund 400’000 Franken über Budget. Aber auch hier ist es etwas komplizierter. Die Krux liegt in der Zusammensetzung dieser Besserstellung. «Bei den natürlichen Personen, dem Kern der Steuereinnahmen sozusagen, lagen wir mit den budgetierten 27.99 Mio. Franken recht gut. Es wurden schliesslich 27.33 Millionen», so Urs Spielmann. Weit daneben lag man hingegen bei den juristischen Personen. Der Voranschlag hoffte auf 4.34 Mio. Franken. Tatsächlich flossen aber nur 2.74 Mio. Franken in die Gemeindekasse. «Hier war das Abschätzen besonders schwer, da wir 2023 und 2022 massiv höhere Einnahmen hatten. Woher diese genau kamen, weiss nur der Kanton. Uns wurde nur gesagt: Es waren einmalige Sondereffekte.» Es gilt nun also zu eruieren, wo ungefähr der nachhaltige Teufner Steuerertrag bei den juristischen Personen liegt. Spielmann vermutet: um die 3 Mio. Franken (Hinweis: Der Voranschlag 2025 geht von 4 Mio. aus). Aber woher kommt dann das Gesamtplus bei den Steuern von 400’000 Franken? Von den Sondersteuern. «Besonders die Erbschaftssteuern waren mit 3.6 Mio. Franken sehr hoch. Da hatten wir nur mit 800’000 gerechnet.»

Personal- und Sachaufwand

Das Personal kostete die Gemeinde im vergangenen Jahr ziemlich genau so viel wie erwartet: 26.57 Mio. Franken (Budget: 26.44 Mio.). Ein Anstieg ist – wie fast jedes Jahr – bei den Lehrkräften zu verzeichnen. «Die Beschulung wird immer ressourcenintensiver, insbesondere wegen der Integrationsanstrengungen», erklärt Finanzverwalter Andreas Giger. Für den Sach- und Übrigen Betriebsaufwand musste hingegen fast 1.1 Mio. Franken weniger aufgewendet werden als budgetiert, nämlich 14.57 Mio. Franken. Grund dafür sind vor allem Minderausgaben für den Strassenunterhalt (-0.6 Mio.), Energie, IT, Verwaltung und Heime (je -0.2 Mio.).

Verkraftbar wären wohl eher Investitionen von 6 Mio. Franken pro Jahr.

Auch eine positive Bilanz lässt sich für einmal bei den Transferaufwänden und -erträgen feststellen. Dabei handelt es sich um Beiträge aus oder an kantonale und interkommunale Leistungen. Während die Aufwände 2024 mit 14.46 Mio. Franken ziemlich genau auf Budget-Niveau (14.63 Mio.) waren, schossen die Erträge mit 4.22 Mio. Franken (3.31 Mio.) obenaus. «Das liegt vor allem an den höheren kantonalen Beiträgen für Bildung und Sozialhilfe. Das wussten wir zum Zeitpunkt der Budgetierung noch nicht», sagt Urs Spielmann.

Nachhaltiges Investitionsniveau?

Auch im vergangenen Jahr hat Teufen wieder einiges investiert: 10.94 Mio. Franken. Das ist zwar weniger als budgetiert (13.37 Mio. Franken) und deutlich weniger als in den Vorjahren (2023: 18.63 Mio. / 2022: 12.34 Mio.), aber immer noch «zu viel». «Ein Blick weiter zurück zeigt, dass wir uns nach wie vor auf einem nicht nachhaltigen Investitionsniveau befinden. Verkraftbar wären wohl eher 6 Mio. Franken», so Urs Spielmann. Immerhin: Fast 6 Mio. Franken der Investitionen von 2024 konnte Teufen «aus der eigenen Tasche» zahlen. Das ist mehr als im Vorjahr. «Aber wir sind nicht mehr liquide genug, um ohne Fremdmittel alles bezahlen zu können.» Stand heute hat Teufen Bankkredite in Höhe von etwa 11 Mio. Franken aufgenommen. Das Eigenkapital der Gemeinde betrug per 31. Dezember 2024 allerdings 64.5 Mio. Franken – es wuchs im Vorjahresvergleich um 4.5 Mio. Franken. «Wir haben zum Glück auch immer noch ein Nettovermögen. Uns geht es also nach wie vor gut.» Das zeigt sich auch in den beiden wichtigen Kennzahlen Nettoverschuldungsquotient und Selbstfinanzierungsgrad. Ersterer beträgt -35.58 Prozent (negativ ist hier positiv) und der Selbstfinanzierungsgrad liegt bei 71.52 Prozent.

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